Herr Munk, was ist bei Leitern alles genormt?
Die Überwachung von Pumpen in industriellen Prozessen ist weit mehr als eine reine Schutzmaßnahme für das Pumpenaggregat. Neben der präventiven Wartung und...
Ferdinand Munk: Für gängige Standardleitern, wie Anlege- und Stehleitern, gilt die EU-Normenreihe DIN EN 131. Die Abschnitte der DIN EN 131-1/-2 wurden jüngst überarbeitet und gelten seit Januar 2018. Sie regeln sämtliche Anforderungen, unter anderem Ausführung, Abmessungen, Material, die Herstellerprüfungen und die Kennzeichnungspflicht. Bei Stufenleitern zum Beispiel müssen die Abstände zwischen den Stufen zwischen 230 und 300 mm groß sein. Bei Sprossenleitern gilt der Bereich von 250 bis 300 mm. Maßtoleranzen von 2 mm sind erlaubt.
Welche Regelungen gelten am Arbeitsplatz?
Munk: Werden Leitern beruflich genutzt, kommen die Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und die Technischen Regeln für die Betriebssicherheit (TRBS) zum Tragen. Auch hier gab es aktuell eine weitreichende Änderung, denn Ende 2018 sind die verschärften Anforderungen der TRBS 2121 Teil 2 in Kraft getreten. Diese fordern explizit Stufen als Ersatz für Sprossen, wenn Leitern nicht nur zum Aufstieg, sondern auch als Arbeitsplatz genutzt werden. Außerdem werden die Zugangshöhe über Leitern sowie die Höhe des Standplatzes für Arbeiten auf Leitern auf maximal fünf Meter beschränkt. Ausnahmen sind nur bei sehr seltenem Zugang oder bei Arbeiten in besonders begründeten Ausnahmefällen möglich, zum Beispiel in engen Schächten. Damit sind die verschärften Regeln für alle Branchen und beruflichen Einsatzbereiche relevant. Bei der Neubeschaffung sollten sich Anwender daher explizit nach Leitern umsehen, die den neuen Standards entsprechen und bestehende Leitern mit passendem Zubehör wie Stufenmodulen oder Einhängetritten nachrüsten.
Wie sorgen die Hersteller für Standsicherheit und wann werden Spreizsicherungen für Leitern benötigt?
Munk: Das ist von Leiterart zu Leiterart unterschiedlich: Stehleitern zum Beispiel verfügen schon allein dank ihrer konischen Bauweise über eine gute Standsicherheit, denn sie sind oben schmäler und werden nach unten immer breiter. Für eine korrekte Aufstellung sind bei ihnen Spreizsicherungen erforderlich. Diese verhindern, dass die Leiterschenkel auseinander gleiten können. Spreizsicherungen können Ketten, Gurte, Plattformheber oder einrastbare Gelenke sein. Die Gelenk-Variante ist besonders praktisch, wenn eine Stehleiter in Bereichen aufgestellt werden muss, in denen zum Beispiel ein Querträger genau dort verläuft, wo sich bei Stehleitern sonst eine Kette oder Gurt zwischen den Leiterschenkeln befindet.
Bei Anlegeleitern hat die Verschärfung der DIN EN 131 für mehr Standsicherheit gesorgt. Ist eine Anlegeleiter länger als drei Meter, muss die untere Aufstellfläche breiter ausgeführt sein als die Leiter selbst. Das wird in der Regel mithilfe von Traversen gelöst, die es bei den meisten Herstellern auch als Nachrüstsatz für bereits bestehende Leitern gibt.
Welche Bedeutung hat der Leiterschuh für die Standsicherheit?
Munk: Der Leiterschuh ist immens wichtig. Hier gilt aktuell die 2-Achsen-Neigungstechnik als neuer Benchmark, denn durch diese Flexibilität des Leiterschuhs wird die vollflächige Bodenauflage perfektioniert. Das sorgt für eine maximale Standsicherheit. Auswechselbare Fußplatten mit Verschleißindikator versprechen außerdem Langlebigkeit und bieten zusätzliche Sicherheit, da der Anwender den Grad der Abnutzung erkennt und die Fußplatte rechtzeitig durch eine neue ersetzen kann. Über das Wechselsystem lassen sich die Leiterschuhe auch sehr leicht an unterschiedliche Untergründe, wie zum Beispiel glatte Böden oder Gitterroste, anpassen.
