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Ventile für tiefkalte Gase

Vom schwäbischen Milchpumpenhersteller zum internationalen Ventilspezialisten
Ventile für tiefkalte Gase

Gleich mit drei weiterentwickelten Ventiltypen für die Kryotechnik stellte sich Stöhr Armaturen in diesem Jahr auf der Achema in Frankfurt vor. Die neuen Ventile Axius, Balans und Ellips sind bereits in Serie lieferbar, können aber auch nach Anwenderanforderungen speziell angepasst werden. cav unterhielt sich mit den beiden Geschäftsführern Stephan Roters und Manfred Jochum.

Erfindungsreichtum und zahlreiche Innovationen haben das schwäbische Unternehmen Stöhr zu einem weltweit gefragten Hersteller von Präzisionsventilen gemacht. Bereits 1938 startete Franz Xaver Stöhr in einem kleinen Werk in Augsburg mit der Herstellung von Milchpumpen. Außerdem wurden Autogen-Schweiß- und Schneidwerkzeuge sowie Luftgewehre entwickelt und hergestellt. 1947 erweiterte das Unternehmen seine Produktpalette und bot nun auch Kaltventile für technische Gase an. Ab 1970 verließen des Weiteren Kryostaten, Anlagen und Leitungssysteme für tiefkalte Medien das Augsburger Werk. Seit 2002 arbeitet Stöhr in einem neuen Produktions- und Bürogebäude (mit ca. 2000 m2 Fläche) im südlich von Augsburg gelegenen Königsbrunn und hat damit Weichen für die weltweite Kundenbetreuung und -belieferung gestellt. 2006 steht bei Stöhr im Zeichen der Expansion. Unterstützt von einer neuen Außendienstmannschaft wurden bereits 2005 wesentliche neue Aufträge im nord- und westeuropäischen sowie im asiatischen Raum realisiert. Zum 1. Januar 2006 hat Stöhr die J & F Group GmbH & Co. KG zu 100 % übernommen. Beide Unternehmen ergänzen sich hervorragend und sind auf Erfolgskurs. Die aktuellen Halbjahreszahlen zeigen ein zweistelliges Umsatzplus bei ebenfalls zweistelliger Rendite. Stöhr hat entgegen des derzeitigen Trends die Anzahl der Mitarbeiter in den letzten zwei Jahren um über 30 % erhöht. Der Standort Deutschland mit angeschlossener Produktion ist und wird auch zukünftig fester Bestandteil der Unternehmensstrategie bleiben.

