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Ressourcen schonen mit optischen Sortiersystemen

Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen bei Sortiertechnologien
Ressourcen schonen mit Sortiersystemen

Optische Sortiersysteme sichern nicht nur die Lebensmittelqualität, sondern gewährleisten auch die Ressourcen-Optimierung entlang der Prozesskette. Denn je genauer Hersteller die Rohstoffqualität kennen, desto nachhaltiger und wirtschaftlicher können sie produzieren. Christian Hofsommer, Area Sales Manager DACH bei Tomra, erklärt im Interview Entwicklungen und Herausforderungen bei Sortiertechnologien.

Herr Hofsommer, geben Sie uns doch bitte einen kleinen Einblick in die Entwicklung Ihrer Sensortechnologien in den letzten Jahren – welche Technologie würden Sie hervorheben?

Hofsommer: Es geht ja, einfach gesagt, darum, möglichst schnell und präzise „gut“ von „schlecht“ zu trennen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzten wir die BSI-Technologie ein. BSI steht für Biometric Signature Identification – eine Kameratechnologie, mit der wir für jedes Produkt eine Art biometrischen Fingerabdruck anhand von etlichen individuellen Produkteigenschaften bestimmen können. Dieser ist die Referenz für das Gut-Produkt. Alle Teile des Produktstroms, die nicht diese biometrische Signatur aufweisen, werden aussortiert. Kombiniert mit unserer Lasertechnologie können wir damit kleinste und schwierigste Fremdkörper sowie schlechte Ware, die sich rein visuell kaum von der guten Ware unterscheidet, erkennen und zuverlässig aussortieren. Den Fehlausstoß, also Gut-Produkt, das fälschlich mit ausgeschleust wird, können wir unter anderem dank dieser Technologie auf ein Minimum reduzieren. Unser Engineering arbeitet täglich daran, die schier unbegrenzten Möglichkeiten, die diese Technologie bietet, weiter auszuschöpfen. Mittlerweile ist BSI+, die aktuell weiterentwickelte Technologie, bereits Standard für anspruchsvolle Anwendungen, etwa für die Sortierung von Nüssen, Mandeln und ähnlichen Produkten.

Sie haben auch die Lasertechnologie erwähnt. Wofür setzen Sie diese ein?

Hofsommer: Mit unseren Lasern können wir innerhalb des jeweils definierten Wellenlängenbereichs unterschiedliche Eigenschaften von Produkten erkennen und elektronisch verarbeiten. So können Objekte anhand von Wassergehalt oder Oberflächenstruktur unterschieden werden. Ein Fluo-Laser kann beispielsweise farblich sehr ähnliche Salatblätter aufgrund eines differierenden Chlorophyllgehalts unterscheiden. Eine weitere Domäne der Lasertechnik ist die zuverlässige Erkennung von Glasteilchen, ein wichtiges Thema, wie Sie sich vorstellen können. Während Kameras durch Glas oft „durchschauen“, detektiert ein Laser Glasstückchen anhand von dessen Bruchkante. Eine spezifische Anwendungstechnologie ist
unser Detox-TM-Laser, der Nüsse auf Aflatoxine untersuchen kann. Gleichzeitig können Laser aber auch Farbunterschiede erkennen und sehr kleine Fremdkörper detektieren.

Können Sie bitte erklären, wie eine Sortieranlage von Tomra im konkreten Einsatz in der Lebensmittelindustrie funktioniert?

Hofsommer: Die Sortieranlage läuft integriert in Verarbeitungslinien unterschiedlichster Produkte. Ein frequenzgesteuerter
Zufuhrrüttler oder -trichter verteilt das Produkt gleichmäßig, damit es einlagig in den Inspektionsbereich fällt. Hier wird es von den optischen, anforderungsbezogen kombinierten Technologien gescannt. Millisekunden später werden mangelhafte Produkte und Fremdkörper durch präzise Luftstöße aussortiert, während die einwandfreien Produkte ihren natürlichen, freien Fall fortsetzen. Prinzipiell unterscheiden wir zwischen einem sogenannten Freifallsortierer und
einem Bandsortierer. Vorteil des Freifallsortierers ist die Möglichkeit der beidseitigen Inspektion, was insbesondere für Verfärbungen von Bedeutung ist, da Sie vorher nicht wissen, welche Seite eines Produktes davon betroffen ist. Ein Vorteil der Bandsortierers ist wiederum, dass die Ware auf dem Band liegend inspiziert wird, ruhig liegt und somit eine bessere Formerkennung möglich ist.

