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Paradigmenwechsel als Chance begreifen

Trends in der Anlagenplanung und im Anlagenbau
Paradigmenwechsel als Chance begreifen

Der Engineering-Markt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Die Zahl der Spezialanforderungen ist gestiegen – die Aufgaben sind ebenso divers wie komplex. Als unabhängiger Engineering-Dienstleister reagiert plantIng sowohl auf die Forderung nach Nachhaltigkeit und die deutlich ansteigenden Energie- und Rohstoffpreise als auch auf den Druck, der durch den verschärften interna-tionalen Wettbewerb verursacht wird.

Der Autor: Dieter Hofmann Geschäftsführer, plantIng

Außerdem sieht sich der deutsche Markt für Maschinen- und Anlagenbau der prognostizierten Konjunkturbremse gegenübergestellt. Zwar traut ihm der VDMA mittlerweile ein kleines Wachstum von knapp 2 % zu, während diese Kalkulation noch vor einiger Zeit bei 0 % lag – trotzdem wird sie spürbar sein. Die Konjunkturbremse lässt sich aber durchaus auch als Chance sehen: Der Personal-ROI wird aufgrund des Kostendrucks wesentlich schneller erwartet als noch vor einigen Jahren, und die Nachfrage nach kompetenten Fachkräften wächst. Mehr Zeit durch einen Auftragsrückgang kann zur Einarbeitung und Weiterbildung von Personal genutzt werden, um sowohl Qualität als auch Anzahl der Fachkräfte in einem Unternehmen zu erhöhen. Denn zeitgemäßer Anlagenbau heißt, Trends zu erkennen, mitzudenken, weiter zu denken und ebenso sinnvolle wie nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Im Chemieanlagenbau zeigte sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird: Immer deutlicher intensivieren die internen Anlagenplaner globaler Chemieunternehmen die Zusammenarbeit mit EPCm-Partnern. Während noch vor einigen Jahren ein Auftragspaket nach der Konzeptplanung zur vollständigen Durchführung an Kontraktoren abgegeben wurde, verlaufen die Projektphasen nun kohärent. Diese Entwicklung ist von beiderseitigem Vorteil, da der Anlagenbau-Dienstleister größeres Vertrauen von Kundenseite genießt und früher in die Konzeptplanung integriert wird, wohingegen sich der Auftraggeber eine gewisse Flexibilität für mögliche Änderungswünsche sichert. Außerdem bewahren diese intensivierten Partnerschaften Anlagenbau- und Engineeringunternehmen wie plantIng vor der immer deutlicher wachsenden Konkurrenz durch Anlagenbauer aus Asien, die über weit größere Mitarbeiter-Kapazitäten verfügen als deutsche Engineeringunternehmen.
Dienstleistung für das Management
Die intensive Zusammenarbeit zwischen Kunde und Dienstleister lässt sich noch weiter steigern. Immer häufiger nehmen Anlagenbauer derzeit das Dienstleistungsangebot „Managed Services“ in Anspruch. Strategische Maßnahmen wie die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern auf operativer Ebene sorgen zwar für Effizienz und Entlastung. Der Aufwand auf der Managementebene wächst jedoch. Als „Managed Service Provider“ (MSP) entlastet plantIng das Kundenunternehmen nicht nur auf operativer Ebene, sondern unterstützt es auch im Bereich Management durch Organisation und Administration einer definierten Reihe von Dienstleistungen. Neben der Zentralisierung der Ansprechpartner und der Vereinheitlichung von Leistungen, Reporting und Angebotserstellung gehören auch Projektentwicklung und Projektsteuerung zu den Aufgaben des MSP, was zur Prozessoptimierung zwischen Kunden und Engineeringfirmen führt. Erfahrungen zeigen, dass eine spürbare Steigerung der Projektqualität die Folge ist, Key-Performance-Indikatoren konnten zu über 90 % erreicht werden. Die bisherigen Erfolge versprechen einen deutlichen Zuwachs der Inanspruchnahme der Managed Services in den nächsten Jahren.
Energiesparkonzepte wegweisend
Weitere Entwicklungen ließen sich insbesondere in den Bereichen Energieeffizienz und Ressourcenschonung feststellen, die wegweisend für die Zukunft des Anlagenbaus sind. Auch auf der letztjährigen Achema zeigte sich die große strategische Tragweite dieser Themen: Ölreserven sind endlich und auch die Kernenergie ist keine langfristige Alternative. Hinzu kommt der rasant ansteigende Preis für Strom, Öl und Gas. Die verbesserte Energieeffizienz muss in Zukunft also gelebtes Ziel jeder Unternehmensleitung sein.
