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Umdenken notwendig

Durch Verwendung von Jodsalz könnten Lebensmittelhersteller das Joddefizit ausgleichen
Umdenken notwendig

Umdenken notwendig
Die Lebensmittelindustrie könnte längerfristig das noch bestehende Joddefizit in der Nahrung ausgleichen, in dem sie bei der Herstellung aller Teil- und Fertigprodukte Jodsalz einsetzt
Die von der DGE empfohlene Zufuhr von 180 bis 200 µg Jod pro Tag wird derzeit in Deutschland nicht erreicht. Nach den geltenden WHO-Kriterien ist die Bundesrepublik sogar ein Jodmangelgebiet. Die Folge: Dem Gesundheitswesen entstehen durch jodmangelbedingte Erkrankungen jährliche Kosten in Milliardenhöhe. Der Arbeitskreis Jodmangel fordert deshalb die Lebensmittelindustrie auf, Jodsalz an Stelle von normalem Speisesalz einzusetzen.

Anlässlich des Weltkindergipfels 1990 hatten sich 71 Staatsoberhäupter und 80 Regierungsvertreter in einer Ent-schließung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verpflichtet, die Bevölkerung ihrer Länder vor gesundheitlichen Folgen des Jodmangels zu schützen und entsprechende Programme zur Beseitigung des Jodmangels bis zum Jahr 2000 aufzulegen. Auch Deutschland gehörte zu den Unterzeichnern dieser Resolution. Als Mittel der Wahl empfiehlt die WHO die Verwendung von Jodsalz für jede Art der Lebensmittelherstellung und Speisenzubereitung. Der Gesetzgeber in Deutschland hatte bereits 1989 die Voraussetzungen für eine solche Prophylaxe mit Jodsalz geschaffen.

