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Frei von Bioziden

HACCP-konforme Lebensmitteltransportbänder
Frei von Bioziden

Das Wachstum von Mikroorganismen auf Lebensmitteltransportbändern kann auf zwei Wegen unterdrückt werden: Zum einen können in das Beschichtungsmaterial der Bänder Biozide eingebracht werden. Zum anderen gestaltet man die Bandoberfläche so, dass sie den schädlichen Mikroorganismen keine Nahrungsgrundlage bietet. Letzteren Weg verfolgt Siegling mit seinen HACCP-Bändern.

Dipl.- Chem. Dr. Marén Hüners

Biozide sind chemische Wirkstoffe, die konzentrationsabhängig Mikroorganismen abtöten. Bringt man diese Verbindungen in das Beschichtungsmaterial von Lebensmitteltransportbändern ein, wird ein antimikrobieller Effekt erzielt. Derzeit gibt es jedoch in Europa keine Zulassungen (Kunststoffrichtlinie 90/128/EWG) für den Einsatz von bioziden Additiven in Kunststoffen, die in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Die Europäische Kommission hat alle Zulassungsanträge in diese Richtung gestoppt und auf unbekannte Zeit verschoben. Einige Hersteller von antimikrobiellen Transportbändern versuchen Unbedenklichkeit oder sogar eine Zulassung zu suggerieren, indem sie durch externe Institute Extraktionsanalysen durchführen lassen. Da Biozide jedoch nicht in den Positivlisten der Kunststoffrichtlinien 90/128/EWG oder AP 96 (5) geführt werden, existieren auch keine Grenzwerte für die Extraktion. Damit besitzen diese Untersuchungen keine wissenschaftliche Grundlage und bieten auch keine Rechtssicherheit für die Betreiber von Transportbandanlagen.
Wirkung von Bioziden istumstritten
Damit biozide Verbindungen ihre Wirkung entfalten können, müssen sie in direkten Kontakt mit den Mikroorganismen treten. Je stärker der Wirkstoff an das Trägermaterial (PU, PE, PVC) gebunden ist, desto schwächer wirkt er. Je niedriger die eingesetzte Wirkstoffkonzentration ist, desto schwächer ist auch die antimikrobielle Wirkung. Sobald der direkte Kontakt gänzlich fehlt, ist die Wirkung gleich Null. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sich ein Schmutzfilm oder ein in der betrieblichen Praxis häufig nicht zu vermeidender Fettfilm auf dem Förderband gebildet hat. Hier bleibt die Reinigung und Desinfektion als qualitätssichernde und vorgegebene Hygienemaßnahme unerlässlich. Allerdings können auch Desinfektionsmittel oder Blutproteine manche Biozide deaktivieren, so dass sie ihre Wirkung verlieren.
In Abhängigkeit von den zu bekämpfenden Mikroorganismen (Schimmelpilze, grampositive oder gramnegative Bakterien) müssen die Biozide in unterschiedlich hoher Konzentration in die Polymerbeschichtung der Transportbänder eingearbeitet werden. Die von den Herstellern vorgeschlagenen maximalen Biozidkonzentrationen müssen bei Transportbändern um den Faktor 5 bis 6 erhöht werden, um überhaupt eine Teilwirkung bei Mikroorganismen erzielen zu können. Vor diesem Hintergrund ist zu befürchten, dass einige der angebotenen Bandmaterialien die angepriesenen Eigenschaften nicht erfüllen, oder die von den Biozidherstellern empfohlenen Wirkstoffkonzentrationen weit überschritten werden.
Auch ein häufig angestellter Vergleich mit biozidhaltigen Kosmetika – beispielsweise mit triclosanhaltiger Zahnpasta – ist nicht angemessen, da hier die Kosmetikverordnung den Einsatz dieser Inhaltsstoffe regelt und nicht die Kunststoffrichtlinie. Außerdem werden solche Produkte von Ökotest (Juni 2001) als nicht empfehlenswert eingestuft. Der Grund: Das eingesetzte Triclosan beeinträchtigt beim Menschen die Leberfunktion. Zudem ist es häufig mit Dioxin verunreinigt.
Ausbildung resistenterMikroorganismen
Bei Mikroorganismen kann die permanente Anwendung von Bioziden, insbesondere bei einer Unterdosierung, zu Mutationen und damit zur Ausbildung resistenter Stämme führen. Diese werden dann bei Verwendung desselben bioziden Wirkstoffs nicht mehr abgetötet.
Grundsatz beim Einsatz von Bioziden ist, dass eine ausreichend hohe Wirkstoffkonzentration über einen angemessen langen Zeitraum verabreicht werden sollte. Rüstet man Beschichtungsmaterialien von Lebensmitteltransportbändern mit Bioziden aus, wird dieser Grundsatz missachtet. Der Einsatz von Bioziden verfehlt daher eine dauerhafte Wirkung.