Kompaktes Axialventil
Das Ventil Axius ist durch seine konsequente axiale Anordnung und seine Einfachheit gekennzeichnet. Die Anordnung des Antriebs auf der Rohrachse bietet technisch wesentliche Vorteile. Der innen hohle Ventilkegel wird allseits metallisch abgedichtet und ist axial verschiebbar durch einen pneumatischen Antrieb. Somit wird nur ein einziges Teil mechanisch bewegt. Durch Druckbeaufschlagung des ebenfalls metallisch gedichteten Antriebs hebt sich der Ventilkegel von seiner Dichtfläche ab und gibt somit den Medienstrom frei. Entsprechend dimensionierte Federn schließen das Ventil bei Abnahme des Steuerluftdruckes und stellen die Dichtkraft wieder her. Verschleißende Reibungen treten dabei nicht auf. Bei geeigneter pneumatischer Ansteuerung dieses Ventils ist eine gute Regelfunktion möglich.
Axius kann zukünftig in folgenden Funktionen geliefert werden: drucklos geschlossen (n.c.), drucklos offen (n.o.) oder drucklos halboffen (n.h.) – beidseitig druckbeaufschlagt (doppelt wirkend). Es ist wartungsfrei und auch für kalte, technische Gase konzipiert, also bis hinunter zu Temperaturen von 77 K (-196 °C) betreibbar. Dabei widersteht es selbst so oxidierenden Medien wie Sauerstoff. Durch die metallische Abdichtung ist der Mediumraum nach außen hermetisch dicht.
Aktuell ist Axius für DN 40/PN 18 und für DN 10/PN 420 in der Bauweise normal geschlossen mit pneumatischem Antrieb kurzfristig lieferbar. Weitere Größen, Drücke und Antriebsvarianten sind in Planung oder auf Anfrage schnellstmöglich umsetzbar. Alle üblichen Sicherheitsstellungen können umgesetzt und berücksichtigt werden. Auf Wunsch ist diese Bauart auch für Temperaturen bis in den tiefkalten Bereich (3 K/-270 °C) lieferbar.
Hochdruckventil mit geringer Betätigungskraft
Gerade bei manuell betätigten Ventilen für hohe Drücke sind die Betätigungskräfte besonders hoch. Deshalb entwickelte Stöhr die Baureihe Balans. Ventile dieser Baureihe sind für Drücke bis 420 bar geeignet und können bei Temperaturen bis hinunter zu 223 K (-50 °C) betrieben werden. Dabei widersteht auch dieser Ventiltyp oxidierenden Medien wie Sauerstoff.
Durch einen speziellen Ausgleich konnten die vom Bediener aufzuwendenden Momente erheblich reduziert werden. Dadurch ist dieses Ventil insbesondere für häufige Betätigungen prädestiniert. Die Abdichtung des Ventilkegels nach außen ist bauartbedingt durch einen Faltenbalg besonders hoch.
Balans ist komplett aus Edelstahl und Sondermessing gefertigt und kann auf Wunsch auch für Vakuum geliefert werden. Hierzu wird es ultraschallgereinigt und vakuumgeprüft. Momentan wird das Ventil für DN 10 und mit Handbetätigung angeboten. Weitere Größen und Antriebe sind in Vorbereitung. Es ist auch möglich, diese Bauart für Temperaturen bis in den tiefkalten Bereich herzustellen.
Absperrventil aus Edelstahl
Um den gesteigerten Anforderungen hinsichtlich Durchflusswiderstand und Kompaktheit von Ventilen für kalte und tiefkalte Medien Rechnung zu tragen, wurde die Baureihe 1700 entwickelt. Ventile dieser Baureihe sind für Drücke bis 40 bar geeignet und können bei Temperaturen bis hinunter zu 77 K (-196 °C) betrieben werden. Das Ventil ist in Schrägsitzbauart konzipiert, wobei ein steilerer Ventilsitzwinkel leichteres Einschweißen in die Rohrleitung erlaubt. Durch die patentierte Form des Ventilkegels konnten der Totraum weiter verringert sowie Strömungshindernisse und Umlenkungen ausgeschlossen werden, wodurch naturgemäß der Durchflusswiderstand (kV-Wert) sinkt. Dies ist insbesondere für verzweigte Rohrnetze von großer Bedeutung.
Das komplett aus Edelstahl gefertigte Ventil kann auch für Vakuum geliefert werden. Momentan wird das Ventil für DN 25 und mit Handbetätigung angeboten. Diese Bauart gibt es auch für Temperaturen bis in den tiefkalten Bereich LHe II (1,5 K/-271,5 °C).
Axialventil Axius cav 401
Hochdruckventil Balans cav 402
Absperrventil Ellips cav 403

Schnelle Entscheidungen sichern Erfolg

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cav: Herr Jochum, Ihr Unternehmen hat sich in den letzten beiden Jahren hervorragend entwickelt. Worauf begründet sich Ihr Erfolg?
Jochum: Stephan Roters und ich sind nicht nur Geschäftsführer, sondern auch alleinige Gesellschafter. Dadurch können wir schnelle, flexible Entscheidungen treffen. In der Geschäftsleitung sind die Kompetenzen klar abgegrenzt – ich bin für den kaufmännischen Bereich verantwortlich, Stephan Roters für die Technik. Wir stimmen in den strategischen Zielen überein, verfolgen diese konsequent. Unsere Stärke ist das Angebot an kundenspezifischen Lösungen bei höchster Flexibilität. Zum Erfolg kommt hinzu, dass wir hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung tätigen und eine schlanke Verwaltung haben.
cav: Zu Beginn des Jahres haben Sie die J & F Group GmbH & Co. KG zu 100% übernommen und integriert. Wie wirkt sich diese Übernahme auf das Produktportfolio aus?
Jochum: Wir sind schlagkräftiger, da wir gemeinsame Resourcen nutzen. Die Geschäftsbereiche der J & F Group Oberflächenbearbeitung, Industriemontage sowie Beratung in Zoll- und Außenwirtschaft passen ideal zum Bedarf bei Stöhr Armaturen. Umgekehrt profitiert die J & F Group vom Know-how sowie den Fertigungsmöglichkeiten von Stöhr Armaturen.
cav: Herr Roters, schwäbische Unternehmen zeichnen sich durch einen gewissen Erfindungsgeist aus. Was tun Sie für Forschung und Entwicklung, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu sein?
Roters: Forschung und Entwicklung sind wesentliche Bausteine unseres Erfolgs, für die wir auch in den nächsten Jahren hohe Investitionen budgetiert haben. In kurzer Zeit konnten bedarfsorientierte, innovative Produkte umgesetzt werden. Zwei unserer Produkte sind patentiert, ein drittes ist qualitativ wettbewerbslos.
cav: Herr Jochum, der Standort Deutschland wird häufig infrage gestellt. Wie stehen Sie zum Standort Deutschland?
Jochum: Der Standort Deutschland steht für uns auch bei Expansion außer Frage. Unsere hohe Spezialisierung auf anspruchsvolle Armaturen in meist sehr geringen Stückzahlen sind der Grund dafür.

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