Maßgeschneiderte Komplettlösungen

dei: Am 24. April 2002 hat die Pall Corpora-tion den Kauf der Filtration and Separations Group (FSG) von der USFilter Corporation, einer 100-prozentigen Tochter der Vivendi Environment erfolgreich abgeschlossen. Wie ist das daraus entstandene Unternehmen heute strukturiert?

Dr. Wegner: Zur FSG-Gruppe gehörten u. a. die SeitzSchenk Filtersystems GmbH und Exekia. Hierbei handelte es sich um etablierte Anbieter von Filtermedien und Filtersystemen in der Getränke- und Lebensmittelindustrie. Diese Firmen wurden erfolgreich in das Marktsegment Food and Beverage integriert. Das Unternehmen Pall ist in die breitgefächerten Märkte Life Sciences und Industrial aufgeteilt. Life Sciences umfasst den Pharmabereich (BioPharmaceuticals und BioScience) und das Medical-Segment. Zum Marktbereich Industrial gehören die Bereiche Fuels and Chemicals, Machinery and Equipment, Water Processing, Aeropower, Power Generation, Microelectronics und Food and Beverage. Food and Beverage wiederum ist aufgeteilt in die Mini Markets Food & Dairy, AfB (Alcohol Free Beverages), Wine & Spirits und Breweries.

dei: Welche wirtschaftliche Entwicklung hat das Unternehmen seit dieser Zeit genommen und wie entwickeln sich die einzelnen Geschäftsbereiche?

Dr. Wegner: Die Pall Corporation erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2003 (August 2002 bis Juli 2003) mit etwa 11 000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. US$. Hiervon entfallen auf den Bereich Industrial 58,5 % und auf Life Sciences 41,5 %.

dei: Welche wirtschaftlichen und strategischen Ziele verfolgt das Unternehmen derzeit?

Dr. Wegner: Innerhalb eines Geschäftsjahres ist es dem Pall-Konzern gelungen, über die Hälfte der Schulden, die durch die Übernahme gemacht werden mussten – sie kostete 360 Mio. US$ – wieder abzubauen. Auf diese Entwicklung sind wir stolz. Sowohl die Umsatz- als auch die Ertragsentwicklungen sind sehr positiv. Für das nächste Geschäftsjahr planen wir ein zweistelliges Umsatz- und Ertragswachstum.

dei: Wie ist die strategische Ausrichtung des Unternehmens?

Dr. Wegner: Unsere Vision ist, dass eines Tages alle Flüssigkeiten durch ein Pall-Produkt fließen sollen. Mit dieser Zielsetzung wollen wir die Marktführerschaft behaupten und sukzessive weiter ausbauen. Die Unternehmensziele sind eindeutig auf Wachstum ausgerichtet, sowohl im Umsatz als auch im Ertrag.

dei: Pall ist als Filterhersteller weltweit der größte Anbieter. Auf welche Technologien haben Sie sich im Nahrungsmittel- und Getränkebereich fokussiert?

Dr. Wegner: Die Filtration ist ein wichtiger Prozessschritt in der Produktion, der nicht nur der Produktherstellung, sondern auch der Qualitätssicherung dient. Angepasst an die Anforderungen des Kunden liefern wir Geräte, Anlagen und Medien für alle relevanten Filtrationsanwendungen wie z. B. zur Anschwemm-, Partikel- oder Sterilfiltration. Dabei reicht unser Produktportfolio von automatisierbaren Anschwemmfiltern bis hin zu klassischen Schichtenfiltern, von nominalen Partikelfilterkerzen bis hin zu validierten Membranfilterkerzen. Außerdem bieten wir Anlagen zur Crossflow-Filtration mit Keramik- oder Polymermembranen an. Wichtig ist uns, die Aufmerksamkeit auch auf die Filtration von Servicemedien (Luft, Gas, Dampf, Wasser) zu lenken, die einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Produktqualität liefert, denn diese Medien kommen unmittelbar mit dem Produkt in Berührung. Luft und Gase müssen frei von partikulären und mikrobiologischen Verunreinigungen (z. B. Bakterien, Phagen, Hefen, Schimmelpilzen) sein. Im Dampf finden sich bedingt durch die Korrosion von Rohrleitungen und Boilern Rostpartikel. Diese gilt es mittels Filtration zu entfernen.

