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Erfolg braucht Freude

Crailsheimer Verpackungspionier meistert Generationswechsel erfolgreich
Erfolg braucht Freude

Wie aus einer Idee roboterbasierte Verpackungsmaschinen entstehen können, die sich zu hochproduktiven Linien kombinieren lassen – das zeigt die 50-jährige Erfolgs-geschichte von Gerhard Schubert. dei hat das Crailsheimer Unternehmen besucht und sprach mit Gerald Schubert über den Erfindergeist seines Vaters, über die Zukunft des Familienunternehmens und warum Freude bei der Arbeit so wichtig ist.

In diesem Jahr feiert Ihr Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen. Es waren sehr erfolgreiche Jahre, in denen sich der von Ihrem Vater gegründete Kleinbetrieb zu einem weltweit agierenden, sehr erfolgreichen Hersteller von Verpackungsmaschinen entwickelt hat. Herr Schubert, ist das ein Anlass zum Feiern oder eine riesige Verantwortung, die Sie und Ihr Bruder Ralf tragen müssen?

Gerald Schubert: Das ist natürlich ein Anlass zum Feiern. Anfang Juli werden wir dies ausgiebig mit unseren Mitarbeitern, Partnern und Kunden tun. Die Verantwortung haben wir schon längst übernommen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat uns unser Vater in die Leitung des Familienunternehmens eingeführt. Und je mehr er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, umso mehr Verantwortung mussten mein Bruder Ralf und ich tragen.
Sie leiten jetzt gemeinsam mit Ihrem Bruder und Peter Gabriel, der für die Finanzen verantwortlich ist, die operativen Geschäfte. Was wollen Sie besser machen als Ihr Vater?
Schubert: Ralf hat unseren Vater einmal als einen demokratischen Diktator bezeichnet. Er ist ein genialer Konstrukteur und gab vor, wie ein Problem zu lösen ist. Und er hat im Prinzip alles allein entschieden. Heute sind die Runden, in denen wichtige Entscheidungen getroffen werden größer, denn mein Bruder und ich setzen auf ein Team von Experten, das Lösungswege diskutiert und letztendlich gemeinsam entscheidet.
Das heißt, Sie geben Verantwortung weiter?
Schubert: Das passiert automatisch. Indem wir Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens in Entscheidungen einbinden, also ihrer Expertise vertrauen, übernehmen sie zwangsläufig auch Verantwortung. Die Gesamtverantwortung für das Unternehmen liegt natürlich weiter in den Händen von Ralf, Peter Gabriel und mir.
Wie fanden Ihre Mitarbeiter den neuen Führungsstil?
Schubert: Am Anfang war das ungewohnt für die Leute. Sie haben dann aber sehr schnell diese Veränderung angenommen. Mitarbeitern vertrauen, ihr Wissen schätzen und nutzen – das sind wesentliche Voraussetzungen für Innovationen und für Freude an der Arbeit. Letztere ist auch ein wichtiger Punkt im Leitbild, das mein Vater für sein Unternehmen formuliert hat.
Wie wird es in Zukunft mit dem Familienunternehmen Schubert weitergehen?
Schubert: Mein Sohn Johannes arbeitet bereits im Unternehmen. Er hat als Projektleiter mehrere komplexe Verpackungsanlagen realisiert und sammelt nun weitere Erfahrungen bei Schubert North America in Charlotte. Ich bin sehr stolz auf ihn und freue mich über sein Engagement. Peter, der Sohn meines Bruders Ralf, studiert derzeit Maschinenbau. Beide wollen in das Familienunternehmen einsteigen und Verantwortung übernehmen. Vielleicht prägen in der dritten Generation auch Frauen das Gesicht von Schubert. Wer weiß.
An wen denken Sie?
Schubert: An meine drei Nichten – also die Tochter von Ralf und die beiden Töchter meiner Schwester, die in Amerika lebt. Auf jeden Fall ist es unser Wunsch und unser Bestreben, dass Schubert auch in Zukunft ein Familienunternehmen bleibt.
Was hat Ihr Unternehmen in den letzten fünf Jahrzehnten so erfolgreich gemacht?
Schubert: Das sind Spezialistentum, langjährige Mitarbeiter und Freude bei der Arbeit. Bei unserem Rundgang durch das Werk habe ich Ihnen Heinz Brotz vorgestellt. Er verkörpert eigentlich alle drei Punkte. Heinz hat bei uns seine Lehre absolviert, war über viele Jahre Reisemonteur und ist nun unser Experte für die Werkzeuge, die in den TLM-Maschinen mechanisch empfindliche Produkte handhaben. Er optimierte für unzählige Anwendungen die Roboterwerkzeuge durch praktische Versuche. Er hat so viel Know-how aufgebaut, auf das wir nicht verzichten wollen. Und dass der Mann Freude an der Arbeit hat, davon konnten Sie sich selbst überzeugen. Glücklicherweise haben wir viele Mitarbeiter wie Heinz Brotz, die für den unternehmerischen Erfolg sehr wichtig sind.
Andere Unternehmen trennen sich von alten Mitarbeitern, weil sie nicht mehr so leistungsfähig sind.
Schubert: Ehrlich gesagt, verstehe ich diese Unternehmen nicht. Sicher geht ab einem bestimmten Alter die Leistungskurve nach unten, aber dafür steigt mit jedem Arbeitstag die Erfahrungskurve. Und am Ende ist doch eine gesunde Mischung von jungen und alten Mitarbeitern wichtig, deren Wissen, soziale Kompetenz und Engagement wir brauchen.
Und wie organisieren Sie die alltägliche Freude an der Arbeit?
Schubert: Wir pflegen einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern. Wir vertrauen ihnen. Darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitern gute Sozialleistungen und flexible Arbeitszeitmodelle.