Möglichkeiten zur Optimierung von Bestandsanlagen gibt es viele, angefangen bei einzelnen Komponenten wie Kompressoren und Pumpen bis hin zu ganzen Modulen wie der Druckluft- oder Kühlwasserversorgung kann die Liste beinahe endlos fortgesetzt werden. Für viele Betreiber ist dies ein erster Schritt, der ebenso wichtig wie effizient ist, da insbesondere Strömungsmaschinen wie Pumpen oder Druckluftkompressoren als wahre Energiefresser gelten. Ziel sollte es jedoch sein, die Anlage „energieintelligent“ zu machen: Wird die komplette Anlage optimiert, lockt nicht nur das größte Einsparungspotenzial, sondern auch die maximierte Stabilität von Prozessen und eine deutlich verbesserte Produktqualität. Betreiber sollten daher nicht warten, bis sich die Energiewende um sie herum vollzieht. Sie selbst müssen ihre eigene Wende einleiten und verwirklichen. Unter den aktuellen wirtschaftlichen Randbedingungen können hier sicher viele Margenprojekte umgesetzt werden, die sich durch kleine Investitionsvolumina mit großem Margeneffekt bei Produktmenge, -qualität oder -herstellungskosten charakterisieren.
Eine weitere Methode hierfür stellt die Prozessintensivierung dar. Durch die Minimierung der Zahl der Prozessschritte oder die Intensivierung des Stoff- und Wärmeaustauschs kann die Effizienz von verfahrenstechnischen oder chemischen Prozesse gesteigert werden. Im Zuge dessen wird in Zukunft der Trend zu kleineren, umweltverträglicheren Anlagen zu erkennen sein: von der großen Multipurpose- Anlage hin zur kleinen Dedicated-Anlage und Numbering-up. Der Vorteil eines solchen Paradigmenwechsels ist, dass die Anlagen exakt auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt werden können, die Erweiterbarkeit zur Erhöhung der Kapazitäten wird dabei immer mit eingeplant. So werden Dedicated-Anlagen von plantIng immer wieder auf n Linien konzipiert, es werden jedoch nur n=1 oder n=2 davon umgesetzt. Da alle Vorkehrungen getroffen werden, die Erweiterung unterbrechungsfrei einzubinden, kann sich der Kunde alle Möglichkeiten des Wachstums offen halten.
Umsetzung der TA Luft als Chance
Ebenfalls eine große Rolle spielen in den nächsten Jahren weiterhin Optimierungen im Sinne der TA Luft. Die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft trat 2002 in Kraft, bis 2014 sind die Anforderungen in allen Anlagen umzusetzen. Viele Betroffenen sehen in der TA Luft lediglich die unnötige Bindung von Kosten und Ressourcen. Nur die wenigsten Unternehmer begreifen die Vorgabe als Chance zur Prozessoptimierung. Dabei kann sich der Austausch veralteter Anlagenkomponenten mit eher niedrigem Wirkungsgrad gegen modernere Systeme auszahlen, die sowohl die Effizienz der Anlage als auch deren Wartung und Sicherheit verbessern können. Speziell im Bereich Pumpen zeigen sich Alternativen zur Erfüllung der Vorgaben. So lassen sich magnetgekuppelte Pumpen oder Pumpen mit Spaltrohrmotortechnologie nach API 685 einsetzen. Auch können mehrfach wirkende Gleitringdichtungssysteme mit Sperrmedium nach API 682 als „technisch dicht“ angesehen werden. Auf diese Art können Emissionen durch Leckagen unterbunden beziehungsweise auf ein Minimum reduziert werden. Das Rotating-Team von PlantIng ist in der Lage, den spezifischen Modernisierungsbedarf einer jeden Anlage präzise zu bestimmen. plantIng wurde daher von zahlreichen Kunden beauftragt, eingestufte Teilanlagen und Rohrleitungsstränge inklusive des damit verbundenen Equipments zu analysieren und zu optimieren, um die Anforderungen gemäß der TA Luft in ihren Betriebsstätten umzusetzen. Es zeigt sich also, dass sowohl die energieeffiziente und ressourcenschonende Produktion als auch eine intensivere, langfristige Kundenbindung in den nächsten Jahren als „Schlüssel zum Erfolg“ angesehen werden kann. Mittelfristig müssen sich die deutschen Planungsunternehmen allerdings größer aufstellen und deutlicher in Richtung internationaler Standards orientieren, um alle Chancen zu nutzen, die die erfolgreichen deutschen Chemieunternehmen mit sich bringen.
prozesstechnik-online.de/cav0213421
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