Herr Dr. Dadhe, welche Funktion hat die Evonik Technology & Infrastructure innerhalb der Evonik?
Dr. Kai Dadhe: Als integraler Bestandteil der Evonik Industries AG unterstützt Technology & Infrastructure durch verlässliche Technologie- und Infrastrukturdienstleistungen in den Bereichen Energy & Utilities, Technischer Service, Logistik, Verfahrenstechnik & Engineering und Standortmanagement die operativen Einheiten von Evonik. Unsere innovativen Technologien sorgen dabei für mehr Effizienz und bilden die Grundlage für ein umfassendes und integriertes digitales Serviceangebot, mit dem Technology & Infrastructure zum digitalen Rückgrat von Evonik wird. Mit unserer umfassenden Strategie zur Digitalisierung ebnen wir so den Weg in die Industrie 4.0.
Und dazu haben Sie die Methodik e-DX entwickelt.
Dr. Dadhe: Ja. Die Entwicklung der e-DX-Methodik kommt dem Bedürfnis vieler unserer Produktionsbetriebe nach, ganz konkret und bedarfsgerecht die Frage zu beantworten, was Digitalisierung mittelfristig für sie bedeuten kann. Dabei beziehen wir alle relevanten Themen, Technologien, Prozesse und Organisationsaspekte ein. Deshalb arbeitet an e-DX auch ein interdisziplinäres Team aus verschiedenen Unternehmensbereichen von Evonik.
Können Sie e-DX bitte etwas näher erläutern?
Dr. Dadhe: e-DX basiert auf einem Modell mit neun wesentlichen Digitalisierungsfeldern in den Bereichen Produktion und Technik. Für die neun Felder wurden jeweils sechs Digitalisierungsstufen definiert. Diese beschreiben einen Entwicklungspfad von grundlegender Computerisierung bis hin zur Vision von vollständig vernetzten, autonomen und selbstlernenden Systemen. Für jede dieser Stufen ist im Konzept festgehalten, wie Prozesse in einer idealen Anlage ablaufen und welche Technologien es dafür braucht.
Was bedeutet das für Evonik genau?
Dr. Dadhe: Wir sorgen mit e-DX auf der einen Seite für ein konzernweit einheitliches Vorgehen bei der Digitalisierung von Anlagen und auf der anderen Seite gleichzeitig für anlagenspezifische Umsetzungspläne. Somit bieten wir unseren operativen Bereichen eine flexible Lösung für die digitale Transformation.
Wie läuft so ein e-DX-Projekt ab?
Dr. Dadhe: Zu Beginn eines e-DX-Projekts wird zunächst der Ist-Digitalisierungszustand einer Anlage erfasst, beispielsweise durch eine Begehungen vor Ort. Anschließend erarbeiten wir zusammen mit dem Betrieb den Soll-Zustand. Eine Analyse zeigt notwendige Verbesserungen und hilft, die Schritte zu priorisieren, die im abschließenden Umsetzungsplan ausgearbeitet werden.
Gibt es schon Erfahrungen in der Praxis?
Dr. Dadhe: In einer Testphase bei einem operativen Bereich von Evonik in China hat sich das Konzept durch eine effektive und strukturierte Umsetzung bereits bewährt. In den kommenden Monaten sind weitere Pilotprojekte in Betrieben und Anlagen geplant, um unseren Ansatz weiter zu verfeinern. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Anlagen sinnvoll und zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Dr. Weber: Aber nicht nur die Anlagen. Es gibt auch andere Bereiche, die von den neuen Technologien profitieren. Nehmen wir zum Beispiel die Wartung und Inspektion von Anlagen, einem der neun Digitalisierungsfelder bei e-DX. Hier zeigt sich recht einfach, wie Digitalisierung die tägliche Arbeit erleichtern kann. Mussten beispielsweise die Ergebnisse bisher mühsam auf Papierprotokollen festgehalten werden, sorgt die papierlose, digitale Dokumentation nun für weniger Aufwand und mehr Flexibilität. Dank der mobilen Wartung per Tablet lassen sich Protokolle direkt vor Ort per Touchscreen ausfüllen. Informationen stehen so überall in Echtzeit zur Verfügung – das vereinfacht die Arbeitsprozesse und entlastet Mitarbeiter von administrativen Aufgaben.
Welche Technologien kommen dabei zum Einsatz?
Dr. Weber: Zur Vereinfachung der Arbeit tragen zum Beispiel Augmented-Reality(AR)-Technologien bei, die bei Evonik schon bald zum Alltag gehören werden. Mitarbeiter, die hochkomplexe Anlagen an den Chemiestandorten warten, werden besonders profitieren: Sie bekommen dann direkt auf die AR-Brille Informationen zu einem Bauteil eingeblendet, beispielsweise Bezeichnung oder Lagerort von Ersatzteilen.
Worauf sollte man bei der Digitalisierung besonders achten?
Dr. Weber: Man sollte unbedingt die Menschen vor Ort in die Projekte integrieren. Die Digitalisierung ist letztendlich nichts anderes als ein gigantisches Change-Projekt, bei dem es darum geht, gemeinsam mit den Mitarbeitern die neuen Prozesse zu gestalten. So machen wir die Arbeitsschritte nicht nur effektiver, sicherer und effizienter, sondern nehmen auf diesem Weg auch die Menschen mit, deren Arbeitsalltag sich dadurch zum Teil erheblich ändert.
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