Mit mehr als 2800 Ausstellern aus 56 Nationen hat die Achema jetzt in Frankfurt am Main ihre Messetore geöffnet. Die weltweit wohl wichtigste Veranstaltung der Prozessindustrie zeigt Ausrüstung und Verfahren für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Mit den sechs Innovationsthemen Process, Pharma, Green, Lab, Digital und Hydrogen, die sich sowohl in der Ausstellung als auch im Vortragsprogramm wiederfinden, nimmt die Achema die zentralen Herausforderungen, die die Prozessindustrie heute und in den kommenden Jahren bewegen, in den Fokus.
Bei der Eröffnungspressekonferenz am 10. Juni 2024 standen vor allem die Themen Internationalität und Innovationen im Mittelpunkt. Branchenexperten betonten deren Bedeutung für das Erreichen der Klimaziele und die Bewältigung von Herausforderungen wie Versorgungssicherheit und stabile Lieferketten.
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63 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland
Vom 10. bis zum 14. Juni 2024 zeigen Hersteller von Laborausrüstung und verfahrenstechnischen Komponenten, Anlagenbauer, Automatisierer und Werkstoffentwickler ihre neuen Produkte und Verfahren. Fast zwei Drittel (63 %) der Aussteller kommen aus dem Ausland. Damit ist die Achema 2024 so international wie nie zuvor.
Einen großen Beitrag dazu leisten Aussteller aus dem asiatischen Raum: Nachdem bereits zur Achema 2022 die Anzahl indischer Aussteller wieder das Vor-Corona-Niveau erreichte und sich dieses Jahr auf 185 Aussteller beläuft, erreicht die chinesische Beteiligung in diesem Jahr mit 438 Ausstellern sogar ein Allzeithoch.
Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit im Mittelpunkt
In der Eröffnungspressekonferenz standen vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten – vor allem in Deutschland – die Themen Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit im Mittelpunkt.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, Dr. Wolfgang Große Entrup sieht trotz erster Signale einer konjunkturellen Erholung noch keine Trendwende: „Der Motor unserer Industrie läuft noch lange nicht rund. Gewinne erwirtschaften unsere Unternehmen vor allem im Ausland. Die Politik darf sich die Lage nicht schönreden, sondern muss die zum großen Teil hausgemachten Probleme wie überbordende Bürokratie, hohe Energiepreise und nachlassende Investitionsbereitschaft entschlossen anpacken.“
„Die Gewinne der chemisch-pharmazeutischen Industrie werden weiterhin vor allem im Ausland erwirtschaftet, und noch liegen Produktion und Umsatz weit unter dem Vorkrisenniveau.“
– Dr. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI
Die richtige Balance aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem
Von der neuen EU-Kommission fordert Große Entrup einen industriepolitischen Neustart: „Wir brauchen die richtige Balance aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Nur erfolgreiche Unternehmen können Arbeitsplätze erhalten und schaffen, Steuern zahlen und ökologische Ziele erreichen. Ein wirtschaftlich starkes Europa muss unser Ziel sein. Dann hat die EU auch politisches Gewicht. Und das wird zukünftig wichtiger denn je.“
Als Vorsitzender des Achema-Ausschusses unterstrich Jürgen Nowicki, CEO von Linde Engineering, dass Innovationen im Bereich des Apparate- und Anlagenbaus entscheidend seien, um die Prozessindustrie nachhaltiger zu gestalten: „Die Digitalisierung, Automatisierung oder neue Materialien bieten enorme Potenziale, um Ressourcen effizienter zu nutzen und Emissionen zu reduzieren. Die Einführung dieser Technologien erfordert jedoch erhebliche Investitionen und damit eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung, Politik, aber auch dem Kapitalmarkt“.
Wo dies nicht gelinge, scheine – trotz aller Fortschritte – die Dynamik beim Thema Nachhaltigkeit nachgelassen zu haben. „Der Weg zu einer nachhaltigen Produktion ist lange und steinig, und es darf kein Stillstand eintreten. Gerade jetzt, wo die Herausforderungen größer denn je sind, müssen wir den Umbau zu einer nachhaltigen Produktion konsequent weiter vorantreiben“, appellierte Nowicki.
Die Prozessindustrie als Motor für Innovation
Die Prozessindustrie habe sich in den letzten Jahrzehnten als ein Motor für Innovation erwiesen. Gerade deshalb sei sie sich ihrer Verantwortung bewusst, weiterhin bahnbrechende technologische Lösungen zu entwickeln. „Damit sowohl die Prozessindustrie als auch viele weitere auf unsere Expertise angewiesene Industrien den Weg in eine klimaneutrale Zukunft erfolgreich beschreiten können“, so Nowicki.
„Auch wir als Organisatoren der Achema wagen Innovationen – die sich auszahlen: Bei der letzten Achema haben wir erstmals den Kongress vollständig ins Messegeschehen integriert, was uns viel positives Feedback und hohe Besucherzahlen eingebracht hat“, betonte Dr. Klaus Schäfer, Vorsitzender des Dechema e. V., der den Achema-Kongress mit verantwortet.
Das Kongressprogramm der Achema 2024 ist hochkarätig und breit wie selten zuvor: In bis zu 25 parallelen Strängen warten über 900 Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops von mehr als 1000 Referenten auf die Achema-Besucher. „Besonders hervorheben möchte ich, dass wir im Kongress einen Anstieg um 50 Prozent bei den ausländischen Referentinnen und Referenten verzeichnen – auch hier wird die Achema also deutlich internationaler“ so Schäfer.
Aber nicht nur im Kongress und in der bewährten Ausstellung spiele das Thema Innovation eine zentrale Rolle: „Die Achema 2024 bietet jungen Unternehmen der Prozessindustrie und Existenzgründern mit der Start-up-Area erneut eine zentrale Anlaufstelle und leistet mit vielfältigen Angeboten für Young Professionals, Studierende und Schüler einen konkreten Beitrag, um dem Fachkräftemangel zu begegnen – der auch für unsere Branche zunehmend zur Herausforderung wird“, so Schäfer abschließend.