Wie wird entschieden, welches Sortierprinzip und welche Optik zum Einsatz kommen?

Hofsommer: Die Entscheidung, welches Sortierprinzip geeignet ist, welche Optik benötigt wird, ob Defekte von hinten oder vorne ausgestoßen werden, welche Düsenteilung eingesetzt wird etc. wird letztendlich anhand der anwenderbezogenen Anforderungen festgelegt. Denn Salate verhalten sich bezogen auf das Produkthandling anders als tiefgefrorenes Gemüse, Fruchtgummis anders als
geschnittene Paprika. Es kommt immer auf die tatsächlichen Anforderungen an, ob wir Kameras, Laser oder beide Technologien kombiniert einsetzen. Grundsätzlich kann ein Sortierer, der heute aufgrund der aktuellen Kundenspezifikationen mit Kamera ausgestattet ist, morgen mit einer Laserbox nachgerüstet werden. Und auch diese Laserbox bleibt offen für eine eventuelle Nachrüstung mit zusätzlichen Lasern, die vielleicht übermorgen erst benötigt werden. Das heißt, unsere Kunden investieren nicht nur einfach in eine Sortieranlage, sondern gleichzeitig auch in Flexibilität und Zukunftsfähigkeit ihrer Produktionslinien.

Was bieten Ihre Sortiertechnologien Lebensmittelherstellern in puncto Nachhaltigkeit?

Hofsommer: Unsere Technologie unterstützt Lebensmittelhersteller, ihrer wachsenden Verantwortung gerecht zu werden – nicht nur für die Einhaltung der strikten und immer anspruchsvolleren Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit und -qualität, sondern auch gegenüber der Umwelt. Nachhaltigkeit ist heute eine Verpflichtung. Die Verschwendung guter Ware zu vermindern, ist eines unserer großen Anliegen. Im Kontext der Zero-Waste-Bestrebungen spielt unsere Drei-Wege-Sortierung eine große Rolle, die Schlechtprodukte nochmals in tatsächlichen Abfall und B-Ware für eine alternative Verwertung trennt. Oder das Re-Sorting, das es ermöglicht, aussortierte Ware inline ein zweites Mal durch die Maschine zu verlesen.

Können Sie bitte das Re-Sorting an einem Beispiel erläutern?

Hofsommer: Ein Beispiel ist das Wiedereinschleusen von sortierten Produkten in den vorgeschalteten Verarbeitungsprozess. Unser Eco-Dampfschäler für Kartoffeln und Gemüse ist beispielsweise in Produktionsstraßen für Pommes Frites im Einsatz. Über das Verhältnis von Temperatur und Druck wird der Schälvorgang detailliert gesteuert. Wir können Schälverluste, also den Anteil einer Kartoffel, der bei der maschinellen Schälung unweigerlich mit entfernt wird, auf ein Minimum reduzieren. Nach der Schälung durchläuft die Kartoffel eine optische Verlesung. Werden dabei Schälrückstände erkannt, justiert die Anlage automatisch die Einstellungen für den weiteren Produktstrom nach. Parallel geht die Kartoffel zurück in einen Nachschälprozess und wird erneut inspiziert. Das rechnet sich für unsere Kunden im Vergleich zu konventionellen Schälern und spart enorm natürliche Ressourcen.

Tomra Sorting NV, Leuven, Belgien


Das Interview führte für Sie: Juliane Köstler

Freie Journalistin


„Die Verschwendung guter Ware zu vermindern, ist eines unserer großen Anliegen.“

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