Startseite » Chemie »

Von Plätzchenteig bis Zahnpasta

Antriebs-Know-how für Mischer und Rührwerke
Von Plätzchenteig bis Zahnpasta

Mischen und Rühren ist für die Antriebsmechanik oft ein Knochenjob – man denke an die manuelle Herstellung von Weihnachtsplätzchen-Teigen, bei der tags darauf die Gelenke an der Schlaghand schmerzen. Was an der Schüssel in der Küche schon Erleichterung verschafft, ist an turmhohen Tanks, Silos, Bottichen und Kesseln in der Industrie unverzichtbar: Hier braucht es kraftvolle und robuste Misch- und Rührantriebe. Einschlägige Anforderungen an Getriebe und Motoren samt gängigen Lösungen von Nord Drivesystems stellt dieser Beitrag vor.

Überdimensionale Quirle pflügen durch kristalline Honigmasse. Große Impeller sorgen in Aufbereitungsbecken eines Klärwerks für Belüftung. Mächtige Flügel ziehen in Brauereikesseln Bahnen durch die Maische. Industrielle Misch- und Rührtechnik ist mit unterschiedlichsten Medien konfrontiert, von dünnen Flüssigkeiten über zähe Stoffe bis zu festem Material. Manche Rührwerke sind nur zeitweise in Betrieb, andere arbeiten rund um die Uhr unter voller Last. In vielen Prozessen erreichen die zugehörigen Getriebemotoren stattliche Dimensionen. Sie verrichten mal in geschlossenen, sauberen Räumlichkeiten bei Zimmertemperatur ihren Dienst, mal sind sie außen an Anlagen installiert und dort wechselnden Launen der Witterung ausgesetzt. Auch Ein- und Anbaulagen variieren. Motoren für Misch- und Rühranwendungen samt passenden Frequenzumrichtern werden typischerweise leistungsmäßig so ausgelegt, dass sie auch Lasten deutlich über der Nennlast bewältigen können. Vor allem die Getriebe müssen oft spezielle konstruktive Eigenschaften und teils Sonderausstattungen bieten, um den Belastungen durchweg zuverlässig standzuhalten.

