Volle Leistung dank kleiner Helfer

Der Autor: Clemens Schmitt Marketing, Hecht Technologie

Eine Big Bag-Entleerstation besteht in der einfachsten Ausführung aus einem Hubgerät, einem Big Bag-Anschlusssystem, einer Verbindung zum nächsten Verfahrensschritt sowie einer Big Bag-Auflage. Weil ein voller Big Bag schon einmal – je nach Produkt – eins bis zwei Tonnen wiegen kann, müssen Bediener sowie die Anlage vor dem hohen Gewicht geschützt werden. Dies ist auch der Grund, warum Big Bag-Auflagen eingesetzt werden. Heute sind Big Bag-Auflagen beim Arbeiten unter schwebenden Lasten aus sicherheitsrelevanten Gründen gar nicht mehr wegzudenken und gehören, wie bereits erwähnt, zur Standardausrüstung jeder Big Bag-Entleerstation.

Dreh- und Angelpunkt für die Ausstattung einer Big Bag-Entleerstation sind in erster Linie aber die Eigenschaften der zu entleerenden Pulver und Granulate – in diesem Fall vor allem im Hinblick auf das Entleerverhalten. Da sich nicht alle Produkte problemlos aus dem Big Bag entleeren lassen, vor allem aufgrund von Verdichtungen im Big-Bag-Auslaufbereich, können für diese Fälle Big Bag-Auflagen mit mechanischen Austragshilfen ausgestattet werden, um den Entleervorgang zu unterstützen und zu optimieren.

Doch welche Arten von Entleereigenschaften gibt es überhaupt? Vereinfacht gesagt kann man drei Arten von Produktverhalten unterscheiden: Die gut rieselfähigen Produkte lassen sich frei fließend entleeren. Einige Produkte hingegen neigen zu Brückenbildungen. Produktverdichtungen (z. B. durch Lagerung und Transport) und Strecken des Big Bags unterstützen die Brückenbildung, sodass eine eigenständige Entleerung unterbunden wird. Die dritte Form sind kristallbildende Produkte (z. B. Salze). Diese Schüttgüter tendieren aufgrund kristalliner Verbindungen zu Blockbildung (Monolithe) und lassen sich nicht ohne weiteres entleeren. Selbstverständlich sind dies alles Extremformen. In der Realität kommen häufig Mischformen vor. Ein genaues Entleerverhalten lässt sich somit am besten durch Versuche bestimmen.

Trotzdem tun sich bei bestimmten Produkteigenarten einzelne Austragshilfen hervor. Im Einzelfall lassen sich die unterschiedlichen Funktionen sogar kombinieren.

Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich der Big Bag-Entleerung hat Hecht für fast alle Aufgabenstellungen die richtige Lösung parat. Ein Auflagetisch mit Vibration (SAT-V) wird bei Produkten eingesetzt, die zur Bildung von Brücken und kristallinen Verbindungen neigen oder bei solchen, die zum Entleeren einen Impuls benötigen. Dazu wird die Big Bag-Auflage mit einem Vibrationsmotor ausgestattet und auf Gummipuffer gesetzt. Die Big Bag-Auflage mit Vibrationsmotor versetzt den Big Bag-Boden und Big Bag-Auslauf in Vibration und löst so die kristallinen Verbindungen.

Ein Auflagetisch mit Walkpaddel (SAT-W) wird vor allem bei brückenbildenden und schwerfließenden Schüttgütern verwendet. Zwei pneumatisch betriebene Walkpaddel sorgen durch mechanisches Bearbeiten und Massieren des Big Bag-Bodens sowie des Auslaufs (optional) dafür, dass Produktbrücken aufge- lockert bzw. gelöst werden.

Für die ganz „hartnäckigen“ Fälle wird die Austragshilfe mit kombinierter Walk-Vibrationsfunktion eingesetzt. Auch hier wird der volle Big Bag zunächst auf der Austragshilfe abgesetzt, die gleichzeitig als Auflagetisch zum Schutz des Bedieners beim Arbeiten unter schwebenden Lasten dient. Beim Entleeren „brechen“ die Walkpaddel dann mit einer Walkbewegung die Produktbrücken auf. Darüber hinaus kann die Vibrationsfunktion zugeschaltet werden. Durch keilförmige Vibrationsplatten wirken Scherkräfte bis tief in den Big Bag hinein und lösen so unter anderem auch kristalline Verbindungen.

Eine weitere Option sind zwei seitliche „Pusher“. Sie sind eine Option für Produktverdichtungen auch im oberen Big Bag-Bereich bzw. bei Produkten, bei denen der Big Bag eine feste Masse (Monolith) bildet. Sie stellen eine Ergänzung zu den anderen Austragshilfen dar, bei denen durch seitliche Pusher- bzw. Quetschbewegungen in die Big Bag-Wandungen das Produkt aufgelockert wird.

Neben den Big Bag-Auflagen mit Austragshilfen gibt es noch weitere Möglichkeiten, um das Entleerverhalten zu optimieren. So helfen mechanisch oder pneumatisch betriebene Auslauf-Spannvorrichtungen, dass der Auslauf des Big Bags immer gespannt bleibt und der Auslaufquerschnitt sich nicht verengt, was zu einem Produktstau führen könnte. Dabei ist das Anschlusssystem nicht am Rahmengestell, sondern direkt an der Auslauf-Spannvorrichtung montiert. Zusätzlich muss das Anschlusssystem mit einem flexiblen Kompensator verbunden sein, um die Höhendifferenzen ausgleichen zu können. Während der Entleerung senkt sich das Anschlusssystem dann automatisch ab und hält den Auslauf ständig gespannt. Der Bediener muss so die Entleerung nicht ständig überwachen.

Wenn Big Bags verwendet werden, die einen unkonfektionierten Inliner besitzen, der nicht im Big Bag fixiert ist, besteht das Risiko, dass der Inliner beim Entleeren des Produkts in den Big Bag-Auslauf mitgeschleppt wird und den Entleervorgang durch Faltenbildung oder Verengungen stört. Inliner-Befestigungen, wie eine Klemmvorrichtung oder Wickeltrommel, schaffen hier Abhilfe. Sowohl die Klemmvorrichtung als auch die Wickeltrommel, die am Ladegeschirr montiert werden, verhindern diese Störungen im Bereich des Big Bag-Auslaufs. Sie klemmen entweder den Inliner fest oder halten den Inliner auf Spannung, indem der Inliner aufgewickelt wird.

Wie man sieht, entfalten Big Bag-Entleerstationen erst ihre volle Leistungsfähigkeit, wenn man sie sinnvoll und gezielt mit kleinen „Helferlein“ in Form von Austragshilfen erweitert.

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