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Mobile Lösungen als Wachstumstreiber

Herausforderungen im Öl- und Gasmarkt erfolgreich meistern
Mobile Lösungen als Wachstumstreiber

Anfang Juni dieses Jahres wurde Dr. Thomas Lützenrath zum neuen CEO der Bartec Gruppe berufen. Seine Ernennung ist ein weiterer Schritt der Unternehmensgruppe und ihres Mehrheitsgesellschafters Charterhouse Capital Partners LLP, erfolgreich die Herausforderungen im Öl- und Gasmarkt zu meistern. cav sprach mit ihm über die aktuelle Unternehmensstrategie und mit Marcus Eisenhuth, COO bei Bartec, mit welchen Neuheiten das Unternehmen im Bereich Enterprise Mobility punkten möchte.

Herr Dr. Lützenrath, Anfang Juni dieses Jahres wurden Sie zum neuen CEO der Bartec-Gruppe berufen. Was haben Sie davor gemacht?

Dr. Lützenrath: Ich habe mehr als 18 Jahre Erfahrung in der strategischen Neuausrichtung und Transformation von Unternehmen mit einer erfolgreichen Umsetzung in Großkonzernen sowie dem Mittelstand. Zuletzt habe ich als CEO die AMK-Gruppe, einen Anbieter von Steuerungs- und Antriebstechnik, restrukturiert und neu ausgerichtet. Darüber hinaus war ich als Partner bei Ernst & Young tätig. Vorher war ich Bereichsleiter bei der Thomas Cook AG sowie Zentralbereichsleiter und Group CIO der Deutschen Telekom AG.
Welche Erwartungen setzt die Unternehmensgruppe und der Mehrheitsgesellschafter Charterhouse Capital Partners LLP in Sie?
Dr. Lützenrath: Unternehmen im Wandel haben mich schon immer fasziniert. Mein ganzes Berufsleben bin ich auf die Neuausrichtung und Transformation von Unternehmen spezialisiert. Bartec ist ein wenig wie ein „Hybrid“, eigentlich ein Mittelständler, aber so komplex wie ein Großkonzern. Wir sind mit einem sehr breiten Produktportfolio in mehr als 65 Legaleinheiten weltweit aufgestellt. Unsere Produkte finde ich äußerst spannend: Sie steigern die Effizienz unserer Kunden und das in extremen Arbeitsumgebungen.
Bartec hat durch den Ölpreisverfall und den damit verbundenen geringerenInvestitionen von Seiten der Erdölkonzerne mit deutlichen Umsatzeinbußen zu kämpfen. Wo liegen die größten Herausforderungen und wie wollen Sie diesen begegnen?
Dr. Lützenrath: Der Umsatz von Bartec ist im Geschäftsjahr 2015/2016 um rund 15 % gesunken. Das ist natürlich eine Herausforderung. Trotzdem haben solche Zeiten auch etwas Positives: In einer Krise hat man immer die Chance, vieles grundlegend zu hinter-fragen. Was sind unsere Kernkompetenzen? Was können wir richtig gut, was besser als andere? Was nicht und welche Fähigkeiten müssen erworben und verbessert werden? Natürlich haben wir auch die Kostenbasis entsprechend angepasst. Bartec arbeitet profitabel. Mein Punkt ist aber ein ganz anderer: Wir werden die Zeit der Marktschwäche insbesondere dazu nutzen, um uns auf unsere Kunden noch besser einzustellen. Wir müssen die interne Organisation optimieren, die Qualität weiter steigern, die Liefergeschwindigkeit und den Kundenservice verbessern. Wir nutzen die Zeit sehr bewusst, um hart an uns zu arbeiten.
Worin sehen Sie die besonderen Stärken von Bartec?
Eisenhuth: Wir bieten unseren Kunden das breiteste Angebot, das es im Markt für Explosionsschutz gibt. Keiner der anderen Mitbewerber hat ein Produktportfolio, das so umfänglich die komplette Applikationsbreite abdeckt. Dies gilt insbesondere für mobile Kommunikationslösungen, elektrische Begleitheizungen sowie den Bereich Analysengeräte und -systeme. Das macht Bartec besonders stark. Dazu kommt die weltweite Zertifizierung für alle Produkte. Es gibt keine Produktlinie, die nicht weltweit zertifiziert ist. Das ist sowohl bei Endkunden als auch bei Engineeringdienstleistern und Installationsbetrieben von großer Bedeutung. Von der Einzelschaltung bis zu komplexen Schaltanlagen, egal ob für das Wüstenklima oder für die sibirische Kälte, können wir alles mit selbst-entwickelten Produkten abdecken.
Welche Erwartungen haben Sie an die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Bereich Öl & Gas, Petrochemie?
