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Ethylenoxid & Co. in Lebensmitteln auf der Watchlist

Mehr Lebensmittelsicherheit durch Online-Datenbank
Ethylenoxid & Co. auf der Watchlist

Verbotenes Ethylenoxid in Lebensmitteln oder Lebensmittelzutaten, Überschreitungen des Rückstandshöchstgehaltes von Chlorpyrifos – diese und andere Fälle zeigen, wie wichtig ein gut funktionierendes Risikomanagementsystem für die Lebensmittelsicherheit ist. Ein wichtiges Werkzeug bei der Identifikation und Bewertung der verschiedenen Risiken ist die Online-Datenbank Safefood-Online.

Der Nachweis von Ethylenoxid, das aktuell zu mehreren Rückrufen pro Monat führt und auch Foodwatch auf den Plan rief, ist nur ein Beispiel von vielen. Die Behandlung von Lebensmitteln mit Ethylenoxid erfolgt wegen der abtötenden Wirkung gegenüber Bakterien, Pilzen und Viren. Die Substanz ist in der EU hierfür nicht zugelassen. Nach der Verordnung (EG) 1272/2008 ist Ethylenoxid als karzinogen und mutagen (Kategorie 1B) eingestuft. Die in der VO (EU) 396/2005 festgelegten Höchstgehalte als Summe aus Ethylenoxid und 2-Chlorethanol (einem Abbauprodukt von Ethylenoxid) liegen für Ölsaaten wie z. B. Sesamsamen bei 0,05 mg/kg, für Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen bei 0,02 mg/kg.

Ethylenoxid im europäischen Schnellwarnsystem RASFF

Aus Belgien kam am 9. September 2020 die erste Meldung im europäischen Schnellwarnsystem RASFF (Rapid Alert System for Food and Feed) zu Funden von Ethylenoxid-Rückstanden in Sesamsamen. Dieses Schnellwarnsystem dient dem raschen Informationsaustausch zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Rechtlich basiert das RASFF auf Artikel 50 der Verordnung (EG) 178/2002 (EU-Basis-Verordnung), in der die Verfahren zur Lebensmittelsicherheit festgelegt sind.

RASFF-Meldungen sind Teil der Datenbank

Hier setzt die Datenbank Safefood-Online an. In ihr werden alle Meldungen des RASFF erfasst und statistisch auswertbar und visualisierbar gemacht. Außerdem finden sich in der Datenbank die monatlichen EU-Meldungen zu Food Fraud. Aktuell enthält Safefood-Online mehr als 65 000 Meldungen. Das Tool ermöglicht es, interne Informationen, wie z. B. Ergebnisse aus eigenen Untersuchungen, Meldungen von Kunden oder Lieferanten oder auch von amtlichen Kontrollen, individuell für jeden Nutzer einzupflegen. Sämtliche Kennziffern fließen dann selbstverständlich mit in die HACCP- und Food Fraud-Auswertungen ein.

Fünf sich ergänzende Module

Safefood-Online bietet dem User für die tägliche Arbeit fünf sich ergänzende Module:

  • Suche,
  • HACCP Export,
  • Prüfplan,
  • Food Fraud,
  • Dashboard.

Der Nutzer von Safefood-Online erhält die neuen Meldungen entweder über den Newsticker auf der Startseite, über das Dashboard oder täglich über eine individuell einstellbare Notification-E-Mail-Funktion.

Userspezifische Watchlist im Dashboard

Mit dem Dashboard stellt Safefood-Online den Anwendern ein Tool bereit, das Meldungen schnell und unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen Gegebenheiten anzeigt. Dabei können in einer Watchlist die für das Unternehmen wesentlichen Produkt- bzw. Rohstoffgruppen vorab ausgewählt werden. Anschließend werden im Dashboard die Anzahl der Meldungen für einen gewählten Zeitraum und die gewünschten Produktkategorien bzw. Gefährdungskategorien angezeigt.

Umfangreiche Suchfunktionen

Das Modul Suche stellt umfangreiche Suchfunktionen zur Verfügung. Welche Gefahren gibt es für ein bestimmtes Lebensmittel oder eine bestimmte Produktgruppe? Welche Meldungen gab es bereits für bestimmte Ursprungsländer? Die Abfrage kann auf eine oder mehrere Gefährdungskategorien bzw. Produktkategorien eingegrenzt werden und durch weitere Suchoptionen, beispielsweise den Zeitraum, individuell angepasst werden.

