Insgesamt erwirtschaftete die Schubert-Gruppe im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz in Höhe von 281 Mio. Euro und bestätigt damit das umsichtige Führungsmanagement und den engagierten Einsatz der 1450 Mitarbeiter in der Corona-Krise. Sehr erfreulich entwickelte sich zudem die Auftragslage. Getrieben durch das Wachstum in den USA und Europa realisierte Schubert einen um 25 % höheren Auftragseingang als im Vorjahr.
Dabei kommt dem Unternehmen in der Corona-Pandemie zugute, dass es im Bereich Digitalisierung weit fortgeschritten ist. „Unsere Möglichkeiten für virtuelle Maschinenabnahmen, AR-gestützte Serviceprozesse und digital unterstützte Inbetriebnahmen bei Kunden haben sich in der Kundenbetreuung 2020 natürlich sehr bewährt und werden auch in den nächsten Jahren ein wichtiger Fokus unserer Entwicklung sein“, so Marcel Kiessling, Geschäftsführer Vertrieb und Service. Deutlich sind in diesem Kontext die Steigerungen der Service-Umsätze im Vergleich zum Vorjahr: Allen Einschränkungen der Reisetätigkeiten und Verfügbarkeit der Service-Mitarbeiter zum Trotz erzielte Schubert in diesem Bereich einen Umsatzanstieg von 54 (2019) auf 59 Mio. Euro. Die Weiterentwicklung der Serviceangebote ist ein fester Bestandteil der Wachstumsstrategie des Unternehmens. „Ein wichtiger Fokus liegt in der Steigerung und Optimierung des Performance Trackings. Hinzu kommt die Individualisierung unserer Leistungen, flexibel und optimal auf die spezifischen Kundenwünsche angepasst“, so Kiessling weiter.
Internationales Wachstum, verstärkt in den USA und in Europa, bescheren dem Hersteller derzeit vor allem sein sofort lieferbares und vorformatiertes Lightline-Maschinen-Programm sowie die Fortschritte bei der Entwicklung von Tools zur Prozessoptimierung mittels Predictive Maintenance. Die Etablierung von industriellen On-demand-3D-Druckverfahren für die additive Fertigung und die konsequente Weiterentwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen sind zusätzliche Erfolgsfaktoren der aktuellen Geschäftsentwicklung. Besonders positiv entwickelte sich in diesem Zusammenhang das Geschäft in den USA. Rund 82 Mio. US-Dollar Umsatz hat das Schubert-Tochterunternehmen in Nordamerika 2020 erwirtschaftet. Neben Aufwärtstrends bei Schubert UK sowie den europäischen Hauptmärkten Frankreich und Italien gewinnt auch der polnische Markt an Bedeutung.
Eine wichtige Rolle spielt bei Schubert das Thema Nachhaltigkeit. „Umweltschonenden Verpackungsmaterialien wie Karton-Trays oder fiberbasierte Folien, die sich flexibel auf einer Verpackungsanlage einsetzen lassen, gehört die Zukunft. Unsere Kunden profitieren dabei von über 50 Jahren Erfahrung in Sachen Kartonage und unserer Beratungs- und Servicekompetenz“, sagt Kiessling.
Weiterentwicklung der Robotertechnologie
Ein weiteres wichtiges Thema bei Schubert ist die Robotertechnologie. Schon länger intensiviert das Unternehmen seine Forschungsaktivitäten in diesem Bereich, wie Ralf Schubert, geschäftsführender Gesellschafter, berichtet. „Mit KI-Projekten im Bereich der Robotik und der Bildbearbeitung werden wir einen entscheidenden Beitrag zur kontinuierlichen Professionalisierung und der Zukunftsfähigkeit der gesamten Verpackungsbranche leisten. Hinzu kommen die Entwicklung innovativer Baugruppen für unsere TLM-Maschinen und unseres ersten kollaborativen Roboters sowie die Fortschritte bei Titan, dem digitalen Zwilling unserer Verpackungsanlagen.“
Auf der virtuellen Pressekonferenz präsentierte das Unternehmen seinen ersten Cobot, den Tog 519, der in einem Start-up innerhalb der Firma entwickelt wurde. Der Cobot automatisiert einfache manuelle Prozesse außerhalb der hocheffizienten Maschinenabläufe und lässt sich ohne jegliche Programmierkenntnisse sehr schnell an neue Aufgaben anpassen. Ralf Schubert: „Wir haben den Tog 519 für Pick-and-Place-Anwendungen mit leichten Produkten entwickelt, bei denen bisherige Cobots überfordert wären.“ Mit den Cobots können Hersteller laut Schubert zukünftig viel flexibler auf veränderte Marktsituationen und Anforderungen reagieren.
