Alle Rätsel der letzten Monate drehten sich um die Familie der Rotschild, deren Patron Mayer Amschel Rothschild aus Frankfurt stammt. Im „Schweinkram“ stand Baron Philippe de Rothschild (1902 – 1988) zwischen den Zeilen. Nachdem der promovierte Mathematiker und Physiker sich als Lebemann und Rennfahrer (u.a. Monaco) betätigt hatte, widmete er sich dem Weinanbau auf dem Gut Mouton. 1922 hatte sein Vater Henri ihm das Gut übergeben. Der dort produzierte Wein war seit 1855 als zweitklassig (deuxieme cru) eingestuft. Schuld daran war Napoleon III.: Er hatte es auf der Weltausstellung in Paris so festgelegt. Philippe wollte das so nicht stehenlassen, erzielte sein Wein doch seit Jahrzehnten fantastische Bewertungen. 1973 gelang es ihm, dass der damalige Landwirtschaftsminister, ein gewisser Jacques Chirac, seinen Wein endlich als fünften premier cru einstufte – ein einmaliger Vorgang in der französischen Weinwelt.
Aber auch gutes Marketing machte den Mouton-Rothschild stark: Philippe füllte seinen Wein als erster selbst in Flaschen (Mis en bouteille au château). Die premier crus Château Lafite, Latour, Haut-Brion und Château Margaux mussten nachziehen. Seit 1945 gestalteten zudem prominente Künstler das Etikett des Mouton-Rothschild (étikett d‘artiste). 1973 war die Reihe an Pablo Picasso. Die USA stuften sein Kunstwerk als pädophil ein. Dasselbe passierte 1993 nochmals, als Balthasar Klossowski de Rola (Künstlername Balthus) das Etikett gestaltet hatte. Die Künstler werden übrigens in Naturalien sprich Wein entlohnt. Wenn Sie ein paar Tausender übrig haben, können Sie ja auch mal eine der legendären Flaschen bestellen. Unser Rätselbild stellt übrigens das Etikett von 2015 dar. Der deutsche Künstler Gerhard Richter illustrierte mit seinem Werk „Flux“ das Etikett. Es soll die Mischung der Rebsorten, die diesen großen Wein prägen und in Balance bringen, darstellen.