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Die Pilz Unternehmensgruppe hat das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz von rund 433 Mio. Euro abgeschlossen. Das Automatisierungsunternehmen aus Ostfildern rechnet für 2024 für stagnierende Zahlen, ist aber dennoch positiv eingestellt, denn die Kombination aus Safety und Security im innovativen Portfolio von Pilz bietet dem Unternehmen auch weiterhin Wachstumschancen.
„Das Jahr 2023 war für unsere Unternehmensgruppe sehr erfolgreich“, berichtete Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin der Pilz GmbH & Co. KG, beim Pilz-Jahrespressegespräch. Wir haben das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Rekordumsatz von 433 Mio. Euro abgeschlossen.“ Kunschert dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren großartigen Einsatz.
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Nach Aussage von Kunschert hatte das Jahr 2023 zwei Seiten. Der erste Teil des Jahres war geprägt durch das Ringen um Bauteile und eine starke Nachfrage, sodass bis zum Sommer in drei Schichten wurde. Trotz Bauteilemangel konnten die Kunden versorgt und durch transparente und enge Kommunikation die Kundenbeziehungen gestärkt werden. Ab dem 2. Quartal setzte dann eine deutliche Abschwächung des Auftragseingangs ein, aufgrund sinkender Nachfrage und das allgemein schlechter werdende konjunkturellen Umfelds im Maschinenbau.
Dennoch blickt Pilz zuversichtlich in die Zukunft. „2024 wird ein herausforderndes Jahr, allerdings sind die Vorzeichen nun umgekehrt. Wir sind mit einem niedrigen Auftragseingang gestartet, was eine niedrige Auslastung in der Produktion bedeutet. Aber wir rechnen mit einem Anstieg im Auftragseingang bis spätestens zum 4. Quartal 2024“, erklärte Kunschert. Pilz agiert im Jahr 2024 kostenbewusst. Unter Zuhilfenahme von Kurzarbeit ist aktuell kein Stellenabbau geplant.
Wachstum vor allem in Europa
Das Familienunternehmen konnte seinen Umsatz 2023 um 7,3 % steigern, was einen Höchstwert in der 75-jährigen Unternehmensgeschichte markiert. „In unserem Heimatmarkt Deutschland erreichten wir zum ersten Mal einen Umsatz von über 100 Mio. Euro“, freut sich Kunschert. „Das überdurchschnittliche Wachstum hier ist der Grund, warum der Exportanteil insgesamt leicht um 1,1 Prozentpunkte auf 75,4 % zurückging.“ Auch in anderen europäischen Ländern ist Pilz stark gewachsen. Dazu gehören Italien, die Schweiz, Österreich und UK sowie die Türkei. Italien und Deutschland sind beispielsweise die beiden größten Herstellerländer für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Diese Maschinen sind seit Corona weltweit gefragter denn je. Mit speziellen, zertifizierten Branchen-Lösungen für die sichere Automation hilft Pilz die steigenden Herausforderungen in dieser Branche zu bewältigen.
Mit Blick auf das Produkt- und Lösungsangebot erarbeitete sich Pilz in nahezu allen Bereichen ein homogenes Wachstum. Besonders stark entwickelten sich die Bereiche der sicheren Kleinsteuerungen PNOZmulti, der Sensorik und der Dienstleistungen.
EU-Maschinenverordnung und Cyber Resilience Act sind Treber für Security
„Unsere Industrie befindet sich in einem Transformationsprozess. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Treiber einer sich wandelnden Industrie“, erklärte Thomas Pilz, geschäftsführender Gesellschafter der Pilz GmbH & Co. KG, in Ostfildern. „Die Digitalisierung führt in der Industrie zur Vernetzung von Produktionssystemen und mit dem Grad der Vernetzung steigt die Gefahr , dass Daten abfließen.“ Pilz sieht die aktualisierte EU-Maschinenverordnung und den Cyber Resilience Act als Treber für Cybersecurity.
