Startseite » Chemie » Automation (Chemie) »

Messtechnik für die Wasserstoffwirtschaft

Jede Anwendung benötigt den richtigen Sensor
Messtechnik für die Wasserstoffwirtschaft

Präzise und zuverlässige Messtechnik ist in allen Bereichen der Wasserstoffwertschöpfungskette unerlässlich, um sichere und effiziente Prozesse zu gewährleisten. Welche spezifischen Herausforderungen die Messtechnik in Wasserstoffanwendungen meistern muss, erfahren Sie hier.

Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Industrie und einer klimaneutralen Wirtschaft. Allein in der EU sollen bis 2030 jährlich 10 Mio. t Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, wie es der Plan RepowerEU der EU-Kommission vorsieht. Deutschland startete am 15. Juli 2024 mit
4,6 Mrd. Euro 23 Wasserstoffprojekte, die im Fokus des politischen Interesses stehen, die „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI). Diese Maßnahme soll die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs unterstützen – von der Erzeugung über die Speicherung bis hin zum Transport und der Nutzung – und die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland ankurbeln. Auch außerhalb der EU haben viele Industrienationen eigene Wasserstoffpläne.

Vielfältige Anwendungsbereiche für die Messtechnik

In der (Petro-)Chemie ist Wasserstoff ein alter Bekannter: Ob Hydrierprozess oder Synthesegas – viele wichtige Verfahren basieren auf Wasserstoff, der bisher allerdings meist durch Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen wird – ein Prozess, bei dem bislang große Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids entstehen. Auch deshalb gewinnt die Elektrolyse von Wasser auf Basis erneuerbarer Energien zunehmend an Bedeutung. Doch ganz gleich, mit welchem Verfahren Wasserstoff hergestellt wird – ein sicherer Prozess erfordert den Einsatz von Messtechnik, die auf die spezifischen Anforderungen von Wasserstoffanwendungen abgestimmt ist. Und das nicht nur bei der Herstellung: In allen Bereichen der Wasserstoffwertschöpfungskette sind präzise und zuverlässige Messgeräte unerlässlich, um sichere und effiziente Prozesse zu gewährleisten.

So muss beispielsweise in Elektrolysezellen der Druck überwacht werden. Und auch bei der Wasserversorgung der Elektrolyseure gibt es Messaufgaben wie die Überwachung von Füllständen in Behältern. Auch bei der Speicherung von Wasserstoff in Hochdrucktanks oder dem Lagern in Kryotanks spielt die Drucküberwachung eine wesentliche Rolle. Spätestens hier werden die extremen Anforderungen an die eingesetzte Messtechnik deutlich. Bei der Druckgasspeicherung gilt: Je höher der Druck, desto
wirtschaftlicher die Speicherung – 700 bar und mehr sind hier keine Seltenheit. Bei der Flüssiggasspeicherung hingegen herrschen extrem niedrige Temperaturen, denn Wasserstoff wird unter Umgebungsdruck erst bei -253 °C flüssig. Weitere Messaufgaben ergeben sich beim Pipelinetransport, aber auch bei der Herstellung und dem Transport von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak oder Methanol.

Hohe Anforderungen an Messgeräte

Sensoren für Füllstand und Druck sorgen dafür, dass die Prozesse von der Produktion über den Transport bis hin zur Nutzung von Wasserstoff effizient, sicher und vor allem verlustfrei ablaufen können. Messgeräte, die in Wasserstoffanwendungen eingesetzt werden, müssen jedoch besondere Herausforderungen meistern – denn Wasserstoff hat einzigartige physikalische und chemische Eigenschaften und muss unter extremen Betriebsbedingungen hergestellt, gelagert und verarbeitet werden. Als kleinstes Molekül ist Wasserstoff in der Lage, durch viele Materialien zu diffundieren, was zu Leckagen führen kann. Ein weiteres Phänomen ist die Versprödung durch Wasserstoff: Wenn Wasserstoff in Metall diffundiert und sich an Fehlstellen oder Mikrorissen sammelt, verlieren metallische Werkstoffe ihre Zähigkeit und Duktilität. Besonders bei hohen Drücken und extremen Temperaturen kann dies zum Problem werden. Hinzu kommt die Explosionsgefahr. Die geringe Dichte und die hohe Diffusionsrate von Wasserstoff stellen weitere Anforderungen an die Genauigkeit der Messgeräte.

Aber nicht nur der Wasserstoff selbst stellt in den Prozessen hohe Anforderungen an die Sensorik. Auch Nebenprodukte wie der bei der Elektrolyse entstehende Sauerstoff, das dort speziell aufbereitete Wasser oder auch Wasserstoffderivate wie Ammoniak oder Methanol haben ihre spezifischen Problemstellungen.

Angepasste Messtechnik schafft Sicherheit

Vega bietet eine Reihe innovativer Lösungen für die spezifischen Herausforderungen in Wasserstoffanwendungen. Zum Einsatz kommen widerstandsfähige Materialien wie spezielle Edelstahllegierungen – darunter 316L – und beschichtete Werkstoffe, die weniger anfällig für Wasserstoffversprödung sind. Gold- und Gold-Rhodium-Beschichtungen an der Messmembran bieten zudem Schutz gegen Diffusion.