In den zurückliegenden zehn Jahren hat die Verwendung von Jodsalz im Haushalt, in der Gemeinschaftsverpflegung sowie in der Lebensmittelwirtschaft zu einer deutlichen Verbesserung der Jodversorgung geführt. Schwerste Mangelzustände sind in Deutschland beseitigt. Aber die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. empfohlene Zufuhr von 180 bis 200 µg Jod pro Tag für Jugendliche und Erwachsene wird noch nicht erreicht. Nach dem im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführten bundesweiten Jod-Monitoring beträgt das Versorgungsdefizit derzeit noch etwa 30 bis 40%, bei Schwangeren und Stillenden sogar 50 bis 60%.
Prof. Dr. Peter C. Scriba, München, Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel, fordert deshalb verstärkte Anstrengungen, um das bis 2000 nicht erreichte Ziel zumindest in den nächsten Jahren zu verwirklichen. Derzeit gilt Deutschland nach den WHO-Kriterien noch als Jodmangelgebiet. Dem Gesundheitswesen entstehen dadurch jährliche Kosten von etwa zwei Milliarden DM, die bei einer optimalen Jodversorgung größtenteils vermeidbar wären.
Hauptursache für den noch bestehenden Jodmangel ist die nach wie vor nicht durchgängige Verwendung von Jodsalz im Bereich der Außer-Haus-Verpflegung und Gastronomie sowie in der industriellen Lebensmittelverarbeitung. Eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln, belegt, dass nur 57% der befragten Außer-Haus-Verpfleger Jodsalz einsetzen – allerdings vielfach nicht für das komplette Speisenangebot. Von den befragten Lebensmittelherstellern gaben 63% an, Jodsalz zu verwenden, in den meisten Fällen jedoch nicht für das gesamte Produktprogramm. Die Lebensmittelindustrie liegt damit weit hinter dem Bäcker- und Fleischerhandwerk zurück, das bis zu 75% mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel anbietet.
Jodsalz an Stelle von normalem Speisesalz auch in der Lebensmittelindustrie lautet deshalb die Forderung des Arbeitskreises Jodmangel und anderer Fachorganisationen. Der Hauptanteil der Salzaufnahme, und somit auch ein Großteil der Jodzufuhr, stammt nämlich aus verarbeiteten bzw. verzehrfertigen Lebensmitteln wie Brot, Wurst, Fleischwaren, Käse, Konserven, Salaten, Tiefkühlkost etc. oder aus vorgefertigten Speisen und Halbfertigprodukten. Dazu zählen Suppen, Kartoffelprodukte, Saucenfonds, Back- oder Würzmischungen.
Dringender Handlungsbedarf
Betriebe der Lebensmittelindustrie können durch Verwendung von Jodsalz eine große Breitenwirkung erzielen und somit längerfristig das noch bestehende Joddefizit in der Nahrung ausgleichen. Deshalb sollten möglichst alle Teil- und Fertigprodukte mit Jodsalz hergestellt werden. Auch in dem im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellten Ernährungsbericht 2000 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird an die Entscheidungsträger appelliert, umzudenken und durch die Verwendung von Jodsalz einen Beitrag zur Gesundheitsprophylaxe zu leisten.
Europa auf gutem Weg
In Europa gelten die skandinavischen Länder, Großbritannien, die Niederlande, Schweiz und Slowakei als jodmangelfrei. Auch Frankreich hat das Jodmangelproblem weitgehend gelöst. Dies geht aus dem WHO-Report 2000 hervor, der auf der Basis einer Länderbefragung vom September 1998 erstellt wurde. Befragungsziel war, die Umsetzung der WHO-Resolution von 1990 zur Beseitigung des Jodmangels innerhalb einer Frist von zehn Jahren zu überprüfen und Daten zur Versorgungslage zu sammeln. An der Erhebung beteiligten sich insgesamt 38 Staaten. Von diesen Ländern verfügen 30 Nationen über verlässliche Daten zur Jodversorgungslage. In 20 Ländern sind Jodmangelvorsorgeprogramme initiiert worden, teilweise deutlich vor 1990. 25 Staaten haben spezifische gesetzliche Vorschriften für die Verwendung von Jodsalz.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Erhebung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Norwegen und die Schweiz waren Vorreiter in der Jodmangelprophylaxe. Bereits 1920 wurden dort Jodsalz und die Anreicherung des Nutztierfutters eingeführt. Polen folgte 1935 mit Prophylaxemaßnahmen.
• Derzeit besteht in 28 Ländern eine Prophylaxe mit Jodsalz, in 12 Ländern durch eine (zusätzliche) Jod(salz)verwendung in der Lebensmittelverarbeitung und in 13 Ländern durch (zusätzliche) Jodierung von Tierfutter beispielsweise für Milchvieh. Eine beschränkte bzw. gezielte Verwendung von Jodsalz in Lebensmitteln besteht in Österreich für Brot, in den Niederlanden für Brot (60 bis 80 mg/kg) und Fleisch (20 bis 30 mg/kg) sowie in Schweden für Milch und Milchprodukte.
• In 22 Ländern wird Kaliumiodid (KI), in sieben Ländern Natriumiodid (NaI) und in 21 Ländern Kaliumiodat (KIO3) verwendet. Dabei fällt die jeweilige Jodierungshöhe sehr verschieden aus.
• Der Import von jodiertem Salz ist in 23 Ländern erlaubt. 21 Staaten produzieren selbst Jodsalz.
Der WHO-Report belegt eine weit verbreitete Akzeptanz der Jodmangelprophylaxe mit Jodsalz sowohl in Europa als auch in den angrenzenden Nachbarländern. Damit wird der WHO-Empfehlung von 1990 zur Jodsalzprophylaxe in hohem Maße Rechnung getragen. Allerdings bestehen deutliche Unterschiede bzgl. der Jodierungshöhe und der zugelassenen Jodverbindungen. Die Verwendung von Jodsalz für die Lebensmittelverarbeitung wird ebenfalls uneinheitlich gehandhabt. Vorbildcharakter hat diesbezüglich Deutschland, wo Jodsalz in allen Bereichen der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sowie in der Außer-Haus-Verpflegung eingesetzt werden darf. Eine Harmonisierung der Jodmangelprophylaxe auf EU-Ebene ist somit dringend erforderlich.
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