Endress+Hauser hat das Jahr 2011 weit über den Erwartungen abgeschlossen. Ein überraschend starker Geschäftsverlauf sorgte für neue Bestmarken bei Umsatz, Beschäftigung und Gewinn. Auch für das laufende Jahr erwartet die weltweit in der Prozessmesstechnik tätige Firmengruppe mit Sitz in Reinach (Schweiz) ein solides Umsatzwachstum im oberen einstelligen Bereich.
Firmenchef Klaus Endress machte bei der Präsentation der Bilanz in Basel kein Geheimnis daraus, dass er eine so gute Entwicklung nicht erwartet hatte. Die Staatsschuldenkrise in Europa und die daraus resultierenden Währungsturbulenzen, aber auch die Naturkatastrophen in Asien mit Engpässen bei elektronischen Bauteilen hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefordert. „Dennoch konnten wir gut abgestützt über Regionen und Branchen wachsen.“
Endress+Hauser steigerte den Umsatz um 16 % auf 1,5 Mrd. Euro. Amerika zeigte noch größere Dynamik als Asien, doch auch in Europa wuchsen die Verkäufe zweistellig. Hinter den Erwartungen zurück blieben lediglich Afrika und der Nahe Osten; eine Folge der politischen Unruhen im arabischen und nordafrikanischen Raum.
Mit dem kräftigen Umsatzwachstum ging ein starker Beschäftigungsaufbau einher. 9414 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählte die Firmengruppe Ende 2011, 820 mehr als vor Jahresfrist (plus 10 %).
Die gute Auslastung der Werke schlug sich in hoher Produktivität nieder. Das Betriebsergebnis stieg um 32 % auf 247 Mio. Euro, das Ergebnis vor Steuern sogar um 46 % auf 243 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern erreichte mit 177 Mio. Euro ebenfalls einen neuen Bestwert (plus 40 %). Endress+Hauser stehe finanziell auf festen Füßen, betonte Chief Financial Officer Dr. Luc Schultheiss in Basel. Der 50-Jährige löste Ende 2011 den langjährigen Finanzchef Fernando Fuenzalida (69) ab, der künftig den Verwaltungsrat verstärken wird. Die Eigenkapitalquote erreicht inzwischen fast 70 %.
Starke Treiber beflügeln Entwicklung
Michael Ziesemer, Stellvertreter des CEO und verantwortlich für den Vertrieb, sieht hinter den erfolgreichen Geschäftszahlen „starke Treiber“ – globale Megatrends, die auf verschiedene Weise und auf vielen Ebenen weltweit Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beeinflussen. Es geht dabei um Themen wie
- die Versorgung mit Energie aus fossilen und regenerativen Quellen
- die effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen
- Klimawandel und Umweltschutz als globale Herausforderungen
- Wasserversorgung und Abwasseraufbereitung
- Bevölkerungswachstum und demografischer Wandel
- die Biotechnologie als Grundlagentechnologie
„Diese Megatrends“, so Ziesemer, „haben uns in der Krise geholfen und auch danach, uns besser zu entwickeln als die Industrie insgesamt. Wichtige, für die Zukunft zentrale Fragen, lassen sich nur mit Hilfe der Messtechnik lösen.“
Die höchsten Zuwächse erzielte Endress+Hauser in der Öl- und Gasindustrie. Ein mit dem Energiekonzern Shell abgeschlossener Rahmenvertrag zeigt, dass sich das Unternehmen als Lieferant in der Branche etabliert hat. Stark entwickelten sich auch die Verkäufe in der chemischen Industrie, gefolgt von der Kraftwerks-technik, der Lebensmittelbranche, der Grundstoffindustrie, den Life Sciences sowie dem Wasser- und Abwassersektor.
„Auf der Produktseite war unser Wachstum ebenfalls breit angelegt“, betonte Ziesemer. „Alle großen Produktgruppen – Durchfluss, Füllstand, Druck, Temperatur – haben zweistellig zugelegt. Einzige Ausnahme ist der Bereich Flüssigkeitsanalyse, der zu einem großen Teil am wenig zyklischen Wasser- und Abwassergeschäft hängt.“
Firmengruppe investiert und akquiriert
Nach zwei Jahren der Zurückhaltung steigerte die Firmengruppe die Investitionen um 49 % auf 85 Mio. Euro. Vor allem die Produktionskapazitäten wurden erweitert, so in Maulburg, Gerlingen und Waldheim (Deutschland), Greenwood (Indiana, USA) und Cernay (Frankreich). Der niederländische Vertrieb bezog in Naarden ein neues Gebäude. In Saudi-Arabien gründete Endress+Hauser eine Vertriebsgesellschaft, in Vietnam ein Vertretungsbüro.
Die gute Kapitalausstattung ermöglichte der Firmengruppe zwei strategische Zukäufe. So erwarb Endress+Hauser eine Minderheitsbeteiligung an Finesse Solutions. Das US-Unternehmen ist auf Einweg-Lösungen für biotechnologische Fertigungsprozesse spezialisiert. Klaus Endress sieht hierin eine „Schlüsseltechnologie“ für viele Zweige der Verfahrenstechnik. Zukunftsträchtig ist dem Firmenchef zufolge auch der Kauf von Systemplan im deutschen Durmersheim. Das Ingenieurbüro berät Unternehmen in Fragen der Energieeffizienz und rundet das entsprechende Angebot von Endress+Hauser an Messtechnik, Software und Ingenieurleistungen ab.
Zuversicht trotz Unsicherheiten
Für das laufende Jahr hat sich Endress+Hauser ein Umsatzwachstum von im oberen einstelligen Bereich zum Ziel gesetzt. Derzeit liege man noch etwas unter Budget, berichtete Klaus Endress; vor allem China erfülle bislang nicht die Erwartungen. „Aber unsere Zahlen sind solide. Von Rezession oder gar Krise kann keine Rede sein.“ Allerdings bestünden weiterhin große Unsicherheiten, so der Firmenchef, etwa durch die Schuldenkrise und die Spannungen in der Eurozone.
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