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Qualität kann man schmecken

Kontrolle der Produktqualität bei der Zigarettenfilterproduktion
Qualität kann man schmecken

Die Rhodia Acetow GmbH in Freiburg, ein Unternehmen zur Herstellung von Celluloseacetat für die Produktion von Zigarettenfiltern, hat innerhalb weniger Monate ein integriertes Qualitäts- und Informationsmanagement-System eingeführt. Durch eine zeitnahe und vorbeugende Qualitätssicherung wurde damit die Produktivität in der Fertigung und deren Qualitätsniveau noch einmal deutlich verbessert.

Jürgen Wasem-Gutensohn

Mit Celluloseacetat und Filter Tow für die Zigarettenfilterproduktion hat sich die Rhodia Acetow GmbH seit dem Start der Produktion im Jahre 1956 zu einem der Marktführer in Europa und La-teinamerika entwickelt. Weltweit gehört Rhodia Acetow mit etwa 400 Mio. Euro Jahresumsatz inzwischen zu den drei größten Anbietern im Markt. Bereits frühzeitig haben die Verantwortlichen bei Rhodia in Freiburg die Zeichen der Zeit erkannt und mit der Entwicklung eines integrierten Qualitäts- und Informationsmanagementsystems begonnen. Das besondere Augenmerk lag dabei nicht auf der totalen Produktüberwachung, sondern in erster Linie auf der
• Garantie der Prozessfähigkeit und ihrem dauernden Fortschritt
• Qualitätssicherung durch Stichproben und Audits
• Qualitätsüberwachung durch verstärkte Kontrollen während der Produktion direkt durch die Mitarbeiter
• Qualitätssicherung mit statistischen und DV-Werkzeugen an der Spitze der Technologie
In diesem Zusammenhang sollte auch das bereits seit 1983 existierende Qualitätssicherungssystem abgelöst und durch ein modernes, integriertes Computer Aided Quality-System (CAQ) ersetzt werden. Voraussetzung dabei war, dass sich dieses neue System problemlos und harmonisch in die bestehenden Strukturen und die Systemumgebung eingliedert, gleichzeitig aber auch offen für zukünftige Erweiterungen ist.
Gesicherte Produktqualität
Oberstes Ziel des einzusetzenden CAQ-Systems war die Beherrschung der Produktqualität des Filter Tows (Abb. 1), das Ausgangsmaterial für Zigarettenfilter, entlang der gesamten Versorgungskette – unternehmensübergreifend vom Rohstoff bis in die Kundenproduktion. Dies ist besonders wichtig, da Rhodia ein Produkt liefert, das den letzten Produktionsschritt, nämlich die Umwandlung des Filter Tows in Filterstäbe, noch vor sich hat. Aus Kostengründen wird dieser Prozess bei den Zigarettenherstellern selbst vorgenommen, denn Filter Tow ist wesentlich platzsparender – und damit günstiger zu transportieren als fertige Filterstäbe.
Die kontinuierliche Sicherung der Produktqualität war jedoch nicht die einzige Zielsetzung. Daneben sollte auch die Produktivität in der Fertigung und deren Qualitätsniveau verbessert werden. Um diese Ziele zu erreichen, entschied sich Rhodia nach einem umfangreichen Auswahlprozess für das Laborinformations- und Managementsystem CAQ=QSYS Lims von IBS.
Automatische Kontrolle
In der ersten Stufe des Projektes erfolgte im Werk Freiburg die Installation von CAQ=QSYS Lims mit statistischer Prozess-kontrolle (SPC) in den Spinnereien. Nach dem Zusatz von Aceton und zu den Acetatflocken und einem Dekantier- und Filtrationsprozess werden hier die Fäden hergestellt, die in späteren Arbeitsschritten gekräuselt und zu Ballen gepresst das Ausgangsmaterial für die Zigarettenfilter bilden. 24 h an 365 Tagen im Jahr produziert Rhodia am Standort Freiburg im Vier-Schicht-Betrieb über 100 000 Ballen Filter Tow. Dabei fallen pro Jahr etwa 70 000 Proben an. Die Überprüfung der Filter-Tow-Qualität erfolgt mit
• direkter Messung der Elastizität und Festigkeit
• indirekten Messungen des Materialverbrauchs und der Verarbeitungsfähigkeit sowie
• visuellen Kontrollen
