Ein reibungsloses Funktionieren der Anlagen ist in Chemie und Pharma für die Wertschöpfung und Kostenstruktur ausschlaggebend. Studien beziffern die Kosten für eine Stunde Anlagenstillstand auf 480 000 bis 4,8 Mio. Euro. Dabei könnten sowohl Stillstandzeiten als auch Kosten pro Stunde stark reduziert werden. Die Conmoto Consulting Group GmbH errechnete allein für die europäische Chemie- und Pharmaindustrie aus, dass jährlich 14,5 Mrd. Euro durch technische und organisatorische Maßnahmen in der Instandhaltung vermeidbar wären (Stand 2014). Dabei spielen zwar Konzepte der vorausschauenden Instandhaltung und Total Productive Maintenance (TPM) eine entscheidende Rolle. Wie das Münchner Beratungsunternehmen jedoch ergänzt, sind diese bei Weitem nicht die einzigen relevanten Hebel.
Kostenfaktor Auftragsabwicklung
Chemie- und Pharmaunternehmen sollten sich demnach auch auf die Auftragsabwicklung und Arbeitsvorbereitung der Instandhaltung sowie das Fremdfirmenmanagement fokussieren. Beide Arbeitsfelder sind im Gegensatz zur vorausschauenden Instandhaltung kurz- bis mittelfristig umsetzbar. Gleichzeitig zeigen sie einen hohen Mehrwert in Bezug auf die Kosten-Nutzen-Ratio. Ziel ist dabei, die Reparaturdurchlaufzeit zu minimieren, Fehlerquoten bei verstärktem Fachkräftemangel zu reduzieren und damit die Gesamtanlageneffektivität zu erhöhen.
Gerade in der Chemie- und Pharmaindustrie sind die organisatorischen Anforderungen an die Instandhaltung bekanntermaßen besonders hoch. Batch- und Konti-Anlagen laufen in der Regel rund um die Uhr. Auf eine vorbeugende Wartung wird häufig verzichtet. Dementsprechend wird die Anlage erst im Troubleshooting-Modus gewartet, wenn sie aufgrund eines erheblichen Fehlers ausfällt. Dann muss es schnell gehen und die Analyse, Reparatur und Neueinstellung zügig ablaufen. Für die Instandhaltung wird diese Aufgabe schnell zu einem Projekt, bei dem der sprichwörtliche Elefant durch das Nadelöhr gepresst werden muss. Denn typischerweise finden sich in der Chemieindustrie maßgeschneiderte und gefahrgeneigte Prozesse sowie nicht standardisiertes Produktionsequipment. Eine schnelle Auftragsabwicklung bedarf also entweder sehr erfahrener Instandhaltungsmitarbeiter oder einer Auftragsabwicklungs-Infrastruktur, die einen schnellen Zugriff auf alle relevanten Informationen erlaubt – unabhängig vom jeweiligen Mitarbeiter. Bei dem seit Jahren akuten Fachkräftemangel wird Letzteres zum entscheidenden Faktor. Und die Digitalisierung schafft beste Voraussetzungen, um diese Herausforderung zu meistern.
Mobile Instandhaltungssoftware
Mittlerweile sind bei vielen internen wie externen Instandhaltungsdienstleistern Tablet-PC-Systeme im Einsatz. Über diese steuern Instandhaltungsmitarbeiter neben gängigen Office-Aufgaben auch die Parametrisierung, Anlagenprogrammierung und Sensorik an. Sie bieten zudem die Möglichkeit, die komplette Durchführung, Dokumentation und Warenwirtschaft der Instandhaltungsaufträge abzuwickeln und mit der Leitung zu koordinieren.
Über die mobile Instandhaltungssoftware mobile field report (kurz mfr) können Instandhaltungsmitarbeiter beispielsweise alle Informationen zu einem Auftrag und den betroffenen Anlagen abrufen. Weiterhin können sie die durchgeführten Arbeiten und Verbräuche komplett dokumentieren. Die mobile Softwarelösung läuft gesichert in der Cloud und ist damit immer mit den Instandhaltungskoordinatoren synchronisiert. Diese können auf der Planungsoberfläche am Desktop-PC sowohl die gesamte Einsatzplanung bezüglich Verfügbarkeit und Fähigkeiten koordinieren, als auch relevante Informationen hinterlegen. Der jeweilige Instandhaltungsmitarbeiter kann über sein mobiles Gerät sofort auf die anlagen- und prozessspezifische Dokumentation zugreifen und notwendiges Material abrufen.
Nicht nur, aber insbesondere beim Troubleshooting wird die Dokumentation des Anlagenzustandes und der Arbeiten relevant. Denn nicht selten zeigt sich in solchen Fällen erst vor Ort, was konkret an der Anlage beschädigt ist. Über die mobile Instandhaltungssoftware können dann Fotos und Notizen im Auftrag hinterlegt sowie die Arbeiten protokolliert werden. Über die Funktion der mobilen Lagerhaltung können die Mitarbeiter zusätzlich notwendige Ersatzteile oder Materialen notieren, im Lager auf Verfügbarkeit prüfen oder direkt für den Einkauf als Bestellung hinterlegen.
Mobiles Wissensmanagement
Ein entscheidender Vorteil einer solchen digitalen, mobilen Lösung ist zudem, dass sich Informationen zu maßgeschneiderten Prozessen und Anlagen direkt im Auftrag hinterlegen lassen. Die Instandhaltungsmitarbeiter müssen damit weder zwangsläufig über jahrzehntelange Erfahrung besitzen, noch einen Hubwagen mit 50 Aktenordnern voller Anlagendokumentation mit sich führen.
Stattdessen kann das spezifische Wissen entweder in Form digitaler Files durchsuchbar gemacht werden oder mittels synchronisierter Checklisten als direkte Anleitung auf dem mobilen Endgerät bereitgestellt werden. Die Files sind für die Instandhaltungsmitarbeiter auch im Offline-Modus verfügbar. Das reduziert Fehlerquoten und beschleunigt neben Entscheidungsprozessen auch die Auftragsabwicklung.
Zugleich erlaubt die digitale, papierlose Dokumentation der Wartungsarbeiten eine einfache Auswertung, Aufbereitung der Informationen für statistische Analysen und Identifizierung von Best Practices. Da bei jedem Auftrag in Echtzeit die Arbeitszeit getrackt wird, können Best Practices auch in Bezug auf die Kosten-Nutzen-Rechnung bewertet und der kontinuierliche Verbesserungsprozess vorangetrieben werden.
Mitarbeitergenaues Tracking
Das betrifft nicht zuletzt auch das auftrags- und mitarbeitergenaue Tracking der Verbräuche. Lagerentnahmen scannt der Mitarbeiter mit seiner mfr-App direkt auf den jeweiligen Auftrag. Überschüssiges Material bringt er wieder ins Lager und lässt es dort von seinem Bestand zurückbuchen. Damit kann das Controlling den Verbrauch sowohl den Aufträgen als auch den Mitarbeitern zuordnen. Letzteres unterstützt nicht nur
bei der Vermeidung von Fehlbeständen,
sondern auch bei der Prozessoptimierung und Suche nach vermissten Werkzeugen.
Aufgrund der Cloud-basierten Anwendung von mfr können auch externe Dienstleister ohne Weiteres in das Verwaltungssystem integriert werden. Chemie- und Pharmaunternehmen können so mittels mobiler Instandhaltungssoftware ihre Instandhaltungsprozesse weiter optimieren und die Wertschöpfung in der Produktion steigern.
Simplias GmbH, Leipzig