Die mechanische Förderung mittels Förderschnecken, Becherwerken, Kettenförderern und anderen Komponenten ist eine bewährte Technik. Wenn jedoch die Platzverhältnisse begrenzt sind oder Schüttgüter über längere Strecken gefördert werden sollen, stößt sie oft an ihre Grenzen. In diesen Fällen zeichnet sich die pneumatische Förderung durch mehr Flexibilität bei der Rohrleitungsführung und problemlose Förderung ohne Zwischenstationen sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung aus. Neben den räumlichen Vorteilen ist zudem ein geringerer Wartungsaufwand erforderlich. Da die pneumatische Förderung in einem geschlossenen System stattfindet, ist in der Regel auch ein staubfreier Betrieb sichergestellt.
Vergleichsweise hoher Energiebedarf
Nachteilig gegenüber der mechanischen Förderung ist der vergleichsweise hohe Energiebedarf. Man unterscheidet grundsätzlich, beginnend mit der energieintensivsten Methode, die Flug-, Dichtstrom- und Pfropfenförderung. Da auch der Einfluss der Materialeigenschaften auf den Energieverbrauch nicht zu unterschätzen ist, gilt es zu klären, ob mit einer Pfropfenförderung nicht bereits zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden können oder ob eine Dichtstrom- oder gar Flugförderung erforderlich ist. Das Material kann in den Förderleitungen entweder angesaugt oder durchgeblasen werden.
Über den problemlosen Betrieb einer pneumatischen Anlage entscheiden Planung, Konstruktion und die verwendeten Komponenten. Wesentliche Bestandteile sind das Fördergebläse, die Förderleitungen, Rohrweichen und Einschleusorgane.
Robuste Durchblasschleusen
Beim Einschleusen von Material in ein pneumatisches System mit Flugförderung haben sich neben Schneckenpumpen, Sendegefäßen und Injektoren vor allem Durchblasschleusen bewährt. Sie zeichnen sich durch eine hohe Robustheit aus, besitzen gegenüber Schneckenpumpen den Vorteil des geringeren Energieverbrauchs und eignen sich sowohl für staubendes, anbackendes als auch abrasives Fördergut.
Beim Betrieb werden die Zellen des kontinuierlich rotierenden Zellenrads der Durchblasschleuse über den oberen Einlaufschacht mit Material befüllt. Nach weniger als einer halben Umdrehung des Zellenrads fällt das Material durch die Auslauföffnung an der Unterseite des Geräts in den Luftstrom der mit dem Auslauf der Durchblasschleuse fest verbundenen, pneumatischen Förderleitung.
Die vielseitig einsetzbare Durchblasschleuse RVS von WAM gewährleistet einen Durchsatz von 5 bis 80 l/U. In dem Gehäuse aus Edelstahl 1.4301 oder 1.4401 dreht der Rotor mit einer konstanten Drehzahl von 10, 20, 30 min-1 oder mit variabler Drehzahl von 4 bis 22 min-1. Der Rotor kann wahlweise integral mit abgeschrägten Zellentrennwänden und Abstreifern aus Viton, Vulkolan oder PTFE ausgeführt werden. Bei der Oberflächenbehandlung von Gehäuse und Rotor stehen vernickelte oder PTFE-beschichtete Oberflächen zur Auswahl. Der Rotor ist außerdem mit gehärteten Zellen-trennwänden erhältlich. Angetrieben werden kann die Durchblasschleuse RVS über einen Direktantrieb mit Getriebemotor, einen drehzahlverstellbaren Variogetriebemotor oder koaxial mit Kettentrieb. In der Atex-Ausführung ist sie in Zone 22 einsetzbar.
Vielfältig einsetzbare Rohrweichen
Ist das Material über die Zellenradschleuse in das System eingeschleust, muss es in die richtigen Bahnen zum jeweiligen Bestimmungsort gelenkt werden. Das können Empfangsbehälter wie Silos, Befüllstationen oder Anlagenteile für die Weiterverarbeitung wie Mischsysteme sein. Rohrweichen sind dabei ein unerlässliches Hilfsmittel, wenn die Anzahl an Rohrleitungen so gering wie möglich gehalten oder aus produktionstechnischen Gründen abwechselnd verschiedene Rohrleitungen bedient werden sollen. Das ist z. B. der Fall, wenn relativ kontinuierlich in Empfangsbehälter gefördert wird und bei Erreichen eines definierten Füllstands ein Behälterwechsel erforderlich ist. Aber auch für Wartungen und Probeentnahmen ist es sinnvoll, den Produktfluss temporär umzuleiten.
Die Oberklasse der Rohrweichen bei WAM bildet die Trommelrohrweiche VAR mit drehbarer Innentrommel, die je nach Positionierung eine der beiden Auslaufleitungen verschließt. Die Drehung der Innentrommel erfolgt mittels eines elektropneumatischen Antriebs. Einsetzbar ist die Weiche sowohl bei Druck- als auch Saugförderung und Betriebsinnendrücken von bis zu 3,5 bzw. -0,5 bar. Die sichere Abdichtung nach innen wird durch aufblasbare Dichtungen gewährleistet. Dabei stellt die Umlenksteuerung eine reibungslose Abfolge der Trommelrotation und das Aufblasen der Dichtungen sicher. Sie erkennt die unterschiedlichen Betriebsphasen und signalisiert eventuelle Fehlfunktionen. Da sie neben einer Wolframkarbidbeschichtung auch in einer Edelstahlversion erhältlich ist, kann sie auch bei hochabrasiven und korrosiven Produkten zum Einsatz kommen.
Alle Rohrweichen von WAM sind für Betriebstemperaturen von -20 bis +80 °C ausgelegt und in einer Atex-Ausführung erhältlich. Um die Standzeiten der Rohrweichen nicht unnötig zu reduzieren, muss der Produktfluss vor dem Umschalten auf eine andere Leitung unterbrochen werden. Damit vermeidet man, dass Material in das Innere der Mechanik eindringt und diese beschädigt. Verschleißarme Rohrbögen aus Polyurethan oder Quetschventile an Rohrkupplungen z. B. zum Absperren von Einblasleitungen runden bei WAM das Angebot an Komponenten für eine pneumatische Anlage ab.
WAM GmbH, Altlußheim
Auswahlhilfe: Zellenradschleusen
- Temperaturbereich: Viton-Dichtungen, außen liegende Lager und ein Kettentrieb für den Rotor schützen sensible Teile wie Dichtungen, Lager oder Motor vor hohen Temperaturen.
- Abrasivität: Hochabrasive Schüttgüter verlangen nach besonders widerstandsfähigen Oberflächen mit Chrom- oder Wolframkarbidbeschichtung.
- Korngröße: Bei größeren Körnungen bieten Granulateinsätze oder Schleißleisten Schutz vor Beschädigungen.
- Anbacken: Um dem Zusetzen der Taschen entgegenzuwirken, empfiehlt sich der Einsatz von Keilen in Taschenecken und/oder geeignete Beschichtungslösungen aus PTFE oder PU.
- Fließfähigkeit: Liefert eine reduzierte Geschwindigkeit keine Verbesserung beim Austrag schwer fließender Schüttgüter, kann eine größere Zellenradschleuse Abhilfe schaffen.
- Explosionsgefahr: Bei der Auslegung der Zellenradschleuse ist darauf zu achten, dass sie eine Atex-Zertifizierung besitzt.