In drei Jahren, so rechnen Experten derzeit vor, wird sich der Chemiemarkt zu einem der drei größten Segmente des weltweiten E-Commerce entwickeln. Schätzungen zufolge sollen bereits bis zum Jahr 2002 rund 40 Prozent des Umsatzes in der chemischen Industrie über Online-Medien gehandelt werden. Die BASF folgt diesem Trend und startet zahlreiche Internetaktivitäten.
Die Zeichen der Zeit stehen auf Internet und machen auch nicht vor der chemischen Industrie halt. E-Commerce ist dabei eines der Schlagwörter, die die Augen der Manager zum Leuchten bringen. Wie wichtig die Unternehmen der Großchemie die neuen Medien nehmen zeigt ein Blick auf die getätigten Investitionen. So steckt beispielsweise allein die BASF in den kommenden beiden Jahren rund 75 Mio. DM in ihre Internetaktivitäten. Das Unternehmen konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: System-to-System-Lösungen, elektronische Marktplätze und den Handel über ein firmeneigenes Extranet.
Wertschöpfende Strategie
Bernd Flickinger, Leiter des Zentralbereichs Logistik und Informatik bei der BASF, sieht sein Unternehmen in Zukunft bei den elektronischen Medien ganz vorn: „Wir sind fest entschlossen, eine globale Führungsposition unter den Anbietern in der chemischen Industrie einzunehmen.“ Was bei der BASF vor vier Jahren mit der Entwicklung erster elektronischer Vertriebskonzepte und technischer Lösungen begann, wurde inzwischen zu einem breiten Spektrum an E-Commerce-Konzepten entwickelt. Dabei ist Flickinger eine Botschaft besonders wichtig: „Eine Unternehmens-Homepage allein ist noch keine E-Commerce-Lösung.“ Weiterentwickelte Stufen des E-Commerce bieten dem Kunden zusätzlichen Nutzen. Einkaufs- und Beschaffungsprozesse werden deutlich gestrafft und damit effizienter. „Für die BASF ist E-Commerce jedoch kein Selbstzweck, sondern ein elementarer Baustein des strategischen Ziels, wertsteigerndes Wachstum zu generieren“, erklärt Flickinger das BASF-Konzept. Hierzu sollen auch strategische Partnerschaften mit Technologie- und Kompetenzführern, beispielsweise mit der SAP, beitragen. „Mit unserer Beteiligung an ChemConnect können wir unsere Produkte auf dem weltgrößten virtuellen Auktionshaus mit einem derzeitigen Transaktionsvolumen von zwei Milliarden US-Dollar im direkten Wettbewerb anbieten“, sagt Flickinger. Jüngstes Kind der BASF-Beteiligungsstrategie ist der Online-Marktplatz Omnexus.
Beispiel Omnexus
Fünf der weltweit größten Kunststoff-Hersteller – BASF, Bayer, Dow, DuPont und Ticona/Celanese – haben mit Omnexus einen neutralen, globalen elektronischen Marktplatz für thermoplastische Kunststoffe gegründet (www.omnexus.com). Das Jointventure sieht den Schwerpunkt seiner Angebote insbesondere bei Produkten und zugeordneten Dienstleistungen für Spritzguss-Anwendungen der Kunststoffverarbeitenden Industrie. Der Start des elektronischen Handels ist am 1. Oktober 2000 zunächst in den USA geplant. Der europäische Markt soll am 1. Januar 2001 folgen, Asien und die übrigen Regionen im Frühjahr 2001.
Das Jointventure, in das die Initiatoren insgesamt rund 50 Millionen Euro investieren, wird für Nordamerika von Atlanta, Georgia/USA, ausgeführt. Die europäische Zentrale wird in der Schweiz aufgebaut. Die technologische Plattform stellt IBM.
Der Zielmarkt des Jointventures erreicht ein potenzielles Umsatzvolumen von geschätzten 50 Milliarden Euro. Er umfasst neben den Kunststoffherstellern die Anbieter von Spritzgussmaschinen und -werkzeugen sowie eine Reihe branchenbezogener Dienstleistungen. Weiteren Anbietern wird derzeit die Teilnahme an Omnexus angeboten. Der Marktplatz wird über ein breites Angebot an Funktionalitäten und Produkten verfügen. Dazu gehören u. a. ein elektronischer Katalog mit ausführlichen Produktinformationen sowie den zulässigen Vergleichsangaben über die gesamte Produktpalette. Weitere Leistungen reichen von der Auftragsannahme und Statuskontrolle über elektronische Rechnungsstellung und -bezahlung bis zur Online-Kundenunterstützung. (br)
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