Obwohl Ärzte, Pfleger, Rettungssanitäter und viele andere, in Zeiten der Corona-Pandemie extrem wichtige Berufsgruppen derzeit am Rande ihrer Kapazitäten arbeiten, scheint die Bundesregierung deren Versorgung mit Wäsche und Schutzkleidung nicht so richtig Ernst zu nehmen. Das sagt zumindest der zuständige Verband DTV. Die Bundesregierung hat Wäschereien und textile Dienstleister nicht als systemrelevant eingestuft und das könnte noch zu Problemen führen: Im Fall der Fälle könnten die Betriebe nämlich geschlossen werden. Saubere und virenfreie Arbeitskleidung wäre dann nicht mehr verfügbar. Der Deutsche Textilreinigungs-Verband fordert daher dringend: „Keine Betriebsschließungen von textilen Dienstleistern und Wäschereien.“
Auch wenn die Betriebe nicht geschlossen werden, droht Ungemach: Durch Kita-und Schulschließungen fällt in den Betrieben für die Textilversorgung das Personal – die Frauenquote in den Betrieben beträgt Zweidrittel – massiv aus. Trotz hoher Belastung wird die Notfallbetreuung verweigert, so der Verband.
Auch die Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstungen (Masken, Bekleidung) ist für Wäschereien essenziell. Die Wäsche aus den Krankenhausstationen gilt als infektionsverdächtig. Daher braucht auch das Wäschereipersonal Atemschutzmasken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel, um diese Wäsche sicher bearbeiten zu können.
Einer der größten Dienstleister ist die Mewa Textil-Service aus Wiesbaden. Das Unternehmen reinigt die Kleidung von rund 1,2 Mio. Menschen. Warum sie sich auf die hygienezertifizierten Waschverfahren verlassen können, erläutert Matthias Zoch, Leiter der Umwelt- und Verfahrenstechnik bei Mewa im Gespräch.
Herr Zoch, können Viren die Waschprozesse bei Mewa überstehen?
Zoch: Nein, unsere Verfahren sind hygienisch validiert und sicher. Das ist die Wäsche in der Haushaltswaschmaschine nicht immer. Deshalb sind gerade Betriebe, die in hochsensiblen Bereichen wie Lebensmittel und Pflege tätig sind, auf der sichereren Seite, wenn sie ihre Mitarbeiterkleidung von Profis waschen lassen. Eine Ansteckung über bei Mewa-gewaschene Textilien ist nicht möglich. Unser Hygienemanagement gewährleistet die mikrobiologische Unbedenklichkeit der bei uns gewaschenen und ausgelieferten Textilien. Viren überstehen diese professionelle Industriewäsche nicht.
Gilt das auch für Corona?
Zoch: Alle unsere Waschprozesse für Berufskleidung verlaufen bei Temperaturen zwischen 60 und 75 °C. Diese Temperaturen zusammen mit den von uns eingesetzten Desinfektionsmitteln inaktivieren Coronaviren vollständig. Die viruzide Wirksamkeit der Mittel ist bestätigt. Alle unsere Betriebe, in denen Berufsbekleidung gewaschen wird, tragen das wfk–Siegel für Textilhygiene.
Bei Putztüchern sind die Waschtemperaturen noch um einiges höher. Sie werden bei Temperaturen von 90 °C für mindestens 15 Minuten gewaschen. Das Robert-Koch-Institut definiert eine thermische Desinfektion mit einer Temperatur von 90 °C bei einer Haltezeit von 10 Minuten. Unsere Waschverfahren liegen deutlich darüber und sind somit desinfizierend. Alle Keime werden vollständig inaktiviert.
Was ist bei benutzter Kleidung von Ärzten- und Pflegeteams zu beachten?
Zoch: Hier agieren wir mit allerhöchster Sicherheit. Generell gelten bei Mewa für Abholung und Auslieferung der Textilien detaillierte Vorgaben, um Übertragungen auszuschließen. Bei Kunden im Gesundheitswesen sind sie ganz besonders hoch und schließen grundsätzlich mögliche Übertragungen von Krankheitskeimen aus. Kleidung, die von Pflege- oder medizinischem Personal getragen wurde, sammeln wir in einem speziellen Wäschebeutel ein. Diese Wäschebeutel haben einen innenliegenden, wasserlöslichen Beutel. In dem werden die Textilien ungeöffnet in einen desinfizierenden Waschgang gegeben. Danach ist die Kleidung desinfiziert.
Kann man sich über Textilien mit dem Corona-Virus (Covid-19) anstecken?
Es ist keine Infektion bekannt, die über Textilien verursacht wurde. Alle bekannten Infektionen geschahen im direkten Kontakt, denn die Ansteckungswege des Corona-Virus sind nach bisherigem Kenntnisstand vergleichbar mit dem Grippe-Virus: Es handelt sich um Tröpfchen- oder Schmierinfektionen. Das ist der Grund, warum wir derzeit mindestens anderthalb Meter Abstand voneinander halten sollen. In aller Regel befindet man sich dann außerhalb des Flugbereichs von Tröpfchen durch Niesen, Husten, Sprechen.