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Im Hinblick auf Produktivitätssteigerungen steigt die Nachfrage nach explosionsgeschützten Mobilgeräten. Ihr sicherer Betrieb erfordert jedoch weit mehr als den bloßen Zertifizierungsnachweis. Eine unsachgemäße Anwendung kann lebensgefährlich sein und die Verantwortung trägt letztlich der Betreiber selbst.
Wer sich mit Explosionsschutz auskennt, weiß, dass elektrische Geräte aufgrund ihrer Funktion grundsätzlich als wirksame Zündquellen zu betrachten sind. Deshalb dürfen sie in Ex-Bereichen auch nur mit zusätzlichen Zündschutzmaßnahmen verwendet werden. Wer elektrische Geräte im Ex-Bereich betreibt, ist gesetzlich verpflichtet, die Sicherheit der dort arbeitenden Mitarbeiter zu gewährleisten und dies entsprechend zu organisieren – von der Auswahl über die Inbetriebnahme bis hin zum Betrieb. Für mobile Ex-Geräte bedeutet das im Besonderen, dass Entscheidungsträger bei der Beschaffung die Auswahlkriterien deutlich weiter fassen müssen, als sie es von handelsüblichen Mobilgeräten ohne Ex-Schutz gewohnt sind.
Besonderheiten im Ex-Schutz beachten
Warum der Blick auf technische Spezifikationen wie Prozessorleistung oder das Betriebssystem nicht für die Herstellerwahl ausreicht, hängt mit den geltenden Bestimmungen(RL 1999/92/EG und RL 2014/34/EU) und Normen für Ex-Bereiche zusammen. Neben den generellen Sicherheitsanforderungen erfordert eine vorschriftsmäßige Verwendung beispielsweise auch, dass die Mitarbeiter ihre mobilen Helfer nicht in einen Ex-Bereich bringen, der entsprechend höhere Anforderungen an den Explosionsschutz stellt. Derartige Einschränkungen organisatorisch durchzusetzen, ist häufig aber nicht einfach. Umso wichtiger ist es, vor der Beschaffung alle vorhandenen Ex-Parameter zu vergleichen und sämtliche mobilen Geräte dem Einsatzort mit den höchsten Anforderungen nach auszuwählen.
Mobile Geräte mit einer geprüften Produktkategorie 2G/2D sind für den Einsatz in der Zone 1/21 geeignet, dürfen aber auch in der Zone 2/22 eingesetzt werden und ermöglichen somit eine durchgängige Anwendung im Ex-Bereich. Dies gilt auch für die Explosionsuntergruppe und die Temperaturklasse bei Gasen und Dämpfen sowie für die maximale Oberflächentemperatur und die Explosionsuntergruppe bei Stäuben.
Voraussetzungen für den Betrieb
Darüber hinaus hat der Betreiber in Europa im Sinne der RL 1999/92/EG, das geforderte Sicherheitsniveau über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu gewährleisten – einschließlich Instandhaltung, Wartung und Reparatur. Lässt sich beispielsweise der Akkudeckel eines Atex-zertifizierten Mobilgeräts aufgrund eines Sturzes nicht mehr dauerhaft schließen, so darf das Gerät nicht einfach mit einem Stück Klebeband „repariert“ werden. Da die angewandten und geprüften technischen Zündschutzmaßnahmen nicht mehr ordnungsgemäß greifen, wäre diese beliebte Behelfslösung im Ex-Bereich grob fahrlässig und am Ende lebensgefährlich.
Dass die Verantwortung für die Gerätesicherheit nicht allein beim Hersteller liegt, ist vielen Entscheidern nicht bewusst.
Der Hersteller selbst ist nach Richtlinie 2014/34/EU verpflichtet, elektrische Geräte und das Herstellungsverfahren abhängig von der angestrebten Produktkategorie durch eine benannte Stelle prüfen und zertifizieren zu lassen (Kategorie 1 und 2), entsprechend zu kennzeichnen und in seiner Betriebsanleitung wesentliche Hinweise für den sicheren Betrieb mitzuliefern. Für die Einhaltung, Umsetzung und Prüfung der Sicherheitsmaßnahmen haben fachkundige und befähigte Personen auf Betreiberseite zu sorgen.
Was bedeutet „intrinsically safe“?
Ergänzend zu den jeweiligen Ex-Zertifikaten, wie zum Beispiel EU-Baumusterprüfbescheinigung nach Richtlinie 2014/34/EU, werben viele Anbieter auch mit der Bezeichnung „intrinsically safe“. Übersetzen lässt sich dieser Begriff mit „eigensicher“. Als Produktmerkmal steht Eigensicherheit für eine Zündschutzart, welche ein besonderes Gerätedesign quasi „von innen heraus“ erzeugt. Maßgeblich hierfür sind bei Mobilgeräten eigensichere Stromkreise, deren Spannungs- und Stromwerte stets so gering sind, dass sie eine explosionsfähige Atmosphäre unmöglich zünden können. Es entstehen weder unzulässig hohe Temperaturen, noch kommt es bei Unterbrechung oder Kurzschluss zur Bildung von Funken, die ausreichend Energie für eine Zündung aufweisen.