Spitzenbelastungen gewachsen
Sehr viele Rührwerke und Mischer in der Industrie sind mit gewaltigen Fremdmassen und deren Trägheitsverhalten konfrontiert. Gerade beim Anlauf in einem großen Behälter mit Gemisch können enorme Losbrech- und Beschleunigungsmomente den gesamten Antriebsstrang strapazieren. Zudem können auch mitten im Betrieb wechselnde Momente mit hohen Lastspitzen auftreten – vor allem beim Zusatz festerer Stoffe, durch die stoßartig und schwer kalkulierbar erhebliche Kräfte wirksam werden. Für alle relevanten Überlastszenarien müssen bei der Antriebsauslegung ausreichende Betriebsfaktoren berücksichtigt werden. Diese Reserve kann bei Getrieben im Dauereinsatz durchaus mehr als eine Verdoppelung des spezifizierten Ausgangsdrehmoments bedeuten. Auch über eine lange Lebensdauer bleibt der zuverlässige Betrieb dann sicher gewährleistet. Bei großen Kräften an der Abtriebswelle sind dazu oftmals verstärkte Lagerungen und Wellen aus hochfestem Stahl erforderlich, eventuell zusätzlich mit vergrößertem Lagerabstand. Auch auf die Schmierung ist zu achten: Neben Leckölanzeigen oder Ölsensoren empfiehlt sich gegebenenfalls eine Nachschmiereinrichtung für nicht im Ölbad laufende Kugellager. Verstärkte Lagerungen gibt es üblicherweise in unterschiedlichen Varianten. Für sehr anspruchsvolle Anforderungen stehen auch Ausführungen mit Hohlwellen und Schrumpfscheiben im sogenannten „Drywell“-Design zur Verfügung: Bei dieser Bauart, zu der neben Elastomer-Wellendichtringen ein Dichtungskonzept mit mehreren Lippen gehört, ist der Schmierstoff in einer separaten Ölkammer über die gesamte Lebenszeit eines Getriebes absolut dicht gegenüber den bewegten Teilen abgeschlossen.
Für widrige Bedingungen geeignet
Auch Umgebung und Klima am Einsatzort haben maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Antriebslösung. Besondere Anforderungen an die Antriebskomponenten von Rührwerken, Lüftern und Mischern ergeben sich besonders häufig aufgrund von Feuchtigkeit sowie durch mögliche oder sogar unvermeidbare Kontakte mit aggressiven Medien. Sinnvolle Schutzmaßnahmen dagegen beginnen mit der rostfreien Ausführung von Typenschildern und erstrecken sich bei Getrieben außerdem von unterschiedlichen Sonderlackierungen für den Korrosionsschutz über die Ausstattung der Hohlwellenenden mit Abdeckhauben bis hin zu technischen Vorkehrungen zur Druckentlüftung. Bei den zugehörigen Motoren kommen in solchen Einsatzfällen unter anderem doppelte Lüfterhauben, der Verschluss von Kondenswasserbohrungen sowie vergossene Metallklemmkästen in Betracht. Im Hinblick auf ökologische oder auch hygienische Aspekte ist außerdem eventuell die Verwendung synthetischer Getriebeschmierstoffe statt Mineralöl oder der Einsatz eines biologisch abbaubaren (Lebensmittel-)Öls erforderlich. Synthetische Schmierstoffe können zudem bessere praktische Eigenschaften und nicht zuletzt längere Wartungsintervalle bei extremen Umgebungstemperaturen bieten. Dieses Spektrum an Optionen sollte – ebenso wie die Ausstattung mit Sensorik, Ölstandsanzeigen, Ölkühlern, Ausgleichsbehältern und Ablassvorrichtungen nach Bedarf – ein Antriebshersteller für Rühr- und Mischtechnik grundsätzlich anbieten können.
Von kleineren Flach-, Stirnrad- oder Kegelradgetrieben bis hin zu äußerst drehmomentstarken, tonnenschweren Industriegetrieben: Für alle an Mischern, Belüftern und Rührwerken einzusetzenden Varianten gilt, dass Ausführungen im Blockgehäuse unbedingt zu bevorzugen sind. Die seit mehr als drei Jahrzehnten bewährte Bauweise, bei der die Lagerstellen in einem einteiligen Block integriert sind, erreicht eine viele höhere Festigkeit und Steifigkeit als Teilfugengetriebe – prinzipbedingt können sich in Blockgehäusen eben keine querkraft- oder drehmomentbelasteten Trennfugen bilden. Blockgehäuse-Getriebe arbeiten deshalb gerade unter den beim Mischen und Rühren typischen hohen Belastungen verlässlicher und erreichen eine längere Lebensdauer. Für anspruchsvolle Anwendungen in Großanlagen sollte das Spektrum verfügbarer Getriebe dieser Bauart möglichst breit ausfallen – beim ursprünglichen Erfinder des Prinzips, Nord Drivesystems, reicht die Palette der im Blockgehäuse gefertigten Industriegetriebe beispielsweise bis zu einem Drehmoment von 242 000 Nm. Die patentierte Blockgehäuse-Konstruktion der aktuellen Getriebebaureihen von Nord kommt ohne Montageöffnungen aus. Mit jeder dafür sonst üblichen Bohrung weniger fällt natürlich auch eine Stelle weg, an der bei anderen Getrieben potenziell Leckagen auftreten können.
Fazit
Misch- und Rühranwendungen sind angesichts der dabei auftretenden großen Kräfte eine Herausforderung für die eingesetzten Antriebssysteme, insbesondere in Form der mechanischen Belastung der Getriebe. Qualifizierte Antriebshersteller können auch für anspruchsvolle Aufgaben Lösungen mit Blockgehäuse-Getriebemotoren bieten, wenn für diese ein breites Spektrum an Ausstattungsoptionen von der Abdeckhaube über Ölausgleichsbehälter bis zu verschiedenen verstärkten Lagerungen zur Verfügung steht.

Jörg Niermann
Marketingleiter,Nord Drivesystems
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

cav-Produktreport

Für Sie zusammengestellt

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Top-Thema: Instandhaltung 4.0

Lösungen für Chemie, Pharma und Food

Pharma-Lexikon

Online Lexikon für Pharma-Technologie

phpro-Expertenmeinung

Pharma-Experten geben Auskunft

Prozesstechnik-Kalender

Alle Termine auf einen Blick


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de