dei: Die Pall SeitzSchenk Filtersystems GmbH bietet u. a. den Herstellern in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie maßgeschneiderte Komplettlösungen auf dem Gebiet der Filtration von Produkten und Medien. Welche aktuellen Produktentwicklungen sind derzeit bei Ihnen in der Planung bzw. welche Neuentwicklungen werden Sie beispielsweise auf der kommenden Intervitis Interfructa präsentieren?

Lehr: Nach der erfolgreichen Integration der FSG-Gruppe in die Pall Corporation ist der Geschäftsbereich Pall Food and Bever-age der führende Anbieter von Filtermedien und Filtersystemen in der Getränke- und Lebensmittelindustrie. Unter dem Motto „Ein Partner reicht“ wollen wir Pall Food and Beverage als neue Einheit vorstellen und zeigen, was unsere gebündelten Kräfte für den Kunden bewegen können. Zum Standard in der Getränkeindustrie gehören heute prüfbare Membranfilter zur sicheren Endfiltration. Auf der Intervitis Interfructa wird z. B. die bewährte Endfilterkerze von Seitz mit neuer Hochleistungsmembran als Seitz Membracart XL vorgestellt. Die Funktion von Endfiltern wird seitens der Kunden durch einen nicht-destruktiven Test sichergestellt. Das neue, automatische Testgerät zur Integritätsprüfung heißt Palltronic Compact Star. Kompakte Bauweise, leichte Handhabung, hohe Speicherkapazität zur Dokumentation und eine USB-Schnittstelle zur Anbindung an den PC zeichnen dieses Produkt aus. Insbesondere für die Filtration hoher Volumenströme bieten wir Filterelemente an, die aufgrund der großen Filterfläche eine hohe Wirtschaftlichkeit bei geringen Investitionskosten sichern. Im Ultipleat High Flow (UHF)-Element wird das neuartige Konzept für gefaltete Filter ohne Außenstützkörper realisiert. Neben den bewährten Rückhalteraten ab 4,5 µm wird UHF nun auch mit einer Rückhalterate von 1 µm vorgestellt, zur zuverlässigen Abtrennung feiner Partikel sowie Giardia Oozysten und Cryptosporidien. Die neuartigen Marksman-Filterelemente kombinieren die Effizienz und Leistungsfähigkeit einer Filterkerze mit der leichten Handhabung von Filterbeuteln. Mit Hilfe dieser Filter können Anwender von Beutelfiltergehäusen die Leistungsfähigkeit von Kerzenfiltern erzielen. Hierzu sind keine oder nur geringfügige Änderungen am Gehäuse erforderlich, da diese Elemente sofort in vorhandene Beutelfiltergehäuse und Stützkörbe der Größe 1 und 2 eingesetzt werden können. Der Schlüssel hierzu ist der zum Patent angemeldete Schiebeflansch, mit dem sich die Länge des Filters dem jeweiligen Korb anpassen lässt. Mit der neuen Generation von Filtermodulen Supradisc II werden Maßstäbe in Bezug auf Filtrationsleistung und Prozesssicherheit gesetzt. Neuartig ist das so genannte Separator-Konzept. Die Filterschicht liegt zwischen zwei Separatoren, von denen einer einen Doppelhakenkranz (Inside Separator) und der andere eine Rastenfunktion hat (Outside Separator). Die Separatoren werden durch eine Clipsverbindung miteinander verbunden. Sie gewährleistet bei allen Betriebszuständen mit den unterschiedlichsten Filterschichtensorten eine bypasssichere Abdichtung. Auch für alle Filtrationsaufgaben rund um das Produkt präsentieren wir Filterkerzen für Servicemedien wie Gas, Luft, Dampf, Wasser und Reinigungslösungen.