Eigensicherheit und Nutzen vereinen
Das Prädikat „intrinsically safe“ setzt per Definition voraus, dass entsprechend ausgewiesene Geräte fachgerecht eigensicher gemacht wurden. Idealerweise reflektieren sie nicht nur den aktuellen Stand der Sicherheitstechnik nach den gültigen technischen Normen und Richtlinien, sondern bescheren darüber hinaus dem Bediener den größtmöglichen Nutzen und dem Betreiber den gewünschten Gewinn an Effizienz und Produktivität. Gerade in diesem Punkt heben sich innovative Hersteller ex-zertifizierter Mobilgeräte hervor. Durch ein optimales eigensicheres Gerätedesign lassen sich bedarfsgerechte Gerätefunktionen für die sichere Anwendung in Ex-Bereichen realisieren, z. B. anwendungsoptimierte Geräteschnittstellen und Funkverbindungen für die Parametrierung von Feldgeräten oder für das Steuern und Bedienen kompletter Maschinen. Mit eigensicheren Peripheriegeräten, z. B. USB-Sticks, Scan-Engines und Kameras, werden die mobilen Geräte zu echten Wegbereitern für das mobile Arbeiten und die Kommunikation in Prozessanlagen in der Zone 1/21. Weitere Merkmale nutzenoptimierter Geräte sind konstruktive Elemente, die ein nachhaltiges und leichtes Gerätehandling gestatten, wie etwa eine verlängerte Betriebsdauer durch austauschbare Reserve-Akkus direkt im Ex-Bereich.
Folgenschwere Fehlgriffe vermeiden
Wollen Anwender von mobilen Geräten im Ex-Bereich unnötige Risiken und hohe Folgekosten bei der Beschaffung und Einführung von Enterprise Mobility vermeiden, so gibt es eine Reihe von Empfehlungen für die Auswahl des richtigen Lösungsanbieters.
So sollte in jedem Fall genau geprüft werden, ob sich der Hersteller mit derartigen Technologien im Ex-Bereich bereits einen Namen gemacht hat. Überdies kommt es beim Ex-Schutz auf das sicherheitstechnische Know-how des Herstellers und dessen umfassendes Unterstützungsangebot für den Anwender, auch nach dem Einkauf, an.
Hinweise auf das fachliche Know-how geben die langjährigen Branchenerfahrungen mit weltweiten Referenzen, internationale Prüfzertifikate (Atex, IECEx, UL, FM) basierend auf aktuellen EN-, IEC- bzw. NEC-Normen. Hilfreich ist zudem die fachkundige Unterstützung bei der Integration anwendungsrelevanter Kommunikationsschnittstellen und Software sowie regelmäßige Schulungsangebote mit praxisnahem Fach- und Hintergrundwissen. Und letztlich ist ein weltweites Service-Angebot für die Wartung und Instandsetzung der Geräte essenziell, um Wartungs- und Reparaturzeiten zu verkürzen.
Für reine IT-Fachleute, die nicht mit den Besonderheiten des Betriebs in Ex-Bereichen vertraut sind, ist es ratsam, einen erfahrenen Ex-Schutz-Experten hinzuziehen, der nicht nur die Verbesserungspotenziale, sondern auch alle sicherheitsrelevanten Anforderungen kennt. Denn letztlich geht es nicht allein um Gerätefunktionen für einen optimalen Produktivitätsgewinn, sondern auch darum, Menschenleben wirkungsvoll zu schützen.
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Nützliche Informationsquellen zum Ex-Schutz
Kurz und Bündig
- DIN EN 60079-0 VDE 0170-1:2014-06 Explosionsgefährdete Bereiche – Teil 0: Betriebsmittel – Allgemeine Anforderungen
- DIN EN 60079-11:2012–06 Explosionsgefährdete Bereiche – Teil 11: Geräteschutz durch Eigensicherheit „i“
- DIN EN 60079-14:2014-10 Explosionsgefährdete Bereiche – Teil 14: Projektierung, Auswahl und Errichtung elektrischer Anlagen
- Richtlinie 2014/34/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2014 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen
- Richtlinie 1999/92/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 1999 über Mindestvorschriften zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit der Arbeitnehmer, die durch explosionsfähige Atmosphären gefährdet werden können.
Johannes Buhn
Leiter Safe.t Academy,
Bartec
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