Die Privatmolkerei Bechtel verarbeitet täglich über eine Million Liter Milch, unter anderem zu Joghurt, Konsummilch und Frischkäse. Am Standort Schwarzenfeld in der Oberpfalz wird an 365 Tagen im Jahr im Vier-Schicht-System produziert.
Durch Materialabrieb an den Verarbeitungsmaschinen, Drahtbrüche oder Fremdstoffeintrag durch Wartungsarbeiten an Gebäuden und Anlagen kann es zu Verunreinigungen in den Produkten kommen. Selbst bei höchster Sorgfalt kann auf dem Weg zur Null-Fehler-Produktion nicht auf Absicherung verzichtet werden. Kontrollsysteme müssen jedoch nicht nur die reine Sicherungsleistung, sondern auch eine lückenlosen Nachverfolgbarkeit und die Erfassung der Betriebsdaten gewährleisten.
Röntgeninspektionssystem prüft Füllmenge in Sammelverpackungen
„Bei der Suche nach einem neuen Fremdkörperkontrollsystem erkannten wir schnell, dass sich konventionelle Metalldetektoren für viele unserer Produkte nicht eignen“, sagt Dr. Thomas Strixner, der in der Privatmolkerei Bechtel den Geschäftsbereich Qualität und Produkt verantwortet. Metallische Komponenten sind häufig Teil der Verpackung, ein typisches Beispiel sind Joghurtbecher mit Aluminiumverschlüssen. Das Unternehmen entschied sich schließlich für ein Röntgeninspektionssystem. Ein Vorteil dieser Technologie ist, dass die meisten verfügbaren Röntgenscanner standardisierte Industrie-PCs mit entsprechenden Betriebssystemen nutzen und sich damit sehr einfach in Unternehmensnetzwerke einbinden lassen.
Hinzu kommt, dass mithilfe entsprechender Algorithmen eine Füllmengenkontrolle der einzelnen Produkte in der Sammelverpackung möglich ist. Ein spezielles Problem der Joghurtherstellung ist, dass die Becher bereits im Format befüllt und danach unmittelbar in Kartonsteigen verpackt werden. Damit ist eine Einzelverwiegung der Produkte nicht möglich. Ein Röntgenscanner ist jedoch in der Lage, die Produkte bildtechnisch wieder zu separieren und mithilfe von Dichteunterschieden den Füllstand im Becher zu kontrollieren. Mit klassischer Wägetechnik könnte ein einzelner Joghurt mit Fehlgewicht unter Umständen nicht entdeckt werden, da zugleich mehrere leicht überfüllte Becher in einer Steige möglich sind. Damit wäre das Gesamtgewicht trotz fehlerhaftem Einzelprodukt innerhalb der Toleranz.
Vernetzung mit Datenerfassung
Die Integration von Röntgeninspektionssystemen in bestehende Produktionslinien ist eine Herausforderung. Die Mesutronic Gerätebau GmbH unterstützte die Molkerei bei der Projektierung, Inbetriebnahme und Personalschulung. Insgesamt prüfen sechs Röntgeninspektionssysteme der Baureihe Easyscope die Produkte; beispielsweise untersuchen sie Butter im Zweispurbetrieb und Quark in Steigen auf Verunreinigungen mit Fremdkörpern oder Qualitätsmängel. Die Systeme sind in der komplexen Produktionsumgebung vernetzt und wirken so aktiv daran mit, dem Verbraucher ein fehlerfreies Produkt zu liefern. Die Integration in das Produktionsdatenerfassungssystem und Firmennetzwerk ermöglichen zum einen die zentrale Erfassung von OEE-Daten zur Gesamtanlageneffizienz, zum anderen auch ein nachverfolgbares und archivierbares Reporting von Leistungstests. Außerdem können Techniker des Herstellers nach Freigabe durch die Molkerei per Fernwartung auf die Anlagen zugreifen.
Mesutronic Gerätebau GmbH, Kirchberg/Wald