Nach der Probenentnahme in der Produktion und deren eindeutiger Identifizierung mittels Barcode erfolgt die Anmeldung der Prüf- und Laboraufträge im CAQ=QSYS Lims (Abb. 2). Das System legt die Aufträge automatisch durch Einscannen der Proben-Barcodes an. Die direkten Messungen werden von acht verschiedenen Messautomaten durchgeführt und online erfasst. Dabei löst die Verletzung von Toleranzgrenzen ein optisches und akustisches Signal in der Produktion aus. Gleichzeitig werden entsprechende Fehlerprotokolle auf eigens dafür eingerichteten Druckern in Produktion und Labor ausgegeben. Anhand dieser Qualitätsinformationen kann eine zeitnahe Korrektur vorgenommen werden. Die visuellen Merkmale werden anhand eines Notensystems beurteilt und manuell im CAQ=QSYS Lims eingepflegt. Nach Erfassung des letzten Merkmals führt das System automatisch die Gesamtbewertung des Laborauftrags durch und gibt anschließend eine Online-Information des Auftragsstatus aus.
Harmonische Systemarchitektur
Die Integration der verschiedenen Alt- und Neusysteme ist ein wesentlicher Bestandteil der DV-Anforderungen der Rhodia Acetow GmbH. Die Systemarchitektur (Abb. 3) umfasst dabei beispielsweise SAP R/3 für die Bereiche Finanzen/Controlling. Für die Planung und Qualitätssicherung kommen eine Betriebs-/Maschinendatenerfassungs-Lösung (BDE/MDE) sowie CAQ=QSYS Lims zum Einsatz. In der Produktion, Messung und Überwachung nutzt Rhodia die Produkte Modbus+ in Verbindung mit Intouch sowie Foxboro IA. Für den Austausch notwendiger Daten wird eine zentrale Oracle-Datenbank aufgebaut – der Rhodia Integrated Data Exchange.
CAQ=QSYS Lims erfüllt die Anforderung der Echtzeit-Datenübernahme und -übergabe. Hintergrundprozesse stellen dabei für alle abgeschlossenen Aufträge die zugehörigen Qualitätsdaten für das SAP-Zielsystem bereit. So werden für jeden zu prüfenden Ballen Filter Tow zwei Laboraufträge angelegt: einen für die Prüfung im Spinnereilabor, der zweite für die Erfassung des Ballengewichtes. Beide Laboraufträge sind in einem Kontrollauftrag subsumiert, wobei die extern erfassten Ballengewichte mittels Filetransfer zyklisch an CAQ=QSYS Lims weitergeleitet und über einen Verarbeitungsprozess den spezifischen Gewichtsaufträgen zugeordnet werden. Sind sowohl die Labordaten als auch die Ballengewichte in Ordnung, schließt das System die Aufträge selbsttätig ab und es erfolgt eine automatische Bewertung der Ballen. Die Verwendungsentscheide und Bestände werden anschließend an SAP zurückgemeldet.
Zukünftige Erweiterungen
Mit der Realisierung der CAQ-Lösung in den Spinnereien hat Rhodia den Grundstein für ein zukunftsweisendes und integriertes Qualitätsmanagement gelegt. Leis-tungsfähige Methoden wie SPC, Fähigkeitsindizes und Regelkarten geben einen zeitnahen und ständig aktuellen Überblick über die Qualitäts- und Prozesslage in der Produktion. In vier Bereichen erfolgt in Kürze ein weiterer Ausbau. So wird die Lösung in den Spinnereien erweitert und es werden zusätzliche Labors sowie die Acetatproduktion und die Löserei angebunden. Begleitend steht die Internationalisierung und die Vervollständigung von Datenverbindungen zu den anderen Standorten der Rhodia Acetow GmbH und deren Kunden an.
E cav 204
CAQ=QSYS Modular aufgebaut
CAQ=QSYS ist eine integrierte Software für die unternehmensweite Erfassung, das Management und die Analyse von qualitätsrelevanten Informationen in produzierenden Unternehmen. Drei Varianten sind erhältlich:
• CAQ=QSYS Professional für branchenunabhängige Anwendungen
• CAQ=QSYS Automotive für Anwendungen in der Automobilindustrie und
• CAQ=QSYS Lims das Laborinformations- und Managementsystem für prozessorientierte Unternehmen. Hier lassen sich insbesondere laborspezifische Abläufe, beispielsweise flexible Probengenerierung und Erfassung sowie Stabilitätsstudien durchführen.
Der modulare Aufbau des Produktes erlaubt die Begleitung des gesamten Prozesses der Auftragsabwicklung, auch übergreifend auf die gesamte Wertekette (Quality Chain Management). So wird eine hohe Qualität von Produkten und Dienstleis-tungen sichergestellt. Das Qualitätsmanagementsystem sichert darüber hinaus die notwendige Qualität bei der Zusammenarbeit von Entwicklung, Konstruktion und Produktion. Teillösungen decken nur einzelne Aspekte der Qualitätssicherung ab und reichen daher nicht aus. In einem integrierten Qualitätsmanagementsystem werden Fehler in der Auftragsabwicklung frühzeitig erkannt und entsprechende Korrekturen können eingeleitet werden. Dies führt zu einer deutlichen Reduzierung der Kosten und einer Verkürzung der Markteinführungszeiten neuer Produkte.
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