Was muss generell beim Aufstellen von Leitern beachtet werden?
Munk: Eine Leiter muss unbedingt stabil stehen, dafür trägt der Anwender selbst die Verantwortung. Wichtig beim Aufstellen ist deshalb, dass der Untergrund eben, tragfähig, unbeweglich und auch ausreichend groß dimensioniert ist. Gerade im Freien sind die Bedingungen oft nicht ideal, denn der Boden kann ja zum Beispiel uneben oder auch feucht sein. Doch mit dem richtigen Zubehör kann auch hier ein sicherer Stand der Leiter erreicht werden. Wichtig ist dabei, dass immer das jeweils geeignete und zur Leiter passende Zubehör verwendet wird. Holmverlängerungen eignen sich zum Beispiel für Bodenabsätze und Treppen, bei gewachsenem Boden helfen Erdspitzen zur sicheren Verankerung. Auch mit weiterem Zubehör wie Zurrgurten oder Dachrinnenhaltern lassen sich Leitern in besonderen Einsatzbedingungen zusätzlich fixieren. Auch hier gilt natürlich: Der Anwender sollte immer auf die maximale Standsicherheit achten.
Sprosse oder Stufe?
Sprossenleitern haben ein geringeres Gewicht und sind damit insgesamt handlicher sowie preisgünstiger als Stufenleitern. Sie werden häufig verwendet, wenn die Aufenthaltsdauer auf der Leiter kurz ist. Sind ein bequemer Stand und hohe Standsicherheit wichtig, kommt die Stufenleiter zum Einsatz. Und nach den verschärften Anforderungen der TRBS 2121 Teil 2 scheiden Sprossenleitern aus, wenn man die Leiter nicht nur zum Aufstieg, sondern auch als Arbeitsplatz nutzt. Hier ist die Stufenleiter also – bis auf schriftlich begründete Ausnahmefälle – erste Wahl.
Auf welche Verschleißteile muss man besonders achtgeben?
Auch wenn sich die im Fachhandel erworbenen Leitern von Qualitätsherstellern durch eine stabile Konstruktion und ein hohes Maß an Robustheit auszeichnen, kann es gerade beim Transport trotzdem hin und wieder zu Schäden kommen. Auch eine intensive, langjährige Nutzung hinterlässt natürlich ihre Spuren. Gerade Verschleißteile wie Gelenke, Scharniere und Federrollen, aber auch Leiterschuhe und Abhebesicherungen werden je nach Einsatzbereich und Nutzungshäufigkeit stärker beansprucht und sind dann bei entsprechender Abnutzung durch Originalersatzteile zu ersetzen.
Wie wird optimale Trittsicherheit auf Leitern gewährleistet?
Hersteller, die Wert auf Arbeitssicherheit legen, bieten Beläge für Sprossenleitern und Trittauflagen für Stufenleitern an, die unterschiedliche Grade der Rutschhemmung erfüllen. Welcher Belag sich dabei am besten eignet, hängt von der jeweiligen Arbeitsumgebung ab. So gibt es Beläge und Trittauflagen, die sogar den strengen Vorgaben der Bewertungsgruppe R13 entsprechen und somit auch in nassen, staubigen und ölverschmierten Arbeitsbereichen für einen sicheren Tritt und komfortablen Stand auf der Leiter sorgen. Diese sind auch als Nachrüstsätze erhältlich.
Wie oft müssen Leitern eigentlich geprüft werden und worauf kommt es bei der Leiterprüfung an?
Im beruflichen Umfeld muss jede Leiter wiederkehrend detailliert geprüft werden. Empfohlen wird das im Regelfall mindestens einmal im Jahr – und zwar durch eine zur Prüfung befähigte Person mit entsprechender Kompetenz. Das Zertifikat „Zur Prüfung befähigte Person für Leitern und Tritte“ kann bei eintägigen Fortbildungen erworben werden. Bereits in der Bedienungsanleitung einer Leiter müssen die Hersteller alle Bauteile aufführen, die regelmäßig geprüft werden müssen. Die namhaften Qualitätshersteller stellen außerdem als Service Kontrollblätter für die Leiterprüfungen zur Verfügung – auch zum Download.
Günzburger Steigtechnik GmbH, Günzburg
„Werden Leitern beruflich genutzt, kommen die Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und die verschärften Anforderungen der TRBS 2121 Teil 2 zum Tragen.“