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Verdampfer von der Stange gibt es nicht

Effiziente Abwasserreduzierung
Verdampfer von der Stange gibt es nicht

Energieintensive ZLD-Anlagen lohnen sich nur dann, wenn genügend billige Energie zur Verfügung steht, im Rohwasser wertvolle Stoffe enthalten sind oder die notwendige Infrastruktur fehlt. Was kann man tun, wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind und man trotzdem Abwasserkosten sparen will? Darüber sprachen wir mit Marius Straub, Projektingenieur Vertrieb bei der H2O GmbH.

Herr Straub, Wasser zu verdampfen ist recht energieintensiv. Was kann man dagegen tun?

Straub: Sie haben Recht. Energie ist ein teurer Produktionsfaktor. Deshalb setzen wir bei unseren Vacudest-Anlagen seit 1986 auf das energieeffiziente Verfahren der direkten Brüdenverdichtung, um Energie zu sparen. Das Industrieabwasser wird unter leichtem Unterdruck verdampft. Dadurch sinkt die Siedetemperatur des Wassers. Der entstehende Wasserdampf wird im Brüdenverdichter auf Normaldruck verdichtet und dabei erhitzt. Die Energie des Wasserdampfes wird zurückgeführt, um das Abwasser zu verdampfen. Aufgrund des Energierecyclings wird keine zusätzliche Verdampfungsenergie mehr benötigt. Der Motor des Brüdenverdichters ist der einzige Energieverbraucher im System. Damit hat das Vacudest-Verfahren eine Energieeffizienz von 95 %.
Damit Vakuumdestillationssysteme effizient arbeiten, bedarf es einiger Anstrengungen. Wie machen Sie das?
Straub: Die Verbesserung der Energieeffizienz ist ein wichtiges Ziel bei der Weiterentwicklung unserer Vacudest-Anlagen. Deshalb haben wir eine neue Technologie entwickelt: Activepowerclean sorgt mit der automatischen Reinigung des Wärmetauschers konstant für den optimalen Wärmeübergang des Dampfes auf das Abwasser. Zudem wird die Restwärme im Destillat genutzt, um das zulaufende Industrieabwasser vorzuwärmen. Dank dieser Entwicklungen ist es uns gelungen, den durchschnittlichen Energieverbrauch der Vacudest-Systeme seit 2001 um 28 % zu reduzieren. Damit stehen Vacudest-Vakuumdestillationssysteme für höchste Energieeffizienz und niedrigste Betriebskosten. Unsere neueste Entwicklung, die Vacudest XXL 30 000, hat lediglich einen Energiebedarf von ca. 35 kWh/m3. Die Aufbereitungskosten eines Kubikmeters Prozesswasser liegen bei nur 7 bis 9 Euro/m3.
Welches Grundprinzip liegt Ihren Vakuumdestillationssystemem zugrunde?
Straub: Als Vorbild für die Vakuumdestillation dient die Natur. Die Sonne als Energiequelle verdampft das Meerwasser. Dieser Dampf kondensiert und es bilden sich Wolken, welche wieder Richtung Land ziehen. Der Regen fällt als sauberes, klares Wasser ohne Salz und andere Verschmutzungen auf die Erde.Das Trennprinzip der Vacudest basiert auf Siedepunktunterschieden. Analog zur Natur wird Prozesswasser erhitzt. Wasser verdampft und kondensiert als sauberes, reines Wasser. Verunreinigungen, die einen höheren Siedepunkt haben als Wasser, bleiben als Verdampfungsrückstand zurück. Das Ergebnis: Glasklares Wasser, das in der Produktion wiederwendet werden kann.
Welche Reinheitsgrade des aufbereiteten Wassers lassen sich in Bezug auf organische Verunreinigungen erzielen? Benötigen Sie eine Destillatnachbehandlung?
Straub: In der Chemie stehen der CSB-Wert und der Ölindex für die organische Verschmutzung des Industrieabwassers. Der CSB-Wert (Chemischer Sauerstoffbedarf) ist ein Maß für die Verschmutzung des Abwassers mit organischen Substanzen. Der Ölindex gibt den Öl- und Fettgehalt des Industrieabwassers wieder. Um den CSB und den Ölgehalt so weit abzubauen, dass das aufbereitete Wasser entweder in der Produktion wiederverwendet oder eingeleitet werden kann, sind meist mehrstufige, komplexe Verfahren notwendig. In unserem Anwendungszentrum für abwasserfreie Produktion haben wir die patentierte Clearcat-Kondensationsstufe entwickelt, die eine effiziente Aufbereitung von öl- und fetthaltigen Industrieabwässern in einem einzigen Prozessschritt ermöglicht. Die Clearcat-Kondensationsstufe erreicht eine bessere Reduktion des Ölindex als herkömmliche Vakuumdestillationssysteme mit zusätzlichen Nachbehandlungsschritten. Den ortsüblichen Grenzwert von 10 mg/l hält unsere Anlage prozesssicher ein. Zudem steht die Clearcat-Kondensationsstufe für glasklares Destillat, mit einer um 60 % besseren CSB-Reduktion als bei herkömmlichen Vakuumdestillationssystemen. Mittlerweile werden 80 % der von uns gelieferten Vakuumdestillationssysteme mit der Clearcat-Kondensationsstufe ausgerüstet. In Deutschland und den meisten Ländern Europas ist in der Regel keine Nachbehandlung für das Destillat notwendig, da im Vergleich z. B. zu China keine teils unrealistischen Grenzwerte von den lokalen Behörden verlangt werden.
