L-Carnitin ist ein vitaminähnlicher Nährstoff, der in wachsendem Umfang in Lebensmitteln eingesetzt wird. In gleichem Maße steigt auch das Angebot an L-Carnitin auf dem Markt. Um die Qualität der verschiedenen Angebote einschätzen zu können, ist unbedingt auf die Herstellungsweise und die lebensmittelrechtliche Zulassung der Zutat zu achten.
Seit 1994 sind in Deutschland nur das reine L-Carnitin und seit kurzer Zeit auch das L-Carnitin-L-Tartrat (§ 47 a LMBG Allgemeinverfügung) zulässig. Alle anderen Formen wie Acetyl-L-Carnitin, L-Carnitin-Fumarat, Propionyl-L-Carnitin etc. sind in Deutschland nicht zugelassen und auch in keiner der neuen EU-Richtlinen enthalten.
Kein Fischgeruch
L-Carnitin und L-Carnitin-L-Tartrat (68 % L-Carnitin und 32 % Weinsäure) sind kristalline, schneeweiße Pulver, die geruchlos sind. Gelbliche oder nach Fisch riechende Produkte sind entweder älter oder wurden unsauber produziert; sie können Verunreinigungen enthalten. Vom Einsatz solcher L-Carnitinqualitäten – für die gegebenenfalls ein attraktiver Preis spricht – sollte abgesehen werden. Denn: Im Endprodukt kann durch das rasche Entstehen eines aminartigen Fischgeruches und -geschmacks der Verderb des Lebensmittels vorgetäuscht werden.
L-Carnitin ist stark wasseranziehend und nur für flüssige Produkte verwendbar. Im Unterschied dazu ist L-Carnitin-L-Tartrat stabil und sehr gut für den Einsatz in festen Lebensmitteln geeignet. Beide Verbindungen sind sehr gut wasserlöslich, hitze- und lichtstabil. L-Carnitin ist geschmacklos, während L-Carnitin-L-Tartrat durch die Weinsäure einen angenehm sauren citrusartigen Geschmack hat.
Zwei Herstellungsverfahren
Die Herstellung von L-Carnitin kann nach einem chemischen Verfahren und nach dem biologischen L-Carnipure-Verfahren erfolgen. Das chemische Verfahren ist unspezifisch und liefert zunächst ein 1:1-Gemisch von D- und L-Carnitin. D-Carnitin ist unnatürlich. Es kommt weder in der Nahrung noch im menschlichen Körper vor. Zwar wird D-Carnitin vom menschlichen Organismus wie L-Carnitin aufgenommen, verursacht aber in größeren Mengen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche und starke Müdigkeit [1]. In den USA wurde deshalb schon 1983 die Einfuhr und die Produktion von D-Carnitin-haltigen Produkten verboten [2] und der Einsatz von D-Carnitin-freien Rohstoffen empfohlen [3].
Aus dem chemisch erzeugten Gemisch von D- und L-Carnitin muss deshalb das D-Carnitin entfernt werden. Diese Reinigungsoperation ist sehr aufwändig und gelingt nicht hundertprozentig. Ein Beleg dafür ist die Analysenmethode von Freimueller und Altdorfer [4]. Mit Hilfe dieser Methode lassen sich in chemisch hergestelltem L-Carnitin immer Restmengen von D-Carnitin nachweisen. Ein weiterer Nachteil für den Lebensmittelproduzenten ist, dass von den Herstellern, die L-Carnitin auf chemischen Wege erzeugen, in der Regel nicht ausgewiesen wird, wie viel Prozent D-Carnitin ihr Produkt enthält.
Natürliche Rhizobien
Das biologische L-Carnipure-Verfahren ist dagegen stereospezifisch und liefert reines L-Carnitin (100 %). D-Carnitin entsteht nicht [5]. In diesem Verfahren wird ein natürliches Ackerbodenbakterium vom Stamm der Rhizobien zur stereoselektiven Herstellung von L-Carnitin verwendet. Dieses Bakterium imitiert die menschliche L-Carnitinsynthese, in dem es dieselben Enzyme verwendet wie die menschliche Leber. Das Ergebnis ist 100 % reines L-Carnitin. Darüber hinaus kommen bei dem L-Carnipure-Verfahren keine Rohstoffe tierischen Ursprungs oder Gentechnik zum Einsatz.
Das von Lonza nach dem L-Carnipure-Verfahren erzeugte L-Carnitin wird in einer von der amerikanischen Gesundheitsbehörde kontrollierten Anlage produziert. Das koschere Produkt erfüllt die höchsten Qualitätsansprüche wie CGMP, USP, BP, EP, FCC, HACCP, DMF etc. Außerdem hat es auch das Neuform-Siegel erhalten. Lebensmittelhersteller, die das L-Carnipure-L-Carnitin in ihren Produkten einsetzen, haben die Möglichkeit, dies durch die Auszeichnung mit einem entsprechenden Qualitätszeichen auf dem Etikett deutlich zu machen.
Schrifttum
- 1. Meier, PJ (1987), D-Carnitin, harmlos?, in: Gitzelmann, R, Baerlocher, K, and Steinmann, B (eds.), Carnitin in der Medizin. Schattauer, Stuttgart, 101–104
- 2. US FDA Regulatory Procedures Manual (1984), Automatic detention of carnitine, part 9, chap. 9–79
- 3. Borum, PR (1991), Carnitine, in: Handbook of Vitamins. New York, Marcel Dekker, 557–563
- 4. Freimueller, S und Altorfer, H (2002), A chiral HPLC method for the determination of low amounts of D-Carnitine in L-Carnitine after derivatisation with (+)-FLEC, Journal of Pharmaceutical and Biochemical Analyses 30 (2), 209–218
- 5. Kulla, H (1991), Enzymatic hydroxylations in industrial Application, Chimia 45, 81–85
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