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So nutzen Fleischproduzenten die Chancen der Digitalisierung

So nutzen Fleischproduzenten die Chancen der Digitalisierung
Mit IT zu mehr Transparenz

Hohe Qualitätsansprüche, hoher Kostendruck und zunehmender Wettbewerb sind für Produzenten in der Fleischverarbeitung typische Anforderungen. Der süddeutsche Wursthersteller Wolf arbeitet deshalb eng mit Anlagenbau und IT-Spezialisten zusammen. Das Ziel, das er dabei verfolgt: Absolute Transparenz über den Prozess durch digitale Lösungen.

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie befindet sich im Wandel, Digitalisierung und Automation verändern die Produktion, gesetzliche Vorschriften zu Lebensmittelsicherheit, Kennzeichnung und Rückverfolgung nehmen zu und auch die Anforderungen von Verbrauchern und die des Handels steigen. Einer der deswegen schon seit Jahren in die Digitalisierung investiert, ist der süddeutsche Wursthersteller Wolf. Vor über 20 Jahren implementierte der Mittelständler erstmals ein ERP-System an seinen vier Standorten. Das damals noch weit entfernte Ziel: die papierlose Fabrik. Heute nutzt das Unternehmen das System, um die Produktion zu planen, die Rezepturen zu optimieren, aber auch um Transportkosten zu sparen oder die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. Die dafür erforderliche Software kommt von den IT-Spezialisten der CSB-System AG aus Geilenkirchen.

Kommunikation zwischen Maschinen und Software

Doch Wolf wollte noch einen Schritt weitergehen und entschied sich jüngst dazu, eine Analyse der Maschinendaten einzubauen: Um absolute Transparenz über den Prozess zu erhalten, bindet der Wurstproduzent die Füllerlinien an sein ERP-System an. Durch die Vernetzung der Maschinen des Herstellers Handtmann mit der Software von CSB-System sollen schon bald mehr und vor allem detailliertere Informationen über den Füllprozess gewonnen und intelligent genutzt werden. „Wir wollen dieses Potenzial für unsere Betriebe stärker nutzen. Es ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Jan Seidel, Geschäftsführer der Wolf-Firmengruppe. Dazu wird die Kommunikation zwischen Maschinen und Software weiter ausgebaut. Schon heute werden die im ERP-System vorhandenen Aufträge direkt auf die Handtmann Communication Unit (HCU) der Füllmaschinen übertragen und die Füllmengen zurückgemeldet. „Die Vernetzungslösung zeigt Schwachstellen und somit Einsparpotenziale auf. Dadurch unterstützt sie in der Verbesserung der Produktionsauslastung“, erklärt Andreas Heckenberger, Produktmanager für digitale Lösungen bei Handtmann, die Vorteile der HCU (mehr dazu im anschließenden Interview).

Direkte Meldung von Störungen

Im aktuellen Projekt bei Wolf hat CSB die Schnittstellen zur HCU so konzipiert, dass neben den Informationen über Artikel und Menge auch die Daten der einzelnen Füller, die Reihenfolgen, die Anzahl an Bedienpersonal und die benötigten Rüst- und Füllzeiten übergeben werden. Die HCU übernimmt weitere Aufgaben wie die Begrenzung von einstellbaren Parametern und die Gewichtsregelung. Die Qualitätsdaten werden vom System erfasst und können so direkt in die Lieferantenbewertung mit einfließen. Zusätzlich soll die Instandhaltung integriert werden: Störungen können künftig direkt am Füller gemeldet und so ein zentraler, dokumentierter Ablauf des Reparaturvorgangs angestoßen werden. Die Abteilungsplanung erfolgt im ERP-System. Der Plan wird an die HCU übergeben und lässt sich innerhalb der Vernetzungslösung nochmals anpassen, beispielsweise durch eine Feinplanung oder bei Ad-hoc-Reaktionen auf betriebliche Notwendigkeiten. Alle Anpassungen werden direkt mit den Daten im ERP-System synchronisiert. Die HCU kommuniziert online mit den Füllanlagen.

Zusammenspiel von Maschinen und ERP

Die Auftragsinformationen sowie die notwendigen Zusatzinformationen werden am Füllerdisplay angezeigt und abgefragt. Durch dieses Zusammenspiel von Maschinensoftware und ERP-System ist neben dem Monitoring der Abteilung auch jederzeit ein Soll-Ist-Vergleich der Plandaten mit den Ist-Daten möglich. Das Resultat ist ein weiterer Schritt zur Ermittlung der Overall Equipment Effectiveness, der sogenannten OEE-Kennzahl. „Diese ist im heutigen Wettbewerb eine der wichtigsten Produktionskennzahlen, denn sie misst die Effizienz von Anlagen oder ganzen Abteilungen und ist damit die Grundlage für objektive Aussagen und Vergleiche“, resümiert Seidel. Die Vernetzung der Füllmaschinen mit dem ERP-System ist das erste Teilprojekt, das auf die Kooperation zwischen Handtmann und CSB zurückgeht. Weitere Projekte, auch international, sollen folgen.

Bessere Kontrolle durch lückenlose Datenerfassung

Dass die vernetzte Produktion Lebensmittelproduzenten viele wirtschaftliche Vorteile bietet, etwa eine Optimierung der Ressourcen oder ein umfassendes Qualitätsmanagement, weiß auch Dr. Klemens van Betteray. „Der wirkliche Quantensprung aber ist die bessere Kontrolle über die einzelnen Abteilungen, Maschinen und Margen“, betont der Vice President bei CSB-System. „Produzenten sind damit in der Lage, flexibel auf Marktentwicklungen, Preisschwankungen und Konsumentenwünsche zu reagieren und die Kosten zu senken.“ Hinzu kommt: Weltweit verschärfen die Regulierungsbehörden die Vorgaben für die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln. Und auch der Handel und die Verbraucher wollen diese Daten sehen – „und das geht nur über digitalisierte Prozesse“, so van Betteray. Die Lösung liegt für ihn in einer lückenlosen elektronischen Datenerfassung. „Werden auch die Produktionslinien integriert, ergibt sich am Ende ein vollständig transparentes Bild über alle Verarbeitungsstufen eines Lebensmittels. Mögliche Rückrufe lassen sich so in wenigen Minuten statt in Stunden organisieren“, sagt er. Der konsequente Einsatz smarter IT-Lösungen zähle deshalb zu den wichtigsten Maßnahmen, um langfristige Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in der Lebensmittelindustrie zu gewährleisten.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: dei1019digitalisierung


Autorin Mareike Bähnisch

Freie Fachjournalistin

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