Carmen (lat. das Lied) umgarnt Don José, Carmen verletzt eine Zigarrenarbeiterin, Carmen verführt Don José zum Rechtsbruch, Carmen schmuggelt – kurzum: eine Dame am Rande der Gesellschaft, diese Carmen. Georges Bizet besetzte die weibliche Hauptrolle seiner Oper mit einer Zigeunerin, die innerhalb von vier Akten mindestens drei Männern den Kopf verdreht. Dass das nicht gut ausgehen kann, wenn ein heißblütiger Torero und ein nicht minder stolzer Don in Eifersucht aufeinander losgehen, kann man wahrscheinlich schon im dritten Akt vermuten, als kühl denkender Mitteleuropäer 😉 vielleicht schon im ersten Akt. Die Karten, die Carmen befragt, kommen zumindest erst im dritten Akt drauf. Während der Torero den Stier besiegt, sticht Don José seiner Carmen den Dolch ins Herz. Pure Dramatik, Ende der Tragödie. Das alles passierte in Sevilla. Dass seine Oper erfolgreich würde, erlebte Bizet nicht mehr mit. Die Uraufführung am 3. März 1875 in Paris wurde von der Kritik verrissen. Erst sieben Monate später trat Carmen von Wien aus seinen Triumphzug durch die Opernhäuser an. Carmen entstand nach einer Novelle von Prosper Mérimée. Also ist eigentlich der verantwortlich für die Stereotypen,
nicht Bizet.