Welche Ausbeuten erreichen ihre Apparate? Wieviel Reststoff bleibt übrig, der entsorgt werden muss?
Straub: Die Konzentratmenge hängt vom Verschmutzungsgrad des Industrieabwassers ab. Das Konzentrat der Vacudest besteht aus ca. 60 % Verschmutzungen und 40 % Restwasser. Dieser Restwasseranteil ist notwendig, um das Konzentrat am Ende des Destillationszyklus‘ mittels Druckluft ausfördern zu können. Ein gewöhnlicher Kühlschmierstoff, der 3 %ig angesetzt wurde, kann ca. 15- bis 20-fach aufkonzentriert werden. Daraus resultiert eine Konzentratmenge von ca. 5 bis 8 % der Industrieabwassermenge. Bei Spülwässern beispielsweise aus einer Lackiervorbehandlung beträgt die Menge des Konzentrates lediglich 1 bis 3 %.
Wann lohnt sich eine Aufbereitung mit einem Vakuumdestillationssystem?
Straub: Die Vacudest lohnt sich beim Einsatz zur Behandlung von verschiedensten Industrieabwässern. Hierzu gehören beispielsweise verbrauchte Kühlschmierstoffemulsion, verschiedene Spülwässer oder Deponiesickerwasser. Auch einige Pharmaunternehmen behandeln Abwässer unterschiedlicher Herkunft mit unserer Vacudest. Die Entsorgung solcher Wässer ist oft sehr kostspielig. In diesen Fällen eignet sich eine Vacudest hervorragend und bietet ein lukratives Einsparpotenzial.
Abwasser ist nicht gleich Abwasser. Wie lösen Sie dieses Problem mit Ihren Anlagen?
Straub: Weil kein Industrieabwasser dem anderen gleicht, gibt es bei uns keinen Verdampfer von der Stange. Unser Vacudest-Modular-System erlaubt es uns einen Verdampfer aus ca. 3,5 Mio. Optionen so zu konfigurieren, dass er die kundenseitigen Anforderungen optimal erfüllt. Das heißt, unser Kunde bekommt genau die Module, die er wirklich benötigt und zahlt nicht für überflüssige Ausrüstungen.
Ein Unternehmen, das in eine Abwasseraufbereitungsanlage investiert, verspricht sich davon einen wirtschaftlichen Vorteil. Wie schneiden Ihre Anlagen hier ab?
Straub: Die Betriebskosten unserer größeren Anlage liegen bei 8 bis 12 Euro/m3. Wenn man diese Kosten mit den Entsorgungskosten oder den Betriebskosten von chemisch-physikalischen Anlagen vergleicht, ergibt sich sehr häufig eine Amortisationszeit der Anlagen von kleiner 2 Jahren. Die Entsorgungskosten bei ölhaltigen Wässern liegen in Deutschland bei ca. 70 bis 80 Euro/m3, bei salzhaltigen Abwässern beispielsweise aus der Galvanik können die Kosten sogar deutlich über 100 Euro/m3 liegen. Traditionelle Aufbereitungssysteme liegen bei ihren Betriebskosten häufig bei ca. 30 bis 40 Euro/m3. Bei solchen Anlagen ist ein Mitarbeiter oft den ganzen Arbeitstag an die Anlagentechnik gebunden; teilweise auch am Wochenende. Die Vacudest arbeitet vollautomatisch. Das heißt unsere Kunden profitieren von einer Ersparnis von mindestens 60 bis 70 Euro/m3 im Vergleich zur Entsorgung und ca. 30 Euro/m3 im Vergleich zur traditionellen Abwasseraufbereitung.
Welche Entwicklungstrends beziehungsweise Verbesserungen sehen Sie bei Vakuumdestillationsanlagen in naher Zukunft?
Straub: Die kontinuierliche Verbesserung der Destillatqualität wird mit großer Wahrscheinlichkeit immer weiter in den Fokus unserer Kunden rücken. In unserem Anwendungszentrum für abwasserfreie Produktion arbeiten wir täglich an solchen Innovationen. Außerdem ist ein Trend zu immer größeren Anlagen erkennbar. Produktionsbetriebe wachsen und damit steigen auch die anfallenden Abwassermengen. Dieses Jahr noch wird zum ersten Mal unsere Vacudest XXL 30 000 für Aufbereitungsmengen von ca. 5000 l/h betrieben.
Weil kein Industrieabwasser dem anderen gleicht, gibt es bei uns keinen Verdampfer von der Stange.

Dr. Bernd Rademacher
Redakteur,cav chemie anlagen verfahren
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