Reben aus Nordamerika – die perfekte Waffe gegen den bösen Mehltau-Pilz. So dachte man Mitte des 19. Jahrhunderts. Stimmte auch, nur dass der nächste Feind mit dem Medikament anrückte: Die Reblaus versteckte sich in den amerikanischen Reben. Sie machte sich ab 1863, entsprechend ihrem Namen Phylloxera vastatrix, systematisch an die Zerstörung der europäischen Weinanbaugebiete, insbesondere der französischen. Die Laus führt dabei ein Doppelleben: Sie saugen nicht nur an den Blättern, sondern sind auch unterirdisch aktiv. Im Prinzip muss man zwei Lebewesen bekämpfen, die eine sehr intelligente kombinierte Überlebensstrategie entwickelt haben.
In Frankreich prüfte eine Kommission unter Vorsitz von Louis Pasteur über 700 Vorschläge zur Reblaus-Abwehr. Keiner war erfolgreich. Erst die flächendeckende Einfuhr amerikanischer Rebstöcke und das Aufpropfen verbliebener europäischer Reben stoppte die Katastrophe. Denn die amerikanischen Rebstöcke halten das Wurzelsaugen der Reblaus aus.
Etwas skuril vor dem Hintergrund der Geschichte erscheint, dass sich heute viele Hotels, Restaurants und Weinhandlungen mit dem Namen der Reblaus schmücken – obwohl diese konsequent an der Auslöschung der Branche gearbeitet hat. Den Gipfel bildet in dieser Hinsicht sicherlich der Reblaus-Express. Ein historischer Zug der durch österreichische Weinanbaugebiete fährt.