Entscheidend für eine anwendungsgerechte Unterstützung von Change-Management in Elektro-Engineering-Systemen ist die Transparenz von Daten und Datenänderungen. Dadurch wird Verantwortlichkeit nachvollziehbar und die Auswirkungen von Änderungen lassen sich bewerten und steuern. Die Transparenz orientiert sich dabei am Revisionsmanagement bei der Übergabe von verbindlichen Dokumenten, an der Datenprotokollierung bei Änderungen der Anlagendaten und am Data Exchange Management bei der Übernahme und Übergabe von Daten an die Beteiligten im Engineering-Workflow.
Olaf Streit
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Um den heutigen Anforderungen im Anlagen-Engineering gerecht zu werden, stehen die Ingenieure und Techniker vor großen organisatorischen, infrastrukturellen und technischen Herausforderungen. Dazu zählen beispielsweise Flexibilität und Reaktionsfähigkeit in Bezug auf wechselnde internationale Auftraggeber und erhöhte Management-Aufwendungen. Die Anlagenbauer reagieren auf diese neue Situation vor allem mit strukturellen Veränderungen. Sie optimieren ihre Methoden und Werkzeuge und orientieren sich verstärkt an internationalen Vorgaben und Normen (z. B. ISA/IEC statt DIN und Namur).
Wichtige Anforderungen werden an den Engineering-Prozess gestellt. Hier gilt es Datenfluss und Datenkonsistenz, Plausibilitäten und Fehlerfreiheit, einheitliche Dokumentation nach den Vorschriften des Auftraggebers und der Regelung der Verantwortung für Daten und Dokumente zu beherrschen. Neben einer Reihe von organisatorischen Maßnahmen im Umfeld der verfahrenstechnischen oder elektrotechnischen Engineering-Systeme werden natürlich auch Anforderungen an die Systeme selbst gestellt. Für Elektro-Engineering-Systeme – sie werden zukünftig vor allem Dokumentation erzeugen, aber vermehrt auch den alphanumerischen Ansatz bzw. die Verwaltung der Anlagendaten in Datenbanken als Eigenschaften besitzen – stellen sich unter der Rubrik Change-Management drei Hauptaufgaben:
• Dokumenten-orientiertes, automatisches Revisionsmanagement für die Transparenz von verbindlichen Dokumentationsständen
• Datenbezogenes Änderungsmanagement für die Verfolgung von Bearbeitungsschritten, unabhängig von der zu erzeugenden Dokumentation
• Datenversionierung und -transparenz in Bezug auf die Kommunikation mit Daten, außerhalb des Engineering-Werkzeuges
Für alle diese Betrachtungen sind spezielle Lösungen erforderlich, die z. T. in den Elektro-Engineering-Systemen in unterschiedlicher Ausprägung angeboten werden.
Revisionsmanagement
Das Dokumenten orientierte Revisionsmanagement, oft auch als Revisionsverwaltung bezeichnet, zeigt am besten, wie unterschiedlich sich die Bandbreite der angebotenen Lösungen darstellt. Aucotec verfolgt hier konsequent die Philosophie der Dokumenten bezogenen Revisionstechnik, so wie sie durch die Namur im Arbeitspapier 50 herausgearbeitet wurde. Durch die Zustände „Verbindliches Dokument“ oder „Arbeitspapier“ kann gegenüber Auftraggebern ein einheitlicher und verbindlicher Dokumentationsstand verantwortet bzw. bei Lieferanten erzwungen werden. Die Projektion der Verantwortung und Nachvollziehbarkeit auf allgemeine Projektdaten, also Datensätze einer Datenbank, ist aufgrund der unüberschaubaren Datenmengen und des hohen Verknüpfungsgrades der Engineering-Daten praktisch nicht durchführbar. Das Revisionsmanagement ist daher mit einer Projekt-Benutzerverwaltung verknüpft, so dass unmissverständlich nachvollziehbar ist, wer wann welche Anlagen, Anlagenteile oder einzelne Dokumente verbindlich macht bzw. freigibt. Alle Revisionsstände können im Projekt vorgehalten werden und zu beliebigen Zeitpunkten miteinander verglichen oder nochmals ausgegeben werden. Ein spezielles Vergleichsformat sorgt dafür, dass die Datenumfänge auf ein Minimum beschränkt bleiben. Bei der Ausgabe von Revisionen wird festgehalten, wann die Ausgabe erfolgte.
Änderungen auf den Revisionen oder Arbeitspapieren werden vom System selbstständig erkannt. Durch eine konfigurierbare Deltaanzeige für verschiedenste Modifikationen (Löschungen, Änderungen, …) können diese in der gewünschten Form sichtbar gemacht werden (Revisionsmarker). Dabei gibt es sowohl allgemeine Festlegungen für die unterschiedlichen Änderungsarten, als auch die Möglichkeit, objektbezogene, spezielle grafische Makros für die Deltakennzeichnung automatisch platzieren zu lassen. Die aktuellen Arbeitspapiere können mit allen vorangegangenen Revisionen verglichen werden. Optional werden dabei auswertbare Protokolle erstellt.