Für die Füllstandmessung werden in Wasserstoffanwendungen unter anderem die Sensoren Vegaflex und Vegapuls 6X eingesetzt. Sie messen auch in Medien mit niedriger Dielektrizitätszahl und sind leicht zu reinigen. Das ist vor allem dort wichtig, wo die Sensoren unter Sauerstoffatmosphäre eingesetzt werden, zum Beispiel im Elektrolyseur. Sie erfüllen – wie auch die Drucksensoren – die weltweit gängigen Normen ASTM G93 und EIGA 33/18. In Elektrolyseuren kommen beispielsweise die Drucksensoren Vegabar 28 in den Zu- und Ableitungen zum Einsatz. Ihre keramische Messzelle sorgt für einen langzeitstabilen Betrieb.

Drucksensoren mit keramischer Messzelle

Gegenüber herkömmlichen Drucksensoren mit metallischen Messzellen zeichnen sich keramische Messzellen durch eine deutlich höhere Überlastfestigkeit aus. Während sich Metallmembranen bei sehr hohen Drücken irreversibel verformen können, legt sich die Keramikmembran lediglich an den Grundkörper an und kehrt später wieder in ihre Ausgangslage zurück. Keramische Messzellen arbeiten trocken. Sie funktionieren ähnlich wie ein Kondensator: In Membran und Grundkörper eingebettete Messelektroden und Luft als Dielektrikum bilden ein elektrisches Feld. Durch Druck auf die Keramikmembran wird diese minimal ausgelenkt, wodurch sich die Kapazität ändert. Aus der Kapazität kann mithilfe der Werkskalibrierung auf den Druck geschlossen werden. Der trockene Keramiksensor des Vegabar 28 ist auch für die Druckmessung in den Sauerstoffleitungen der Elektrolyseure prädestiniert. Denn reiner Sauerstoff wirkt nicht nur brandfördernd, sondern kann bei direktem Kontakt mit brennbaren Flüssigkeiten sogar zu Explosionen führen.

Da die Anwendungen in der Wasserstoffwirtschaft vielfältig sind, bietet Vega ein breites Portfolio an Sensoren. Während der Vegabar 28 für Drücke bis 60 bar spezifiziert ist, können mit dem Vegabar 83 oder dem Vegabar 29 Prozessdrücke bis 1000 bar langzeitstabil gemessen werden. Diese Sensoren kommen beispielsweise bei der Druckmessung im Lagertank zum Einsatz. Ihre ölfreie DMS-Messzelle sorgt auch unter diesen extremen Bedingungen für langzeitstabile Messungen.

Der Vegabar 82 mit seiner ölfreien keramischen Messzelle wird dagegen auch bei aggressiven Medien wie Kalilauge eingesetzt und ist mit seiner hohen Überlastfähigkeit in vielen Prozessen der geeignete Sensor – zum Beispiel zur Drucküberwachung in Wasserstoffleitungen. Die einfache Verschaltung von Sensoren der Serie Vegabar 80 zu einem elektronischen Differenzdruckmessumformer eröffnet neue Möglichkeiten bei der Messung von Differenzdrücken und Füllständen.

Diese Anwendung ist auch das Einsatzgebiet des Differenzdruckmessumformers Vegadif 85: Das Gerät sorgt bei der Füllstandmessung von flüssigem Wasserstoff für präzise Messwerte – und das auch bei kleinsten hydrostatischen Drücken. Vega setzt moderne Kalibrierverfahren ein, um genaue Messungen zu gewährleisten.

Explosionsschutz und funktionale Sicherheit

Eine Besonderheit von Wasserstoff im Vergleich zu anderen brennbaren Gasen ist der sehr weite Explosionsbereich: Explosionsfähig sind Gemische zwischen 4 und 77 Vol.% – und bei einer Wasserstoffexplosion breiten sich die Flammen sehr schnell aus. Hinzu kommt, dass nur wenig Energie benötigt wird, um ein Wasserstoff-Luft-Gemisch zu zünden: Mit 0,02 mJ ist die Zündenergie um den Faktor 15 geringer als bei Methan. Auch deshalb wird Wasserstoff in die gefährlichste Zündgruppe (IIC) eingestuft. Die Sensoren verfügen über Ex- und SIL-Qualifikationen, um höchste Sicherheitsstandards zu erfüllen.

Vega Grieshaber KG, Schiltach

Halle 7A, Stand 102


Autor: Robin Müller

International Product Manager,

Vega


Autor: Stefan Kaspar

Produktmanager Grenzstand,

Vega

Unsere Webinar-Empfehlung
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

cav-Produktreport

Für Sie zusammengestellt

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Top-Thema: Instandhaltung 4.0

Lösungen für Chemie, Pharma und Food

Pharma-Lexikon

Online Lexikon für Pharma-Technologie

phpro-Expertenmeinung

Pharma-Experten geben Auskunft

Prozesstechnik-Kalender

Alle Termine auf einen Blick


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de