Migration von biozidenAdditiven
Die Untersuchung der antimikrobiellen Wirkung von bioziden Verbindungen erfolgt im Allgemeinen mit Hilfe des Hemmstoff-Tests. Der Test wird in einer Petrischale, in der sich ein Nährmedium befindet, durchgeführt. Ist ein fungistatischer oder bakteriostatischer Wirkstoff auf der Beschichtungsoberfläche vorhanden, wandert dieser in den Nähragar. Es entsteht eine Zone, in der das Wachstum von Mikroorganismen gehemmt wird. Ein Hemmhof impliziert, dass das biostatische Material nicht nur das Transportband, sondern auch die Umgebung schützt. Das bedeutet allerdings für die betriebliche Praxis, dass auch das transportierte Lebensmittel mit dem bioziden Additiv kontaminiert wird und nicht mehr in den Verkehr gebracht werden darf. So ist es im Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, §31 Übergang von Stoffen auf Lebensmittel, vorgeschrieben. Außerdem werden die Grundzüge des HACCP-Konzepts verletzt, denn es hat die Minimierung von biologischen, chemischen oder physikalischen Kontaminationen in allen Prozessstufen der Lebensmittelproduktion zum Ziel.
Biozide Additive in Beschichtungen von Transportbändern reduzieren eventuell die biologische Kontamination von Lebensmitteln. Gleichzeitig steigt jedoch die Gefahr ihrer chemischen Kontamination.
Wachstum von Mikroorganismen auf Kunststoffoberflächen
In erster Linie befallen Pilze Polymer-Beschichtungen. Ihre Schädigung kann entweder direkt durch einen Angriff auf die Beschichtungsbestandteile, beispielsweise Weichmacher, erfolgen oder indirekt durch die Erzeugung extrazellulärer Pigmente. Diese dringen in das Kunststoffmaterial ein und verursachen Verfärbungen. Die am weitesten verbreiteten Pilze erzeugen extrazelluläre Pigmente in den Farben schwarz bis grün.
Aufgrund ihres außerordentlich hohen Wasserbedarfs spielen Bakterien nur dann eine Rolle, wenn die Transportbänder permanent feucht sind. Eine Ausnahme von dieser Regel stellt der Bakterienstamm Streptoverticillium recticulum dar.
Weiße und blaue HACCP-Bänder
Den grundsätzlich anderen Ansatz verfolgt Siegling. Das Unternehmen hat vier neue Bandtypen mit einem präventiven Schutz vor mikrobiellem Befall entwickelt. Die Beschichtungen der Bänder sind frei von Bioziden. Sie bestehen aus PVC oder Urethan. Die HACCP-Bänder
• E 8/H U0/V5 MT-HACCP weiß FDA
• E 8/H U0/U2 MT-HACCP weiß FDA
• E 8/H U0/V5 MT-HACCP blau FDA
• E 8/H U0/U2 MT-HACCP blau FDA
sind in weißer und blauer Farbe erhältlich. Aufgrund ihrer Werkstoffzusammensetzung und Oberflächenstruktur sind die Bänder resistent gegenüber einem Angriff von Mikroorganismen: Sie enthalten keine Nährstoffe für Mikroorganismen.
Die Bänder sind kompatibel zu jedem betrieblichen HACCP-Konzept. Ohne dass es zu einer chemischen Kontamination durch migrierende Biozide kommen kann, wird die Gefahr einer biologischen Kontamination über das Transportband signifikant reduziert.
Die blauen HACCP-Bänder bieten eine erhöhte Hygienesicherheit, da das Reinigungsergebnis optisch deutlich unterstützt und das Arbeitsumfeld für den Anlagenbetreiber verbessert wird. Ein weiterer Vorteil ist die Heißwasserbeständigkeit der Beschichtungen. Eine frühzeitige Zerstörung des Transportbandes durch häufiges Reinigen ist dadurch ausgeschlossen. Weiterhin weisen die Beschichtungen der HACCP-Bänder eine hohe chemische Beständigkeit gegenüber den zugelassenen Desinfektionsmitteln auf. Darüber hinaus sind die HACCP-Bänder mit dem quersteifen Hitech-Gewebe ausgerüstet. Dieser hochleistungsfähige Zugträger gewähr-leistet ein lineares Spannungs-Dehnungsverhalten mit sehr guten Geradeauslaufeigenschaften. Die flexible Bandkonstruk-tion erlaubt bei den Urethan-Bändern Umlenkradien um 3 mm Messerkanten und bei den PVC-Bändern um 5 mm rollende Messerkanten. Die Urethan-Bänder stehen mit einer maximalen Breite von 1,45 m zur Verfügung. Die maximale Breite der PVC-Bänder beträgt 3 m.
E dei 282
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