Der VDI-Kongress Automation ist der in Deutschland führende Automatisierungskongress. Mit regelmäßig ca. 500 Teilnehmern, 100 Referenten, mehr als 20 Posterpräsentationen und bis zu 20 Ausstellern hat er sich zu einem jährlichen Treffpunkt entwickelt.
Die Besucher hatten in diesem Jahr erneut die Möglichkeit, sich einen Überblick über viele verschiedene Themen zu verschaffen, die die Automatisierungscommunity derzeit bewegen. Das Spektrum reichte hier von IT/OT-Security in Prozessanlagen über neue Entwicklungen im Bereich der Automation modularer Anlagen bis hin zu Smart Maintenance und der vollautomatisierten Generierung digitaler Zwillinge in der Feldgeräteproduktion. Auch Anwendungen für Ethernet im Feld der Prozessanlage und der aktuelle Stand der Arbeiten bei APL wurden aufgezeigt.
5G in der Automation
Parallel zur Automation 2019 fand in diesem Jahr die Konferenz „5G in der Automation“ statt. Bei dieser Konferenz wurden die Potenziale von 5G in der Automatisierungstechnik aufgezeigt sowie Möglichkeiten, Chancen und Grenzen diskutiert.
Eines der zentralen Themen der Veranstaltung war auch die Frage, wie sich künstliche Intelligenz und autonome Systeme auf die Fertigungs- und Prozessautomation der Zukunft auswirken und welche neuen Geschäftsmodelle sich dadurch sowie durch ein neues Level an Vernetzung mittels des kommenden Mobilfunkstandards der 5. Generation (5G) realisieren lassen.
Autonome Systeme im Fokus
Hinsichtlich steigender Anforderungen an Flexibilität und Produktivität bieten autonome Systeme große wirtschaftliche Potenziale. Aber der Einsatz autonomer Systeme birgt auch Risiken. „Wir müssen zunächst zwischen hochautomatisiert und autonom klar unterscheiden“, betonte Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay, Professor für Automatisierungstechnik an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg und Mitglied im Vorstand der VDI/VDE-Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) auf einer Pressekonferenz im Rahmen des VDI-Automationskongresses in Baden-Baden. „Anders als bei automatisierten Systemen entscheidet ein autonomes System selbständig, wann es welche Mittel einsetzt, um das Ziel zu erreichen. Zeit- und kostenintensive Prozessänderungen, die bisher noch von Ingenieuren und Informatikern umgesetzt werden, können somit zukünftig ohne Eingreifen des Menschen erfolgen. Die vollkommen auftragsgesteuerte Produktion und die autonome Wandlungsfähigkeit der Fabriken lassen sich so tatsächlich erreichen.“
Wie sicher sind autonome Systeme?
„Wenn ein System ständig lernen soll, dann muss man ihm dafür Freiraum geben, aber auch Grenzen aufzeigen“, meint Fay. Er sieht speziell die Industrie in der Pflicht, den autonomen Systemen Leitplanken zu setzen. „Es ist durchaus gewollt, dass autonome Systeme Fähigkeiten selbstständig weiterentwickeln, um zu einem vorgegebenen Ziel zu gelangen. Das autonome System muss aber unbedingt zuverlässig dagegen geschützt sein, dass jemand Fremdes von außen die Ziele ändert oder das es selbst die Ziele ändert. Denn dann ist es nicht mehr sicher.“
Die Antwort hierauf ist aus industrieller Sicht recht simpel zu beantworten, meint Dr. Eckhard Roos, Leiter Industry Segment Management Process Industries bei Festo und ebenfalls Mitglied im Vorstand der GMA. „In der Industrie ist die Wirtschaftlichkeit der autonomen Systeme das entscheidende Kriterium für die Implementierung und Nutzung. Anlagen werden nicht der Autonomie willen autonom gemacht, sondern nur, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist. Und die Vorteile, die man sich von der Autonomie verspricht – sprich Optimierung von Qualität, Zeit und Ressourcen oder kürzere Innovationszyklen – lassen sich gut monetär bewerten.“
Auswirkungen auf die Arbeitswelt
Die Frage, wie autonom ein System sein soll, hat vor allem Auswirkungen auf die Veränderung der Arbeitswelt. Roos: „Autonome Systeme werden sicherlich den einen oder anderen Arbeitsplatz überflüssig machen. Dafür bieten sich neue Aufgaben, die eine höhere Qualifikation erfordern. Hierfür braucht es Menschen, die die Fähigkeit und den Willen besitzen, sich diesen neuen Themen mit wahrscheinlich höheren Anforderungen zu stellen.“
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Günter Eckhardt
Chefredakteur