Die kommende EU-Verordnung Cyber Resilience Act, die die Cybersicherheit von Produkten erhöhen soll, betrifft auch Automatisierungsnetzwerke. Sowohl das Steuerungsnetzwerk der Maschine, in der Branche Standardautomation genannt, als auch die Sicherheitsfunktionen müssen vor unberechtigten Zugriffen geschützt werden – und zwar unabhängig voneinander und damit rückwirkungsfrei. Denn nur so kann verhindert werden, dass Manipulationen von Prozess- oder Betriebsdaten Auswirkungen auf Verfügbarkeit und Sicherheit haben. Diese Modularität muss im Fokus stehen. „Wenn ich nicht Herr über meine Daten bin, dann steht die Sicherheit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Spiel“, betonte Pilz. „Eine digitale Transformation des Produktionsprozesses kann ohne Security nicht gelingen.“
Mit dem Automatisierungssystem PSS 4000 verfolgt Pilz einen modularen Ansatz, in dem Safety und Automation physikalisch gemischt, aber logisch voneinander getrennt arbeiten. Die Safety bleibt also gewährleistet – was auch immer im Standardbereich geschieht. Damit wird das System einerseits den Anforderungen an Industrielle Steuerungs- und Automatisierungssysteme (Industrial Control Systems, ICS) für kritische Infrastrukturen gerecht. Auf der anderen Seite steht eine modulare Lösung bereit, die dank eines zentralen Blicks die Komplexität für Betreiber deutlich reduziert.
Im Bereich Industrial Security stellt Pilz in diesem Jahr sein Dienstleistungsangebot ISCS – Industrial Security Consulting Service vor. Damit unterstützt Pilz seine Kunden besonders dabei, die Vorgaben der kürzlich veröffentlichten Maschinenverordnung sowie der kommenden EU-Richtlinie NIS 2 zu erfüllen: „Es geht um den Schutz von Daten und Prozessen vor unberechtigtem Zugriff und Manipulationen. Industrial Security ist unternehmenskritischer Faktor“, erläutert Thomas Pilz.
Automatisierungslösungen für die Wasserstoffindustrie
Lambertus Monnee, Produktmanager bei Pilz stellte erklärte wie in der Wasserstoffindustrie klassischen Sicherheitsfunktionen durch bewährte Lösungen der Automatisierungstechnik wertvoll ergänzt werden. Klassisch werden Sicherheitsaufgaben über Materialeigenschaften und mechanische Dimensionierungen gelöst. Das bedeutet, je robuster beispielsweise Absperrventile sind, desto sicherer sind sie in ihrer Anwendung. Automatisierungslösungen können darüber hinaus beispielsweise die dynamische Druck- und Temperaturüberwachung oder die sichere Einhaltung von Belastungsgrenzen nachgeschalteter Strukturen übernehmen. „Die ganzheitlichen Sicherheitslösungen von Pilz bieten für die gesamte Wertschöpfungskette von Wasserstoff einen Mehrwert. Unsere Steuerungssysteme erkennen Gaslecks zuverlässig durch die Auswertung von Gas-Detektoren. Sie kontrollieren sicher Temperatur, Druck, Füllstand, Spannung und Strom. Und im Ernstfall leiten die Systeme den Not-Halt ein. Sie können Fehler im Millisekundenbereich erkennen und schnell vordefinierte Sicherheitsmaßnahmen veranlassen“, erklärte Monnee.
Diese Sicherheitsfunktionen sind beispielsweise an einer Wasserstofftankstelle essenziell. Sie besteht aus einem Kompressionsbereich, in dem Gas auf bis zu 1000 bar verdichtet werden kann, einem Kühlsystem, Hochdruckspeichertanks und schließlich der Zapfsäule. In Frankreich sorgt bereits das Automatisierungssystem PSS 4000 für die Sicherheit bei der Abgabe von Wasserstoff an mehreren öffentlichen Tankstellen.
von Daniela Held