Suche nach Ethylenoxid

Die Suche nach Ethylenoxid im Zeitraum vom 1. Januar 1979 bis zum 8. September 2020 ergibt beispielsweise insgesamt fünf Meldungen zwischen 2008 und 2019 (zwei Meldungen zu schwarzem Pfeffer und je eine zu Kreuzkümmel, Zwiebelpulver und Currypulver). Drei Meldungen hatten als Ursprungsland Indien.

Nach der Meldung vom 9. September 2020 gab es dann am 29. September 2020 und am 9. Oktober 2020 die beiden nächsten Warnmeldungen, wieder zu Sesamsamen mit Ursprung Indien. Am 13. Oktober 2020 folgten dann insgesamt elf Meldungen, alle zu Sesamsamen (auch aus biologischem Anbau).

Risiken für Lebensmittelsicherheit ändern sich in kürzester Zeit

Diese Historie zeigt, dass sich Risiken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in kürzester Zeit signifikant verändern können und daher eine zeitnahe und regelmäßige Betrachtung der Datenlage notwendig wird.

In Safefood Online werden die Ergebnisse einer Suche in einer Risikomatrix dargestellt. Die Einstufung in fünf verschiedene Risikoklassen ergibt sich aus den beiden Kriterien:

  • Häufigkeit der Meldung und
  • Schwere der Auswirkung.

Häufigkeit der Meldungen

Die Abstufung der Häufigkeit von unwahrscheinlich bis häufig basiert auf der Anzahl der Meldungen zu der jeweiligen Gefahr.

Schwere der Auswirkung

Grundlage für die Abstufung Schwere der Auswirkung ist die Bekanntmachung der EU-Kommission „zur Umsetzung von Managementsystemen für Lebensmittelsicherheit unter Berücksichtigung von PRPs und auf die HACCP-Grundsätze gestützten Verfahren einschließlich Vereinfachung und Flexibilisierung bei der Umsetzung in bestimmten Lebensmittelbetrieben“ (2016/C 278/ 01).

Zusätzlich zur Risikomatrix werden alle Ergebnisse (Meldungen) der Suche tabellarisch dargestellt. Damit ist die das Modul Suche ein wertvolles Tool, um schnell einen Rohstoff zu bewerten, für den es (noch) keine internen Daten gibt.

Aufgrund der neu entstandenen Gefährdungslage bei Ethylenoxid erfolgte bereits am 19. Oktober 2020 die Einstufung in der Risikomatrix als nicht vertretbares Risiko.

Risikobetrachtung der Rohstoffe im Modul HACCP Export

Mithilfe des Moduls HACCP Export kann das Risiko für alle in einem Betrieb eingesetzten Rohstoffe geprüft werden. Zur besseren Übersicht ist es in Safefood-Online möglich, die Rohstoffe zu gruppieren. Die Ergebnisse können summiert (mit allen kombinierten Gefährdungen) oder einzeln nach Gefährdungskategorien (mit einzelnen Gefährdungen) ausgegeben werden. Außerdem werden die Ursprungsländer sowie die Anzahl der Meldungen genannt.

In der Spalte Maßnahmen zur Beherrschung können entsprechend dem Codex Alimentarius HACCP individuelle Vorkehrungen zur Beherrschung dieser Gefährdung eingetragen werden. Zusätzlich erhält der Anwender mögliche Handlungsanweisungen für das eigene Unternehmen.

Unterstützung beim Erstellen von Prüfplänen

Zusätzlich zu den Modulen Suche und HACCP Export bietet Safefood-Online das Tool Prüfplan. Mit ihm kann auf Basis aller in der Datenbank vorliegenden Meldungen ein Prüfplan für alle eingesetzten Rohstoffe, aber auch für die Fertigprodukte erstellt werden.

Bei der Abfrage werden alle bisher bekannten Gefährdungen summiert und in einer Tabelle ausgegeben. Dieses Modul ist ein wertvolles Hilfsmittel bei der Optimierung unternehmensspezifischer Prüfpläne. Im Fall von Ethylenoxid beispielsweise schlägt der Prüfplan (Stand 19. Oktober 2020) vor, jede zweite Anlieferung zu untersuchen.

Manipulation von Lebensmitteln und Zutaten

Food Fraud umfasst die absichtliche und vorsätzliche Substitution, Hinzufügung, Manipulation oder falsche Darstellung von Lebensmitteln, Lebensmittelzutaten oder Lebensmittelverpackungen, Etikettierung, Produktinformationen oder falsche oder irreführende Aussagen über ein Produkt zum wirtschaftlichen Gewinn, das die Gesundheit des Verbrauchers beeinträchtigen könnte (GFSI Benchmarking Requirements, 2017). Kurz: Food Fraud steht für Lebensmittelbetrug.