Eisenhuth: Neue Greenfieldprojekte werden uns mit Sicherheit auch in den nächsten 18 bis 24 Monaten nicht begegnen, da die petrochemische Industrie hier derzeit keine neuen Kapazitäten schaffen wird. Selbst wenn der Ölpreis wieder deutlich steigen sollte, wird es auf absehbare Zeit keine Neuinvestitionen geben. Als sich der Ölpreis in den vergangenen Monaten unter 30 US$ bewegt hat, ist auf der anderen Seite auch die Wartung und Instandhaltung bei Brownfieldanlagen gestreckt oder gestoppt worden. In diesem Bereich erwarte ich sehr rasch eine deutliche Zunahme der Aufträge, da es hier einen großen Investitionsbedarf gibt. Der Verschleiß petrochemischer Anlagen ist sehr hoch, sodass sich die Instandhaltung der Komponenten nicht länger hinausschieben lässt.
Herr Eisenhuth, Sie haben zuvor das breite Produktportfolio von Bartec als besondere Stärke der Unternehmensgruppe betont. Gibt es Bereiche, wo Sie noch stärker in die Entwicklung investieren möchten?
Eisenhuth: Ja, insbesondere beim Thema Licht. Das war bisher bei Bartec ein Bereich, den wir nicht so stark fokussiert haben. Aber seit der Top Group-Akquisition Ende 2014, bestehend aus den Firmen Feam, Nuova ASP und Fenex, haben wir auch LED-Beleuchtungstechnik für den Einsatz im Ex-Bereich im Angebot. Daneben vervollständigen eigenproduzierte Komplettlösungen im Bereich der explosionsgeschützten Aluminium- und Edelstahlgehäuse sowie Steuerungen das Produktprogramm, das wir weiter ausbauen möchten.
Bitte geben Sie einen kurzen Überblick über das Produktprogramm der Bartec-Gruppe. Welche Bereiche sind hier besonders wichtig?
Eisenhuth: Bartec ist im Wesentlichen in fünf verschiedenen Technologie- und Applikationsbereichen tätig. Der größte und wichtigste Bereich sind die elektrischen Sicherheitslösungen, also alles, was mit Schalt- und Verbindungskomponenten zu tun hat, die ausgeführt in Ex d, Ex e und Ex p im Ex-Bereich zum Einsatz kommen. Wir liefern Mikroschalter, größere Schalter, aber auch Großschaltanlagen. Dazu kommt unser Ex-Motor-Geschäft, das unmittelbar davon getrieben wird, und der Lichtsektor. Ein Systemanbieter zu sein, der das komplette Portfolio anbieten kann, das ist das zentrale Thema. Der Kunde kauft heute keine Komponenten mehr, er kauft ein System und er will es von uns engineered haben.
Neben der elektrischen Schalttechnik liefern Sie auch elektrische Wärmetechnik. In diesem Bereich haben Sie aktuell einen großen Auftrag aus Saudi-Arabien erhalten. Warum benötigt man in Saudi-Arabien Heiztechnik rund um die Pipeline und welches System kommt dort zum Einsatz?
Eisenhuth: In Saudi-Arabien soll Flüssigschwefel durch eine 21 km lange Pipeline fließen. Mit dem Skin-Effekt-Heizungssystem hält Bartec das Element zuverlässig auf Temperatur. Etwa 3,6 t Schwefel pro Tag sollen so künftig von der Gasförderanlage zur Verladestation fließen. Von dort geht es per Bahn weiter nach Ras Al Khair und zur neuen Waad Al Shamal Industrial City. Entscheidend für den Flüssigtransport ist eine konstante Temperatur zwischen 130 und 145 °C. Insgesamt 1750 Segmente à zwölf Meter Länge werden dazu mit kleinen Rohren für die Heizkabel und den Temperatursensor versehen, gut isoliert und sukzessive vor Ort zusammengeschweißt. Abschließend montieren die Bartec-Mitarbeiter Kabel und Sensoren, bauen die Anlage auf und nehmen sie in Betrieb. Das genau für solche Aufgabenstellungen entwickelte Skin-Effekt-Heizungssystem wird aus Redundanzgründen mit je zwei parallel verlegten Heiz-kabeln ausgestattet, insgesamt also 42 km. Arbeiten beide Stränge simultan, kann der im Extremfall verfestigte Schwefel sogar wieder geschmolzen werden.
Weltweit kommen in allen großen Raffinerien Analysengeräte von Bartec Benke und Bartec Orb zum Einsatz. Welche aktuellen Entwicklungen gibt es in diesem Bereich?
