Am 24. April 2002 hat die Pall Corporation den Kauf der Filtration and Separa-tion Group (FSG) von der USFilter Corporation, einer 100-prozentigen Tochter der Vivendi Environment, erfolgreich abgeschlossen. Die Akquisition beinhaltet die Unternehmen SeitzSchenk, Filterite, Fluid Dynamics, Schumacher und Exekia. Durch diese Integration ist es Pall heute möglich, den Kunden nahezu jedes Filtermaterial in einer Vielzahl von Bauformen für vielfältige Filtrationsaufgaben zu bieten. Über die heutige Unternehmensstruktur und die technischen Zielsetzungen sprachen wir in Bad Kreuznach mit Thomas Ballnat, Geschäftsbereichsleiter Pall Fuels and Chemicals Central Europe, und Christoph Eckerscham, Marketingleiter Fuels and Chemicals Central Europe.
cav: Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren hat die Pall Corporation die Filtrations- und Separations-Gruppe von Vivendi Environment übernommen. Wie ist das daraus entstandene Unternehmen heute strukturiert?
Ballnat: Das Unternehmen Pall teilt sich in die Geschäftsbereiche Life Sciences und Industrial. Unter dem Unternehmensbereich Life Sciences sind der Pharmabereich (BioPharmaceuticals und Bio-Science) und das Medical-Segment und im Industrial-Bereich sind die Aktivitäten von Fuels and Chemicals, Food and Beverage, Machinery and Equipment, Water Processing, Aeropower, Power Generation und Microelectronics zusammengefasst.
cav: Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr?
Ballnat: Die Pall Corporation erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2003 (August 2002 bis Juli 2003) mit etwa 11 000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. US$ inklusive der Umsätze der FSG-Unternehmen. Hiervon entfallen auf den Bereich Industrial ca. 58 % und auf Life Sciences 42 %. Beim Umsatz haben wir um etwa 25 %, beim Gewinn sogar um 47 % zugelegt. Es ist dem Pall-Konzern gelungen, über die Hälfte der Schulden, die durch die Übernahme gemacht werden mussten – sie kostete 360 Mio. US$ – innerhalb eines Geschäftsjahrs wieder abzubauen. Der Aktienkurs ist von 14 US$ im vergangenen Jahr auf jetzt aktuell über 26 US$ gestiegen. Auf diese Entwicklung sind wir stolz. Sowohl die Umsatz- als auch die Ertragsentwicklungen sind sehr positiv. Für das nächste Geschäftsjahr planen wir ein zweistelliges Umsatz- und Ertragswachstum.
cav: Wie ist die strategische Ausrichtung des Unternehmens?
Ballnat: In unserer Vision gehen wir davon aus, dass eines Tages alle Flüssigkeiten durch ein Pall-Medium, eine Pall-Membran oder ein Pall-Filter fließen sollen. Mit diesem Ziel wollen wir die Marktführerschaft behaupten und sukzessive weiter ausbauen. Die Unternehmensziele sind eindeutig auf Wachstum ausgerichtet, sowohl im Umsatz als auch im Ertrag.
cav: Pall ist als Filterhersteller weltweit der größte Anbieter. Auf welche Bereiche haben Sie sich besonders fokussiert?
Eckerscham: Unsere Entwicklungsschwerpunkte liegen eindeutig im Bereich der Feinfiltration. Wir haben zwar auch Siebkörbe und Beutelfilter im Portfolio, die in gröberen Anwendungen zum Einsatz kommen, im Allgemeinen liegt der Arbeitsbereich unserer Filterelemente und Filtersysteme jedoch bei ca. 100 µm und feiner bis hin zur Umkehrosmose. Gerade im Bereich der Crossflowfiltration, angefangen mit Mikrofiltration, Ultrafiltration, Nanofiltration und Umkehrosmose, lässt sich künftig meiner Meinung nach sehr viel Geschäft generieren, da die Membransysteme weiter auf dem Vormarsch sind. Dieses Gebiet deckt die Pall Corporation komplett ab. Wir konzentrieren uns bewusst auf kritische Anwendungsbereiche, die viel Know-how erfordern und bei denen nur wenige eine gute Lösung anzubieten haben.
cav: Durch die Zusammenführung der Produkte der ehemaligen Pall Corporation mit der FSG-Gruppe gibt es mit Sicherheit zahlreiche Produktüberschneidungen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Eckerscham: Insbesondere im Bereich der polymeren und glasfaserverstärkten Kerzen müssen wir unser Produktportfolio genau analysieren. Auf diesem Gebiet waren beispielsweise zuvor Filterite und die frühere Pall Corporation direkte Wettbewerber. Hier überprüfen wir gerade die Materialien nach einem einheitlichen Testverfahren, um zu sehen, welche Produkte sowohl im Einsatz als auch bei den Herstellungskosten eindeutige Vorteile aufweisen. Dementsprechend wird das Angebot an Filterkerzen unter Berücksichtigung von Marktanforderungen künftig angepasst.
cav: Welchen Kundennutzen sehen Sie durch den Zusammenschluss von Pall und FSG?
