Der Versuch, E10-Benzin auf dem Markt zu etablieren, ist missglückt. Dennoch ist das Thema „Bio im Tank“ omnipräsent. Wissenschaftler forschen seit Jahren daran, wie man Kraftstoff ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe gewinnen kann. Ein Durchbruch gelang dem Bereich Biofuels am Fraunhofer-Institut UMSICHT.
Die weltweit steigenden Anforderungen an die Mobilität zollen ihren Tribut: Die nur begrenzt zur Verfügung stehenden fossilen Rohstoffe zur Treibstoffgewinnung werden immer knapper – die Preise dagegen steigen stetig. Auch die hohen CO2-Emissionen sind zunehmend Thema sowohl politischer als auch gesellschaftlicher Diskussionen. Die Einführung neuer alternativer Kraftstoffe sollte diese Probleme mindern, sorgte jedoch in allererster Linie für Misstrauen und Unsicherheit in der Bevölkerung, da teilweise Modifizierungen der Fahrzeugantriebe erforderlich waren und die Markteinführung des Kraftstoffs nicht optimal kommuniziert wurde. Bei Biokerosin sind besonders hohe Qualitätsanforderungen zu erfüllen und die bisherigen Rohstoffe stehen im Verdacht, an der Regenwaldabholzung beteiligt zu sein. Aus diesen Gründen ist sowohl die Automobil- und Flugzeugbranche als auch die mobile Bevölkerung seit Langem an der Herstellung hochwertiger Biokraftstoffe interessiert, die die oben ausgeführten Probleme reduzieren.
Im Fokus bisheriger Forschungen standen hauptsächlich ökologische Rohstoffe, die keine aufwändigen Aufbereitungsprozesse verlangen und zudem in großen Mengen zur Verfügung stehen. Der Bereich Biofuels am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht hat hingegen ein Verfahren entwickelt, das die Herstellung hochwertiger Biokraftstoffe aus Altfetten und Öl-Rückständen erlaubt. Die Vorteile dieses Prozesses: Die verwendeten Grundstoffe stehen in keinerlei Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung und sind in großen Mengen und kurzfristig verfügbar – und das bei reduzierter CO2-Emission. Im August 2011 gründeten die Wissenschaftler mit Unterstützung von Fraunhofer Venture die Greasoline GmbH zur Vermarktung dieser patentierten Technologie.
Keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln
Das Gründungsteam von Greasoline hat eine Technologie entwickelt, mithilfe derer die Herstellung von hochqualitativen Kraftstoffen aus biobasierten Ölen oder Fetten jeglicher Qualität möglich ist, ohne dabei Wasserstoff oder herkömmliche Katalysatoren zu gebrauchen. Das sogenannte Waste-to-fuels-Verfahren erlaubt den Einsatz zahlreicher alternativer Ersatzstoffe, beispielsweise Algen. Außerdem können Reststoffe verwertet werden, deren Anbau nicht in Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau steht.
Der chemische Prozess läuft folgendermaßen ab: Die verwendeten Grundstoffe werden bei einer Temperatur von über 400 °C mithilfe von Aktivkohle in Kohlenwasserstoffe umgewandelt, deren Zusammensetzung den chemischen Verbindungen von herkömmlichen Kraftstoffen wie Benzin, Diesel oder Flüssiggas entspricht – ein Umrüsten der Motoren ist somit nicht mehr nötig. „Unser Ziel ist die Etablierung der nachhaltigen und tragfähigen Biomasseverwertung für Treibstoffe, um so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, bringt es der Geschäftsführer von Greasoline, Dr. Peter Haug, auf den Punkt. Neben den genannten Vorteilen ist demnach insbesondere der geringere CO2-Ausstoß der Greasoline-Kraftstoffe im Vergleich zu herkömmlichen Treibstoffen hervorzuheben.
Dass diese Technologie überzeugt, zeigt auch der Erfolg des Teams bei der Climate-KIC Venture Competition, die aussichtsreiche Konzepte im Bereich Klima, Energie und Nachhaltigkeit auszeichnet. Dort siegte das Erfolg versprechende Start-up im September 2011 in der deutschen Vorausscheidung und belegte europaweit den 4. Platz. In den kommenden Jahren plant das Team von Greasoline die Weiterentwicklung seiner Technologie und die Erschließung des europäischen sowie des internationalen Marktes. Fraunhofer Venture wird das Start-up dabei weiterhin unterstützen.
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