Der geschäftsführende Gesellschafter Bernhard Juchheim ist auch in diesem Jahr mit den Ergebnissen der Jumo-Unternehmensgruppe zufrieden. „Für 2017 rechnen wir mit einem Umsatz von 230 Mio. Euro“, erläuterte er bei der Präsentation der aktuellen Produktinnovationen in Fulda. „Damit werden wir unsere Ziele erreichen.“ Ingesamt war das Unternehmen mit 43 % Umsatzwachstum in den letzten zehn Jahren sehr erfolgreich. „Das hat sich auch positiv auf die Beschäftigungsentwicklung ausgewirkt“, erklärt. Jumo hat im Jahr 2016 mit rund 2300 Mitarbeitern weltweit 220 Mio. Euro erwirtschaftet. Ein bedeutender Umsatztreiber war dabei das Ausland, die Exportquote der Unternehmensgruppe liegt bei über 50 %.
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Um auch zukünftig zu wachsen investiert Jumo rund 8 % des Umsatzes in Forschung & Entwicklung. Ein Ergebnis dieser intensiven Entwicklungstätigkeit ist die Kunststoffsensorik Jumo Plastosens, die in Fulda als Weltneuheit vorgestellt wurde. In diese Technologie setzen beide Geschäftsführer große Erwartungen, denn mit ihr lassen sich weltweit neue Branchen und Märkte erschließen. Weitere Wachstumschancen sieht der geschäftsführende Gesellschafter Michael Juchheim auf dem Gebiet der Digitalisierung. Jumo verfolgt dabei drei Ansätze. „Zum einen entwickeln wir Produkte, die die Digitalisierung vorantreiben, zum anderen unterstützt unsere Engineeringabteilung Kunden bei der Umsetzung innovativer Systemlösungen im Hinblick auf die Industrie 4.0. Darüber hinaus digitalisieren wir bei Jumo konsequent Produktions-, Vertriebs- und Kommunikationsprozesse“, erläutert er.
Kunststoff macht vieles möglich
Die Jumo-Plastosens-T-Sensoren werden nicht wie bisher üblich in einem Metallrohr vergossen, sondern im Spritzgussverfahren mit Kunststoff ummantelt. Dieses patentierte System bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Temperaturfühlern. Das größte Plus ist die völlige Formfreiheit. Die Plastosens-Produkte passen sich an die jeweilige Einbausituation an. So kann zum Beispiel ein Temperatursensor komplett in eine Kunststoffrohrleitung integriert werden oder er ist rund, spiralförmig und hat einen Winkel – der Vorstellungskraft sind fast keine Grenzen gesetzt. Kunststoff bietet aber noch weitere Vorteile. Das sind zum einen das geringe Gewicht und die Reproduzierbarkeit. Zum anderen besitzt Kunststoff eine außergewöhnliche Isolationsfestigkeit. Das bedeutet, dass der Einsatz in Umgebungen mit sehr hohen Stromstärken und -spannungen möglich ist.
Das Problem der Wärmeleitfähigkeit wird durch den Einsatz von Spezialkunststoffen mit speziellen Additiven gelöst. Im Endergebnis besteht kaum ein Unterschied zu Metallfühlern. Ein Vorteil der speziellen Mischungen ist, dass für jeden Kunden ein Kunststoff entwickelt werden, der genau auf die jeweilige Applikation zugeschnitten ist. Als weitere Additive kommen bei den verwendeten Thermoplasten noch Färbe-, Licht- und Flammschutzmittel sowie Verstärkungsfasern zum Einsatz.
Enge Zusammenarbeit erforderlich
Abhängig von der Kunststoffmischung können Plastosens-Temperaturfühler in einem Temperaturbereich von -50 bis zu +200 °C eingesetzt werden. Der Herstellungsprozess macht jedoch ein gewisses Umdenken im Vergleich zu herkömmlichen Temperaturfühlern nötig. Die Sensoren werden in enger Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt. Der Prozess startet mit einer Machbarkeitsprüfung und einem Designvorschlag und führt über die Konstruktion und Simulation der Temperaturfühler zum Bau der Spritzgusswerkzeuge. Nach einer Bemusterungsphase starten die Prüfungen, an deren Ende ein funktionsfähiger Prototyp und die Serienproduktion stehen. Mithilfe einer modernen Simulationssoftware kann bereits sehr früh im Entwicklungsprozess das Ansprechverhalten und die Wärmeableitfähigkeit des geplanten Temperaturfühlers simuliert werden.
Erste Entwicklungen
Ein Transformator ist ein denkbar schlechter Ort für einen Temperaturfühler aus Metall. Die Isolationsfestigkeit von maximal 2,5 kV reicht oft nicht aus, um den dort herrschenden Spannungsverhältnissen erfolgreich widerstehen zu können. JUMO hat deshalb einen Kunststoff-Fühler entwickelt, der eine Isolationsfestigkeit von 5 kV ausweist und bei einer Dauergebrauchstemperatur von +200 °C verwendbar ist. Solche Fühler können beispielsweise auch in Elektromotoren oder anderen Hochspannungsumgebungen eingesetzt werden.
Besonders raue Umgebungsbedingungen herrschen auch in Motoren von Maschinen. Das größte Problem ist hier die Vibration. Bei herkömmlichen Fühlern ist es oft aufwendig, den Temperatursensor so im Fühlerrohr zu positionieren, dass er wirklich fest sitzt. Bei Plastosens T wird der Sensor komplett in Kunststoff eingebettet. Für einen Kunden wird derzeit ein vibrationsfester Einsteckfühler für das Medium Öl entwickelt. Erste Tests haben gezeigt, dass das Produkt Kräften von bis zu 20 g problemlos widerstehen kann.
In Sterilisationsanwendungen sorgt die Kombination aus hohen Temperaturen, Feuchtigkeit und Druck für Sensorstress. Das Problem bei herkömmlichen Fühlern ist oft die Dichtigkeit. Auch hier kann Plastosens T die Lösung sein. Denn beim Spritzgussverfahren gehen die verwendeten Spezialkunststoffe eine unlösbare Verbindung ein. Das ist besonders bei der kritischen Stelle des Kabelaustritts aus dem Fühler ein unschätzbarer Vorteil.
Suchwort: cav1117jumo
Halle 4A, Stand 435
Daniela Held
Redakteurin