Um das Risiko betrügerischer Aktivitäten zu eliminieren bzw. auf ein Mindestmaß zu reduzieren, sind zwei wesentliche Schritte erforderlich: eine Schwachstellenanalyse, um potenzielle Verwundbarkeiten zu identifizieren sowie ein Food-Fraud-Minimierungsplan mit festgelegten Kontrollmaßnahmen, um die Risiken aufgrund der identifizierten Schwachstellen weitestmöglich zu reduzieren.

Modul Food Fraud hilft Betrugsrisiken zu minimieren

Für diesen Prozess stellt Safefood-Online mit dem Modul Food Fraud ein effizientes Werkzeug zur Verfügung. Analog zum Modul HACCP Export sind zunächst die Rohstoffe bzw. Rohstoffgruppen auszuwählen oder aus dem Modul HACCP Export durch Kopieren zu übernehmen. Die Schwachstellenanalyse in Safefood-Online startet mit jeweils vier Fragen zu den Themen Auftritts- und Entdeckungswahrscheinlichkeit.

Auftritts- und Entdeckungswahrscheinlichkeit

Bei der Auftrittswahrscheinlichkeit geht es um Fragen zu bekannten Vorfällen, ökonomischen Einflüssen, Ursprungsländern sowie Marktgegebenheiten. Die Frage zu bekannten Vorfällen wird automatisch auf Basis aller Meldungen in der Datenbank Safefood Online beantwortet. Die Einstufung des Risikos bezüglich des Ursprungslandes erfolgt in Safefood-Online mithilfe des Corruption Perception Index, Kurz CPI, und des Global Competitiveness Index, für den das Kürzel GCI steht.

Bei der Entdeckungswahrscheinlichkeit geht es um Fragen zur Verpackung (Originalitätsverschluss), Supply Chain, bereits etablierte Kontrollmaßnahmen und die Möglichkeit, durch Kontrollmaßnahmen eine Verfälschung feststellen zu können.

Darstellung der Ergebnisse der Food-Fraud-Analyse

Die Ergebnisse der Food-Fraud-Analyse werden in vier Tabellen zusammengefasst. Auf einem ersten Chart werden alle Ergebnisse der ausgewählten Rohstoffe dargestellt. So kann jederzeit nachvollzogen, werden, wie die jeweiligen Fragen beantwortet wurden. Die Farbe zeigt dabei die Einstufung in der Risiko-Matrix an. Diese Tabelle kann individuell z. B. mit dem Namen des Lieferanten, dem aktuellen Preis oder dem Stand der Zertifizierung und weiteren Informationen erweitert werden.

Auf dem zweiten Chart wird aus den Antworten zur Auftritts- und Entdeckungswahrscheinlichkeit die Eintrittswahrscheinlichkeit errechnet und in einer Risikomatrix dargestellt.

Liste mit empfohlenen Handlungsanweisungen

Mit dem dritten Chart wird eine Liste mit empfohlenen Handlungsanweisungen ausgegeben. Diese basieren auf den GFSI-Regelwerken und entsprechen somit auch den Zertifizierungsstandards wie dem IFS Food oder dem BRC. So unterstützt die Datenbank Safefood-Online den User auch bei strategischen Entscheidungen zur Risikominimierung: Hier gibt es ebenfalls die Möglichkeit, unternehmensspezifische Handlungsanweisungen aufzunehmen und so die Minimierungsmaßnahen noch besser an die eigene Unternehmenssituation anzupassen.

Auf dem letzten Chart werden alle Food-Fraud-Fälle – entsprechend der Anzahl bekannter Vorfälle – dargestellt.

Newsletter für den Überblick

Zum Angebot von Safefood-online gehört ein monatlicher Newsletter, der die RASFF Meldungen sowie die unter www.lebensmittelwarnung.de veröffentlichten Lebensmittel-Rückrufe des vergangenen Monats zusammenfasst und auswertet. Hintergrundinformationen zu den Ursachen für die Warnmeldungen bzw. Rückrufe sowie aktuelle Links zu den Themen Lebensmittelsicherheit und Food Fraud runden den Service ab.


Autoren:

Udo Berg

Berater und Autor,

Safefood-Online

Dirk Schweikert

Global Director Quality & Food Safety,

ADM Wild

Josef Trilling

Inhaber,

Jtconcept Unternehmensberatung

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