Das Spektrum der Messprinzipien im Bereich der Füllstandmesstechnik ist vielfältig. Neben Radar und Ultraschall kommen insbesondere kapazitive, hydrostatische oder Differenzdrucktechnologien zum Einsatz. Wie die Füllstandmesstechnik der Zukunft aussehen kann und was die bestimmenden Aspekte auf diesem Gebiet derzeit sind, waren wichtige Themen beim Kamingespräch im Grandhotel Schloss Bensberg im Mai.
„Die kontinuierliche Füllstandmessung berührungslos von außen ohne Radiometrie, das wäre meine Wunschvorstellung bei vielen Anwendungen für das Jahr 2012“, so Uwe Witte, Verantwortlicher bei Lanxess Deutschland für den Bereich Füllstandmesstechnik, beim Kamingespräch zum Thema „Füllstandmesstechnik gestern – heute – morgen“ im Grandhotel Schloss Bensberg am 2. Mai diesen Jahres. „Bis wir dieses Ziel erreichen“, führt Witte weiter aus, „wird den Entwicklern jedoch noch einiges abverlangt und uns bleibt manchmal nur der bestmögliche Kompromiss.“
Der Abend war geprägt von einem interessanten Austausch zwischen Experten auf dem Gebiet der Füllstandmesstechnik bei Endress+Hauser einerseits und Anwendern aus der chemischen Industrie und der Hochschule andererseits. Einheitlicher Tenor des Abends war, dass für unterschiedlihe Anforderungen und Einsatzfälle maßgeschneiderte Lösungen gefragt sind. Hierzu Helmut Dyckmanns, EMR-Anlageningenieur bei Infracor und Leiter des Arbeitskreises Sensorik bei Degussa: „Wir benötigen für jede Applikation das passende Messprinzip, in den richtigen Materialien und mit der richtigen Sicherheitsauslegung. Außerdem muss die Kompatibilität mit unseren bestehenden Anlagen und Übertragungstechniken gewährleistet sein. Für uns ist es außerordentlich wichtig, dass ein Hersteller auch die bekannten und eingeführten Technologien weiter entwickelt und Verbesserungspotenzial nutzt.“
13 Messprinzipien im Einsatz
Für Dyckmanns bildet speziell bei der Füllstandmesstechnik, genau wie bei der Durchflussmesstechnik, die Prozessnähe den besonderen Schwerpunkt bei der Auswahl des eingesetzten Messprinzips. „In den Chemieparks der Degussa“, so Dyckmanns, „haben wir von den ca. 20 verschiedenen handelsüblichen physikalischen Messprinzipien zur Bestimmung des Füllstandes mindestens 13 im Einsatz. Hierzu zählen mechanische Systeme (Verdränger, Schwimmer) ebenso wie neuere Technologien wie die Radarmesstechnik.“ Diese werden nach seiner Auffassung jedoch die althergebrachten Systeme noch lange nicht verdrängen und auch künftig ihren Dienst tun.
Eine besondere Anforderung an die Lieferanten sieht Witte insbesondere darin, dass in der chemischen Industrie durch die Know-how-Abwanderung in ausgegliederte Serviceeinheiten künftig weniger eigenes Personal zur Verfügung steht, das für die Instandhaltung der Anlagen verantwortlich ist. Dies lässt sich seiner Meinung nach nur durch eine hohe Verfügbarkeit der Geräte ausgleichen. „Während die Hersteller z. B. bei Schwinggabelsystemen einen sehr hohen Technologiestand erreicht haben und die Ausfallquote im Promillebereich liegt“, so Witte, „kann man dies – insbesondere bei freiabstrahlenden Radarmessgeräten – noch nicht behaupten. Wir brauchen in der Chemie aber zuverlässige Technik, da unsere Anlagen nichts anderes tun sollen als produzieren.“
Technologische Trends
Ullrich Schinle, Hauptbereichsleiter Marketing bei Endress+Hauser, kann den Wunsch nach Innovation und neuen Messprinzipien auf der einen Seite und die Entwicklung hin zu robusterer, zuverlässigerer Messtechnik auf der anderen Seite nachvollziehen. „Es sind weniger die neuen Messprinzipien als vielmehr die Kombination von verschiedenen Messverfahren, teilweise in multivariablen Transmittern, die nachgefragt und auch realisiert werden. Diagnosefunktionen spielen mehr und mehr eine bedeutende Rolle und werden derzeit in nahezu allen Produktneuentwicklungen berücksichtigt. Auch der Wunsch nach vereinfachter Inbetriebnahme und die Unterstützung bei Engineering und Life Cycle-Dienstleistungen sind entscheidende Aspekte. Den erhöhten Anforderungen nach Sicherheit wird mit Entwicklungen nach SIL IEC 61508 Rechnung getragen. Neben dem wachsenden Einsatz von Profibus PA- und Fieldbus Foundation-Feldbusgeräten hat sich inzwischen auch die Wireless-Technologie etabliert“, betont Schinle.
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