Ihr Unternehmen kann auf eine 50-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Nennen Sie mir bitte drei Meilensteine, die nach Ihrer Ansicht die Unternehmensentwicklung am meisten geprägt haben.
Schubert: Das Fundament war die Idee meines Vaters, Verpackungsmaschinen mithilfe von Standardkomponenten zu bauen, aus denen sich je nach Aufgabe die passende Linie zusammenstellen lässt. Hinzu kam später die Einsicht, dass sich schnelle Verpackungsprozesse nicht mit kurvengetriebenen Komponenten realisieren lassen sondern mit Robotern.
Und welche drei Meilensteine halten Sie nun für besonders wichtig?
Schubert: Der erste Meilenstein ist 1966 die Entwicklung und der serienmäßige Bau der Schachtelaufrichte- und Klebemaschine SKA. Das war die erste Maschine weltweit, mit der flache Zuschnitte aufgerichtet und zu einem Karton verklebt werden konnten. Da die Maschine Kartons bereitstellt, die oben geöffnet sind, hat sie auch die Voraussetzung für das spätere Top-Loading-Verfahren geschaffen. Vor der Entwicklung der SKA arbeitete man in der Regel mit vorverklebten Schachteln, die vor der seitlichen Befüllung aufgezogen werden mussten. Der zweite Meilenstein ist die Integration von Robotern in die Verpackungsmaschine. Die Idee brachte mein Vater von einer Dienstreise Ende der 70er-Jahre aus den USA mit. Dort sah er bei einem Kunden zum ersten Mal einen Palettierroboter in Aktion. Das hat ihn fasziniert und er überlegte, wie er Roboter in seine Maschinen integrieren könnte. Der Wechsel von kurvengetriebenen zu roboterbasierten Verpackungsmaschinen war damals ein mutiger und zugleich wegweisender Schritt, den vorher niemand getan hat.
Hat Ihr Vater die Roboter selbst entwickelt?
Schubert: Ja. Er ist in die Buchhandlung gegangen, hat sich mit einschlägiger Literatur versorgt und dann begonnen, einen Verpackungsroboter zu entwickeln. Das Ergebnis war der Verpackungsroboter Roby, der im Jahr 1981 auf der Interpack präsentiert wurde. Es folgte dann der Pick-and-Place-Roboter SNC-F2, aus dem später der SMB-F2- und danach der TLM-F2-Roboter entstand, der bis heute Herzstück fast jeder TLM-Verpackungsmaschine ist.
Und der dritte Meilenstein?
Schubert: Das ist das Transmodul, das wir 2009 auf den Markt brachten. Es entstand aus der Notwendigkeit, dass die Teilmaschinen, aus denen sich eine Schubert-Verpackungslinie zusammensetzt, mit einem flexiblen Transportsystem für Produkt und Verpackung verbunden werden mussten. Mit konventionellen Transportsystemen wie Bänder, Ketten und Stopper ließ sich dieses Problem nicht effizient lösen. So entstand das Transmodul, ein schienenbasierter Transportroboter, der über Formteile sehr schnell auf neue Verpackungen und Produkte umgestellt werden kann. Heute sind weltweit schon mehr als 4000 Transmodule im Einsatz.
Die TLM-Verpackungsmaschinen haben sich in unzähligen Anwendungen bewährt. Jetzt bieten Sie die Maschinen in einer schaltschranklosen Version an. Wie geht das?
Schubert: Da die Servoverstärker dieser Maschinen innerhalb der dezentralen Steuerungsarchitektur zum jeweiligen TLM-Roboter gehören, benötigen sie keinen Schaltschrank mehr. Auf diese Weise konnten wir die elektronischen Teile und den Verkabelungsaufwand stark reduzieren. Das bedeutet weniger Schnittstellen, geringere Störanfälligkeit, einfachere Wartung und Bedienung der Maschine. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir die Maschinen kompakter bauen können.
Zurzeit bieten Sie noch beide Varianten an. Wann werden Sie komplett auf schaltschrank-lose Maschinen umstellen?
Schubert: Im Laufe der nächsten Jahre.
Digitaler Zwilling heißt ein Projekt, mit dem sich Ihr Bruder gerade intensiv beschäftigt. Was hat es mit diesem Zwilling auf sich?
Schubert: Ein Kunde bestellt bei uns eine Verpackungslinie. Bevor diese Maschine physisch entsteht, erzeugen wir von ihr ein 3-D-Modell, also den digitalen Zwilling. Dieses Modell läuft mit den Programmen, die später auch in der realen Maschine zum Einsatz kommen. Bevor wir mit dem Bau der Maschine beginnen, können wir also die einzelnen Schritte des Verpackungsprozesses unter die Lupe nehmen, die Schnittstellen zwischen den einzelnen Linienkomponenten prüfen und so den Verpackungsprozess als Ganzes optimieren.
Und welche Vorteile bietet der digitale Zwilling?
Schubert: Das Schreiben und Optimieren der Programme kann dank des digitalen Zwillings bereits sehr früh stattfinden. Dadurch können wir die Lieferzeiten und die Inbetriebnahme der realen Maschine deutlich verkürzen. Mit der fertigen Verpackungsmaschine erhält der Kunde später auch den digitalen Zwilling der Maschine. Unser Ziel ist es, dass er diesen in Zukunft auch zur Archivierung von Betriebs- und Wartungsdaten nutzen kann. Damit wird der digitale Zwilling zu einem hilfreichen Tool für vorbeugende Wartungskonzepte.
Welche Neuigkeiten werden Sie auf der Fachpack in Nürnberg ausstellen?
Schubert: Das darf ich Ihnen noch nicht verraten. Es wird aber ein weiterer Meilenstein in unserer Firmengeschichte sein.
Halle 1, Stand 219