Eisenhuth: Unsere Analysengeräte liefern kontinuierlich alle qualitätsrelevanten Produktparameter und sichern somit die gleichbleibende Qualität der Produktionsergebnisse entsprechend gültiger Normen und produktbezogener Spezifikationen. Wir haben es geschafft, Labortechnik onlinefähig und prozesstauglich zu machen. Mithilfe der Analyse- und Messtechnik von Bartec Benke und Bartec Orb ist es beispielsweise möglich, mit sogenannten Salt-In-Crude-Analysatoren festzustellen, wie viel Salz im Rohöl enthalten ist, damit bereits am Eingang der Raffinerie die Anlagen optimiert werden können. Weitere Gründe, konsequent Prozessanalysengeräte zu verwenden, sind neben der erwähnten Anlagenoptimierung die Erfüllung umwelt-bezogener Vorschriften, z. B. hinsichtlich der Reduzierung von Schwefel, Aromaten und Dampfdruck, sowie die Möglichkeit, schnell und flexibel auf eine sich ändernde Markt-situation reagieren zu können. Das spielt besonders bezüglich des offenen Marktes für importierte Produkte und den sich daraus ergebenden häufigen Änderungen von Blend-rezepturen eine wachsende Rolle.
Einer der Wachstumstreiber bei Bartec sind seit einigen Jahren mobile Lösungen für den Ex-Bereich. Welche Neuheiten bietet Bartec im Bereich Enterprise Mobility an?
Eisenhuth: Im Wesentlichen ist hier die Aufrüstung unserer Systemfamilie von Tablet-Computern zu nennen. Wir haben für raue Einsatzbedingungen und für Zone 2 seit eineinhalb Jahren das Tablet-PC-System Agile X im Angebot und werden zur SPS IPC Drives im November dieses Jahres das ex-geschützte Tablet-PC-System Agile X IS für Zone 1 und Class I Div1 in den Markt einführen. Das gibt es in dieser Ausführung bisher noch nicht auf dem Markt. Das Gerät ist Windows-8- und Windows-10-kompatibel. Der Bediener kann zudem sämtliches Zubehör nutzen, das er bereits für Agile X für Zone 2 erworben hat. Er benötigt beispielsweise keine unterschiedlichen Ladestationen und Module zur Ankopplung an einen Scanner oder an ein Hart-Interface.
Wie schätzen Sie die Nachfrage nach ex-geschützten mobilen Lösungen für die Zukunft ein?
Eisenhuth: Die Nachfrage in diesem Bereich wird deutlich zunehmen. Deshalb liegt die Entwicklung neuer Produkte im Bereich Enterprise Mobility absolut im Fokus bei Bartec. Die Industrie muss Personal auf Baustellen schicken, das immer weniger geschult und trainiert ist. Hier benötigen wir die Möglichkeit, diese Personen von der Leitwarte aus im Rahmen eines sogenannten Remote Service anzuleiten. Dies kann beispielweise auch mit dem androidbasierten Smartphone Impact X und der damit koppelbaren Wi-Fi-Helmkamera Orbit X erfolgen. Das einfach zu bedienende Impact X von Bartec Pixavi, unserem norwegischen Tochterunternehmen, ist zertifiziert nach Atex und IECEx Zone 1 und CSA Class 1, Zone 1. Das Smartphone besitzt ein sonnenlichttaugliches Display mit Touchscreen, trotzt problemlos auch starkem Regen und lässt sich mit Handschuhen bedienen. Es verfügt über drei High-End-Kameras, einen schnellen Prozessor und die doppelte Akku-kapazität eines typischen Consumer-Smartphones. Typische Einsatzfälle für das Smartphone sind z. B. die einhändige, sichere Aufzeichnung von HD-Videos auf einer Öl-Plattform oder die Übertragung eines aktuellen Wartungsszenarios mithilfe einer passenden Helmkamera. Die Anwendung Sipido wurde für die Durchführung von Live-Videokonferenzen und Video-Streams aus dem Feld entwickelt. So lassen sich Probleme effektiv aus der Ferne lösen, ohne Experten vor Ort haben zu müssen. Die Helmkamera ist per WLAN mit dem Gerät gekoppelt und liefert dem Fachmann auf dem Festland aufschlussreiche Videostreams. Standzeiten werden somit effektiv reduziert, indem das Problem schneller erkannt und behoben wird, egal, in welcher Zeitzone und an welcher Position auf der Welt sich der Experte, der zur Lösung des Problems benötigt wird, gerade befindet.
„Unsere Produkte steigern die Anlageneffizienz in extremen Arbeitsumgebungen.“
„Der Kunde kauft heute keine Komponenten mehr, er kauft ein System und er will es von uns engineered haben.“

Günter Eckhardt
Chefredakteur,
cav chemie anlagen verfahren
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