Im Gegensatz zu der konventionellen Revisionsverwaltung, in der ausschließlich der Anwender individuell entscheidet, ob eine Revision eines Dokumentes notwendig ist und durch manuellen Eintrag in die Revisionsliste (Revisionsindex) die Revisionskennzeichnung vornimmt, werden diese Vorgänge durch eine Automatik erledigt, die keine Verfälschung zulässt. Dabei werden die Revisionsstände automatisch in der Projektverwaltung abgelegt und der Revisionsindex gefüllt.
Die Entscheidung über eine Revision kann allerdings weiterhin unabhängig von betroffenen tatsächlichen Änderungen durchgeführt werden. So z. B. für das Setzen der kompletten Dokumentation auf einen einheitlichen Revisionsstand bei der verbindlichen Weitergabe an den Auftraggeber. In diesen Fällen ist oft eine bestimmte Revisionsnummer vereinbart (Abgaberevision), so dass der Anwender beim expliziten Setzen der Revision eine Revisionsnummer vorgeben kann. Vom System muss sichergestellt werden, dass diese Revisionsnummer in jedem Fall größer ist als jede andere bereits vergebene Revisionsnummer.
Die Aucotec-Produkte unterstützen verschiedene, durch Festlegung vorgebbare Zählmethoden für die Revisionsnummern, z. B. A..Z, 1..100, A1..F20. So kann auch in interne und externe Revisionen unterschieden werden. Eine so genannte 0-Revision ist dadurch möglich, dass für die erste Revision ein spezieller, von der allgemeinen Festlegung abweichender, Revisionsbezeichner angebbar ist.
Änderungsmanagement
Beim auf die Datenbasis bezogenen Änderungsmanagement sind andere Lösungen und Methoden erforderlich. Die in der Engineering-Praxis wichtigen Anlässe für die Benutzung dieser Änderungsprotokollierung liegen beispielsweise bei Manipulationen, die eine Änderung von Aufgabenstellungen erforderlich machen oder Daten von Fremdgewerken betreffen. Auch das Mitwirken von projektfremden Ressourcen am Engineering der Anlagendaten kann auf diese Weise nachvollziehbar werden.
Eine Protokollierung von Datenänderungen ist dann sinnvoll, wenn die Art und Menge der Manipulation und der damit verbundenen Protokolleinträge überschaubar ist, also auch ausgewertet werden kann. Die Protokollierung bezieht sich dabei auf das Einfügen neuer Objekte, das Löschen, Ändern und Umbenennen von Objekten. Auch hierbei wird dokumentiert, wer wann was geändert hat. Optional kann durch den Projektverantwortlichen vorgegeben werden, dass zu den Manipulationen zwingend ein Kommentar ergänzt werden muss. Um die Anzahl der auswertbaren Einträge sinnvoll einzugrenzen, kann eine Obergrenze der Protokollierungseinträge festgelegt werden. Ist die Obergrenze erreicht, werden die ältesten Einträge durch die jüngsten ergänzt.
Data Exchange Management
Ein weiteres wichtiges Element des Change-Managements innerhalb der Engineering-Systeme, das Data Exchange Management, wird heute insgesamt nur ansatzweise unterstützt. Der Datenaustausch zwischen Werkzeugen aus dem Engineering oder übergreifend mit Systemen aus dem Businessbereich (PPS, ERP, PDM) ist sicher bei fast allen CAE-Tools gegeben. Dabei werden sowohl Standardformate als auch spezielle Systemformate unterstützt. Problematisch stellt sich allerdings auch hier die Transparenz der Änderungen dar. Ein konventioneller Datenimport oder Datenexport ist nicht ausreichend, da wesentliche Transparenzkriterien fehlen wie beispielsweise:
• Welche Auswirkungen hat die Übernahme von Fremddaten auf das bisher durchgeführte Engineering und auf die bisherige Aufgabenstellung?
• Können die Daten sinnvoll übernommen werden und kann dies widerspruchsfrei im Sinne bisheriger Konventionen und Absprachen erfolgen?
• Sind Änderungen gegenüber der bisherigen Planung und festgelegter Budgets nachvollziehbar?
Ein weiterer Aspekt ist die Kontrollierbarkeit und das Abschätzen von notwendigen Maßnahmen und Auswirkungen bezogen auf zu übernehmende Änderungen. Bisherige Vorgehensweisen unterstützen das Überprüfen von Auswirkungen auf den Planungsstand nach der Übernahme von Daten. Erforderlich ist jedoch, die notwendigen Entscheidungen vorab treffen bzw. selbst beeinflussen zu können.
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