Lukas Lehmann
Stellv. Chefredakteur dei

Innovative Maschinen sind das Ziel

 Zahlen und Fakten 

Die Gerhard Schubert GmbH wurde 1966 in Crailsheim gegründet. Heute ist sie Teil der weltweit agierenden Schubert-Gruppe. Zu ihr gehören des Weiteren Schubert Packaging Systems (Crailsheim), Schubert System Elektronik (Neuhausen ob Eck), Schubert Teilefertigung (Bartholomä) und Schubert Verpackungsservice (Unterschleißheim). Hinzu kommen die ausländischen Töchter Schubert North America mit Sitz in Charlotte sowie die in Birmingham ansässige Schubert UK Ltd. Herz der Gruppe ist das Stammhaus in Crailsheim. Dort entwickelt, fertigt und montiert Schubert seine Maschinen. Die Steuerungen der TLM-Verpackungsmaschinen kommen von der Schubert System Elektronik, die daneben auch noch Industrie-PCs, HM-Interfaces und andere Produkte fertigt. Schubert Packaging Systems, früher IPS, ist in der Gruppe für das Engineering von Komplettanlagen, die neben den Schubert-Anlagen auch Linienkomponenten anderer Hersteller beinhalten, verantwortlich.
Die Gerhard Schubert GmbH beschäftigt insgesamt 780 Mitarbeiter, in der Gruppe sind es ca. 1100. Weltweit wurde im Jahr 2015 ein Umsatz von 230 Mio. Euro erwirtschaftet, davon kamen 173 Mio. Euro aus dem Mutterunternehmen in Crailsheim. Für das laufende Geschäftsjahr 2016 strebt der Crailsheimer Verpackungsspezialist laut Schubert einen Umsatz von 185 Mio. Euro an, für die Gruppe rechnet er mit 240 Mio. Euro.
Nach den Worten von Schubert ist ein jährliches Umsatzplus kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für die stetige Entwicklung innovativer Maschinen. Denn pro Jahr investiert man 9 % des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung.
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