Der Umgang mit einer Vielzahl sicherheits- und umweltrelevanter Daten begleitet die Herstellung und den Vertrieb der meisten Chemikalien. Um Optimierungspotenziale bei den damit verbundenen komplexen Abläufen zu erschließen, wollte die AllessaChemie ihre Softwaresysteme für Gefahrgutmanagement und Produktsicherheit standardisieren. Mit der Einführungshilfe SHEsprint konnte dieses Projekt zügig und effizient umgesetzt werden.
Heike Lischewski
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Die Verarbeitung und der Transport von Gefahrstoffen und -gütern stellt für Chemieunternehmen eine besondere Herausforderung dar: Auf Basis strenger nationaler Gesetze und europäischer Sicherheitsnormen müssen umfangreiche Daten erfasst und zeitnah dokumentiert werden. „Den wachsenden Anforderungen an das Umweltmanagement werden wir am besten mit einer Standard-Softwarelösung gerecht, die bei niedrigen Betriebskosten den aktuellen Stand der Technik anbietet“, sagt Thomas Wenzel, Chief Information Officer (CIO) bei der AllessaChemie GmbH in Frankfurt.
Obwohl erst im Jahr 2001 gegründet, verfügt das Unternehmen über eine langjährige Firmentradition. Hervorgegangen aus dem von Leopold Cassella 1838 in Frankfurt aufgenommenen Färbemittelhandel, gehörte die nachfolgende Cassella AG seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts zur Hoechst AG und seit 1997 zur Schweizer Clariant AG. Durch diese Erfahrung aus über 150 Jahren Chemieproduktion hat sich die AllessaChemie heute als ein wichtiger Produktionspartner für die internationale weiterverarbeitende Industrie etabliert.
Schneller Einstieg in den SAP-Standard
Mit rund 1250 Mitarbeitern, die an den Standorten Frankfurt-Fechenheim und Offenbach/Main über 700 komplexe organische Zwischenprodukte und Spezialchemikalien produzieren und damit einen Umsatz von jährlich 400 Millionen Euro erwirtschaften, gehört Allessa zu den größten Chemieunternehmen in Hessen. Auch diese Stellung verpflichtet zu einem modernen Umweltmanagement, das bisher durch eine individuelle EHS-Lösung (Environment, Health and Safety) abgedeckt wurde, die aber zunehmend nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprach. „Dieses System, das bis dahin von einem Dienstleister betrieben wurde, war technisch überaltert und entsprach mit seinen Funktionen nicht mehr unseren Ansprüchen“, erinnert sich Wenzel. Durch den Betrieb im eigenen Haus sollte außerdem künftig mehr Wirtschaftlichkeit und die Exklusivität der Daten gesichert werden.
Bei der Suche nach einer neuen Lösung hatten die Verantwortlichen zunächst vor allem die Folgekosten im Blick. Da ein eigenes SAP/R3-System vorhanden ist, lag es nahe, auch ein Standardprodukt des Walldorfer Softwareanbieters für die EHS-Lösung anzuschaffen, das flexibel in die Systemlandschaft sowie die Logistik- und Vertriebsprozesse integriert werden kann. Also fiel die Entscheidung, das SAP-Modul EH&S mit den beiden Funktionalitäten Gefahrgutmanagement und Produktsicherheit zu implementieren.
Sein Kernelement ist eine Spezifikationsdatenbank, in der die produzierten Chemikalien mit chemischen und physikalischen Eigenschaften, Belastungen, notwendigen Verpackungen und Gefahrgutklassifizierungen flexibel beschrieben und systematisiert abgelegt werden können. Mit diesen Daten, die dem gesamten Unternehmen zur Verfügung stehen, können zum Beispiel Produktdokumente wie Sicherheitsdaten- und Unfallmerkblätter, Betriebsanweisungen, Etiketten und Abfallbegleitscheine in beliebigen Sprachen erstellt, verwaltet und versendet werden. Auch die Gefahrgutdaten für die Beförderungspapiere lassen sich damit vorschriftenkonform ermitteln.
Bei der Entscheidung für den Projektpartner machte Triaton, ein Unternehmen von HP, das Rennen. Der Krefelder IT-Dienstleister betreut bereits als Service-Provider für Application Management das SAP-System von AllessaChemie. Den Ausschlag für die Kooperation auch bei diesem Projekt gab allerdings das Angebot, durch die Verwendung der neu entwickelten IT-Lösung SHEsprint die Einführungszeit für den SAP-Standard erheblich zu verkürzen.