dei: Durch die Zusammenführung der Produkte der ehemaligen Pall Corporation mit der FSG-Gruppe gibt es mit Sicherheit zahlreiche Produktüberschneidungen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Dr. Wegner: Die Firmen, die der FSG-Gruppe angehörten, standen vor der Integration im direkten Wettbewerb zu Pall, was den Bereich der Filterkerzen und Kerzenfiltergehäuse betrifft. Derzeit überprüfen wir die Materialien nach einem einheitlichen Testverfahren, um zu sehen, welche Produkte sowohl im Einsatz als auch bei den Herstellungskosten Vorteile aufweisen. Außerdem wird ein neues Konzept für Kerzenfiltergehäuse für den Bereich Food and Beverage erarbeitet. Wir sind dabei, das Produktportfolio unter Berücksichtigung der Marktanforderungen anzupassen.

dei: Wird es zu einer Produktbereinigung bzw. zur Entwicklung gemeinsamer neuer Produkte kommen?

Dr. Wegner: Wie oben erläutert, wird es zu einer Produktbereinigung kommen. Im Rahmen dieses Prozesses wurden bereits bestehende Produkte optimiert. Ein sehr gutes Beispiel hierfür bietet die Membracart XL, die wir auf der Intervitis Interfructa vorstellen werden. Das bewährte „Seitz-Produkt“ wird nun mit einer neuen, von Pall gefertigten Hochleistungsmembran hergestellt. Außerdem wird in der Forschung und Entwicklung permanent an neuen Produkten und Technologien gearbeitet, die an die Anforderungen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie angepasst sind. Die Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung sind weltweit über Datenbanken vernetzt, so dass sich Projekte zur Entwicklung neuer Produkte optimal bearbeiten lassen.

dei: Welchen Kundennutzen sehen Sie durch den Zusammenschluss von Pall und FSG?

Dr. Wegner: Pall ist bekannt als weltweiter Markführer auf dem Gebiet der Filtration und Separation mit Membranen. Durch die Integration wurde das Produktportfolio von Pall auf dem Gebiet der Schichten- und Modulfiltration, der Systemvarianten und des Gerätegeschäfts erweitert. Das komplette Portfolio ermöglicht uns heute, einen wesentlich breiteren Bereich bei der Erstellung von Komplettlösungen für alle relevanten Bereiche abzudecken. Der Kunde kann auf einen einzigen Partner bei den Fragen rund um die Filtration vertrauen. Pall Food and Beverage versteht sich nicht nur als Lieferant von Filtermedien und Filtersystemen; Kundenservice in Form von anwendungstechnischer Beratung, Laborservice, Wartung und Instandhaltung ist ein weiteres wesentliches Element.

dei: Welchen Service bietet Pall seinen Kunden über das reine Produktangebot hinaus?

Dr. Wegner: Wie bereits gesagt, geht es Pall im Bereich der Filtrations- und Separationstechnik nicht nur um den reinen Verkauf von Filtermedien und Systemen, sondern auch um den Service rund um die Filtration. Wir bieten unseren Kunden Komplettlösungen für alle Bereiche der Filtration – von der Planung bis zum laufenden Betrieb. Die Filtrationsexperten von Pall kennen sich in den komplexen Prozessen zur Lebensmittel- und Getränkeproduktion bestens aus. Bei Neuinstallationen von Filtern für die Filtration des Produktes oder von Hilfs- und Zusatzstoffen können Produzenten auf die Erfahrung der Pall-Spezialisten vertrauen. Entsprechend den Anwenderanforderungen werden die geeigneten Technologien und Filtermedien ausgewählt. Durch ein Scale-up-Programm vom Labor- über den Technikums- zum Produktionsmaßstab werden die Filter optimal ausgelegt. Um eine fachgerechte Bedienung der Filter sicherzustellen, wird eine Schulung des Personals angeboten. In bestehenden Anlagen kann im Rahmen eines Audits z. B. jede Filterstelle im Prozess erfasst werden. Diese wird sowohl hinsichtlich der Produkt- und Prozesssicherheit als auch der Kosten analysiert. Danach werden Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen unterbreitet, um den Prozess abzusichern, die Produktqualität zu gewährleisten und die Produktion wirtschaftlicher zu machen. Halle 4.0, Stand 104

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