Im legendären Stromkrieg in den 1880er- und 1890er-Jahre bekämpften sich Thomas Alva Edison (1847–1931) und George Westinghouse (1846–1914) über viele Jahre. Der Streitpunkt: Es ging darum, ob die von Edison favorisierte Gleichspannung oder die von Westinghouse favorisierte Wechselspannung die geeignetere Technik für die großflächige Versorgung der Vereinigten Staaten von Amerika mit elektrischer Energie und den Aufbau von Stromnetzen sei. Eine knifflige Frage, die spontan nicht beantwortet werden konnte. Und so griff man sich gegenseitig an und nutze dazu die Presse und die Politik. Selbst Tiere wurden öffentlich „hingerichtet“, um zu zeigen, wie gefährlich Wechselstrom ist. Eine Tatsache, die zur Entwicklung des elektrischen Stuhls führte.
Den Ausschlag in dem jahrelangen Streit gab am Ende Nikola Tesla. Zunächst bei Edison angestellt, wechselte er zu Westinghouse und entwickelte dort das Prinzip des Zweiphasenwechselstroms mit einem rotierenden magnetischen Feld, das dann von Michail Ossipowitsch Doliwo-Dobrowolski bei der AEG zum Dreiphasenwechselstrom, dem heutigen Drehstrom, weiterentwickelt wurde. Diese Entwicklungen verhalfen der Wechselstromtechnik zum Durchbruch.
Edison erkannte den Erfolg seinen Widersachers erst Jahre später an und sprach von einem Fehler, auf den Gleichstrom gesetzt zu haben. Noch in den Anfängen des 21. Jahrhunderts war in New York ein Gleichstromnetz aus der Gründerzeit in Betrieb. Es versorgte einige alte Fahrstühle mit Strom. Heute erlebt die Gleichstrom-Übertragung eine Renaissance. Mit der sogenannten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung werden beispielsweise weit vor der Küste liegende Windparks an die Küste angebunden. Und auch bei großen Entfernungen verspricht diese Technologie Vorteile. Edison hat also nicht ganz auf das falsche Pferd gesetzt.