„Im Kern handelt es sich bei SHEsprint um ein vorkonfiguriertes SAP Environment, Health & Safety-System“, erläutert Michael Deller, Business Manager Applications & Solutions bei Triaton. Das Grundpaket umfasst sowohl die Beratung als auch eine Einführungsstrategie und vorgefertigte Komponenten für Produktsicherheit, Gefahrstoff- und Gefahrgut-Management. „SHEsprint ist sozusagen der Schuhlöffel für den bequemen und sicheren Einstieg in den SAP-Standard“, zieht Deller einen plastischen Vergleich.
Im einzelnen enthält die Lösung vier Bausteine:
- vorkonfigurierte Einstellungen, die etwa 70 bis 80 % des durchschnittlichen Bedarfs eines Anwenders aus der Chemieindustrie abdecken
- eine Methodologie für das sinnvolle Vorgehen bei der Implementierung,
- Templates von Testplänen, Dokumentationen und Projektvorlagen sowie
- Beratertage für die schnelle Inbetriebnahme der Lösung im Unternehmen
Betriebskosten um knapp 10 % gesenkt
Die Übernahme des vorkonfigurierten Systems erwies sich für beide Funktionalitäten – Gefahrgutmanagement und Produktsicherheit – als Beschleunigungsfaktor. So enthält SHEsprint beispielsweise bereits mehr als 90 % der Einstellungen, die bei AllessaChemie für die Verwaltung von Sicherheitsdatenblättern benötigt werden. „Diese feine Vorjustierung hat uns viel Arbeit erspart“, so Wenzel. Ähnlich detailliert sind die Vorkonfigurationen für die vorschriftenkonforme Ermittlung von Gefahrgutdaten für Beförderungspapiere und Schnittstellen. „Wir stellen hier einen speziellen Baustein zur Verfügung, mit dem diese Daten ausgelesen und aufbereitet werden können“, erläutert Triaton-Berater Michael Deller. „Er wird an mehreren Stellen im System eingesetzt, aber die Administration erfolgt zentral an einer Stelle.“
Weitere Vorteile liegen in den vorgefertigten Schnittstellen-Reports, die eine Übernahme von Stammdaten aus Altsystemen wesentlich erleichtern. Auch der Bereich Berichte und Auswertungen ist bereits nahezu bedarfsgerecht eingerichtet. „Ein wesentlicher Nutzen von SHEsprint liegt darin, dass wir dieses Projekt innerhalb von nur drei Monaten implementieren konnten“, resümiert Allessa-Mann Wenzel. „Damit hat sich die Projektdauer praktisch halbiert.“
Und auch für die Betriebskosten der Hardware verzeichnet der CIO interessante Effekte. Um die Verfügbarkeit der Systeme zu gewährleisten, war beim früheren Outsourcing-Partner eine eigene Betriebsumgebung für AllessaChemie im Einsatz. Die Betriebskosten waren dementsprechend hoch. Durch ein gleichzeitiges Release-Upgrade von SAP R/3 4.6B zur Enterprise-Version konnte das EH&S-Modul nun nahtlos in die Hardware-Landschaft bei Allessa integriert werden. „Durch den Einsatz von SHEsprint und mit der neuen Softwareumgebung haben wir unsere Hardware konsolidiert und in der Folge die Betriebskosten um knapp 10 % gesenkt“, zeigt sich Wenzel mit dem Ergebnis zufrieden.
Plattform für das Umweltmanagement
Dass die EHS-Software nicht nur für Großkonzerne eine kosteneffiziente Lösung für die komplexen Umwelt- und Sicherheitsfragen darstellt, zeigt dieses Projekt nach Auffassung von Triaton-Experte Deller ebenfalls sehr deutlich. Gerade für mittelständische Unternehmen sei es wichtig, möglichst nah am Standard zu bleiben, um Releasewechsel zeitnah und mit minimalem Aufwand durchführen zu können. Die AllessaChemie verfügt nun über eine stabile Plattform für das Umweltmanagement, die auf weitere Bereiche ausgedehnt werden soll: Als nächstes wird die Standard-Etikettierlösung Global Label Management eingesetzt. Und in naher Zukunft soll auch das Abfallmanagement auf dieser Basis abgewickelt werden.
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AllessaChemie GmbH
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