Zentral Merkmale des neuen Cobots sind seine hohe Arbeitsgeschwindigkeit und die einfache Bedienung. Um die Schnelligkeit durchgängig zu gewährleisten, ist es sinnvoll, bei beengten Platzverhältnissen eine Schutzzelle zu nutzen. Der Cobot bietet aber auch die Möglichkeit, ohne Schutzkäfig zu arbeiten und gleichzeitig eine hohe Sicherheit zu gewährleisten. Im Betrieb als freistehender Roboter arbeitet er zwar nicht direkt zusammen mit Menschen (kollaborativ), aber dennoch in einer Umgebung mit ihnen. Solche Cobots werden als kooperativ oder koexistent bezeichnet und benötigen ein ganz anderes Sicherheitskonzept. „Dazu haben wir dem Cobot mit einer Bildverarbeitung das Sehen beigebracht“, sagt Schubert. „So reduziert er seine Geschwindigkeit bei einer Annäherung durch Mitarbeiter stufenweise bis zum Stillstand.“ Durch das Vision-System wird eine schnelle Taktzahl beim Greifen von Teilen und eine einfache Adaption an neue Aufgaben ermöglicht.
Künstliche Intelligenz als Technologietreiber
Die Voraussetzungen dafür liefert ein von Schubert entwickeltes neuronales Netz mit künstlicher Intelligenz (KI). Für die Programmierung eines bestimmten Produktes wird das Netz mithilfe von Produktfotos in der Schubert-Cloud trainiert und anschließend als Format auf den Cobot geladen. Um neue Produkte sicher zu erkennen, reichen der KI nur eine Handvoll Bilder und drei Tage Zeit. Über das im Cobot integrierte HD-Kamerasystem entscheidet die KI dann, was der Cobot zu tun hat.
Der Tog 519 ist bereits bei einem Kunden in der Probephase. In den kommenden Jahren soll eine ganze Familie von Cobots folgen. Als Ziel wurde ein kompletter Baukasten für Cobot-Lösungen definiert, der eine fünfachsige Scara-Kinematik, ein Vision-System, Zuführbänder, Formatteile und vieles mehr umfasst. Die Anwendungsbereiche liegen im Lebensmittelbereich, aber auch bei Kosmetik und Pharma, also überall dort, wo leichte Produkte sehr schnell einer Anlage zugeführt werden müssen. Auch für das Kit-Assembling, bei dem verschiedene Produkte in einem Kit zusammengefasst werden sollen, oder für die Garnierung von Produkten kann der Cobot eingesetzt werden.
Johannes Schubert steigt in die Geschäftsführung ein
Personelle Veränderungen stehen aktuell bei der Schubert Packaging Systems GmbH an. Johannes Schubert, ein Enkel des Firmengründers Gerhard Schubert, steigt am 1. Juli in die Geschäftsführung des Tochterunternehmens des Verpackungsspezialisten ein.
Johannes Schubert absolvierte von 2008 bis 2011 am Stammsitz in Crailsheim eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Anschließend war er als Projektleiter im Vertrieb tätig und übernahm die Verantwortung für mehrere internationale Großprojekte. In der Schubert-Niederlassung in Charlotte, USA, sammelte er zusätzlich Auslandserfahrung. Außerdem war Johannes Schubert zwei Jahre lang als Produktmanager für die Entwicklung des Flowmoduls verantwortlich und begleitete maßgeblich dessen Markteintritt.
Peter Gabriel, der seine Funktion als Geschäftsführer der Schubert Packaging Systems GmbH nach 16 Jahren abgegeben hat, steht dem Schubert-Sprössling weiterhin als kaufmännischer Geschäftsführer der Muttergesellschaft zur Seite und unterstützt ihn als Mentor zusammen mit dem langjährigen Geschäftsführer von Schubert Packaging Systems Olaf Horrenberger. Horrenberger und Schubert führen ab Juli 2021 gemeinsam die Geschäfte von Schubert Packaging Systems.
Ausblick 2021
Gestützt durch den hohen Auftragsbestand und den guten Auftragseingang im ersten Quartal blickt Schubert sehr zuversichtlich auf die Entwicklung des aktuellen Geschäftsjahres: „Unsere Produktionskapazitäten sind aktuell sehr gut ausgelastet. Wir haben bereits 100 % des geplanten Jahresumsatzes in den Auftragsbüchern und planen neu gewonnene Aufträge erst wieder 2022 ein“, beschreibt Peter Gabriel die Situation. Im zweiten Halbjahr 2021 wird im Zuge der geplanten Erweiterung des Standortes Crailsheim mit dem Bau der neuen Montagehalle begonnen. Zuvor wurde bereits 2019 die angrenzende Landstraße für die umfangreichen Baumaßnahmen verlegt, um Platz und optimale Bedingungen für bis zu 300 weitere Mitarbeiter zu schaffen.