Ballnat: Auf dem Gebiet der Tiefenfiltration, der Systemvarianten und des Gerätegeschäftes hat sich unser Produktportfolio eindeutig erweitert. Dadurch lassen sich sehr viel mehr Applikationen abdecken als zuvor. Wir kommen damit auch einer Kundenforderung nach, die auf einer Reduzierung der Lieferantenstruktur in der Filtration abzielt. Pall verfügt über großes ingenieurtechnisches Know-how. Mit dem wissenschaftlichen Labor- und Beratungsdienst steht ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Wissenschaftlern und Ingenieuren mit ihrem Spezialwissen dem Kunden zur Seite. In modern ausgestatteten Labors oder vor Ort werden die Filtersysteme analysiert und optimiert. Ziel ist es, effiziente, wirtschaftliche und sichere Lösungen für schwierige Filtrationsaufgaben anzubieten.
cav: Die Pall SeitzSchenk Filtersystems GmbH bietet u. a. den Herstellern in der chemischen und petrochemischen Industrie maßgeschneiderte Komplettlösungen auf dem Gebiet der Filtration von Produkten und Medien. Welche Produktentwicklungen sind derzeit bei Ihnen in der Planung bzw. welche Neuheiten konnten Sie auf der Achema präsentieren?
Eckerscham: Ein Ziel auf der Achema war zunächst, die Integration von FSG in die Pall Corporation darzustellen und unser Komplettprogramm zu zeigen. Hierzu gehören Filterelemente aus metallischen, keramischen und polymeren Werkstoffen, Filtergehäuse und unterschiedliche Filtersysteme wie der Zentrifugal-Hochleistungsfilter ZHF, der geschlossene Mehrschichtenfilter Membraplan DGM und unsere Koaleszer-Technologie, mit der man Flüssig/Flüssig- bzw. Flüssig/Gas-Trennung erreichen kann. Eine weitere technische Entwicklung im Bereich der Beutelfilter ist beispielsweise ein gefaltetes Filterelement, das sich direkt als Beutelfilterersatz nutzen lässt. Das Filterelement passt in jedes Beutelfiltergehäuse. Es bietet aufgrund der Faltung eine wesentlich größere Filterfläche, was insbesondere bei Kapazitätserweiterungen einen großen Vorteil darstellt. Weiterhin haben wir ein porös gesintertes Edelstahlelement mit dem Handelsnamen AccuSep vorgestellt, das sich für den Einsatz in Crossflow-, Blowback- und Backwash-Applikationen (Rückblas- und Rückspülanlagen) eignet. Nach dem Auftragen von zusätzlichen Schichten kann dieses Material auch für Gas-Gas-Separationen eingesetzt werden. Im Gegensatz zu den bisherigen Metallmembranen ist AccuSep vollautomatisch kontinuierlich und dadurch kostengünstiger herstellbar. Diesen Vorteil geben wir an unsere Kunden weiter und versuchen das Material auch dort einzusetzen, wo es bisher wirtschaftlich nicht sinnvoll war. Neben Edelstahl lassen sich die AccuSep-Elemente auch in anderen Legierungen wie Hastelloy, Inconel usw. herstellen. Darüber hinaus haben wir auf der Achema das Zentrifugal-Hochleistungsfilter ZHF vorgestellt, bei dem wir nach wie vor ein großes Marktpotenzial sehen. Dieses Filter besteht im Wesentlichen aus einem vertikalen Druckbehälter und einer zentrischen Hohlwelle. Darauf sind in bestimmten wählbaren Abständen scheibenförmige Filterelemente horizontal angeordnet. Das Filterpaket ist drehbar gelagert. Zum Kuchenaustrag und zur Reinigung wird das Filterpaket über einen Antrieb in Rotation versetzt. Ein wichtiger Vorteil des ZHF-Filters ist der staubfreie Kuchenaustrag. Der Filter muss dabei nicht geöffnet werden. Mit diesem System stehen viele Automatisierungsvarianten zur Verfügung.
cav: Das Mehrschichtenfilter Membraplan-DGM soll künftig auch verstärkt in der chemischen Industrie Einsatz finden. Welche Anpassungen haben Sie hier vorgenommen?
Ballnat: Mit dem Membraplan-DGM wurde eine Generation von Schichtenfiltern entwickelt, die richtungsweisende Maßstäbe für die Pharma- und biotechnologische Produktion gesetzt hat. Der Einsatzbereich des Systems reicht von der Fest-Flüssig-Trennung über die Vorfiltration bis hin zur Klärfiltration. Um die Vorteile dieses Filtersystems auch für den Chemiemarkt nutzen zu können, wurde eine kostenreduzierte Ausführung entwickelt, bei der auf die Edelstahlverkleidung des Gestelles verzichtet wird. Beim Membraplan-DG(M)C bestehen alle nicht produktberührten Teile aus Normalstahl, die mit einer korrosionsbeständigen Beschichtung versehen werden. Das Plattenpaket wurde unverändert übernommen und besteht wahlweise aus Edelstahl oder aus Polypropylen. Weitere alternative Materialien sind in der Entwicklung. Außerdem versuchen wir in der chemischen Industrie auch vermehrt Fluorpolymere und Spezialkunststoffe einzusetzen, die aggressiven Medien bei hohen Temperaturen standhalten. Mit dem Membraplan-DGM ist eine Nachpressung des Filterkuchens mittels Membrane möglich. Diese Eigenschaften minimieren den Produktverlust und erhöhen die Arbeitssicherheit.
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