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Der Gedanke an den Worst Case lässt erschaudern: Würde in einem unter Druck stehenden Dampf- oder Wasserkreislauf eine Armatur bersten, wären die Folgen für Personen im Umfeld fatal. Die Bremer Gestra, Hersteller von Industriearmaturen, wärmetechnischen Apparaten und Behältern, legt seit jeher größten Wert auf Qualität und Sicherheit. Ob Rückschlagventile, Kondensat-Ableiter, Sicherheits- oder Absperrventile: Keine Armatur verlässt das Werk, ohne zuvor auf Dichtigkeit und Festigkeit geprüft worden zu sein. Das Unternehmen will ganz sichergehen, dass weder ein Haarriss noch ein nicht exakt sitzender Dichtring zu einem unkontrollierten Austritt von Dampf oder Wasser führt.
Stempel drauf: dicht und fest!
Gestra verlässt sich dabei auf Teststände von ATG. ATG plant und baut kundenspezifische Anlagen und Sondermaschinen, inklusive industrielle Steuerungs- und Softwarelösungen, Prozessvisualisierung sowie -kommunikation. Ein Standbein sind Dichtheits- bzw. Festigkeitsprüfanlagen für Armaturen und Fittings mit unterschiedlichen Prüfverfahren, PC-basierter Auswertung sowie der Erstellung von Prüfzertifikaten. Die Prüfstände können pneumatisch Drücke bis 110 bar, wasserhydraulisch sogar bis 1250 bar erzeugen. Je nach Dichtheitsklasse müssen Armaturen unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Oberste Priorität für Gestra hat die Sicherheit ihrer Produkte im industriellen Einsatz. Bei derart hohen Drücken muss auch gewährleistet sein, dass der Teststand selber sicher ist, um den Bediener keinen unzumutbar hohen Risiken bei den erforderlichen Arbeitsschritten auszusetzen.
Intelligentes Sicherheitsmanagement
Bei der im September 2014 von Gestra vergebenen Beauftragung einer neuen bzw. Retrofits dreier vorhandener Prüfanlagen stand die Integration einer modernen, leistungsfähigen Sicherheitslösung im Mittelpunkt. Zentrale Aufgabe: den maximalen Wasserdruck zu überwachen, da es sonst zu einem unkontrollierten Bersten der Prüflinge in Anwesenheit des Bedienpersonals kommen könnte. Darüber hinaus gab es komplexe Anforderungen an ein automatisiertes Sicherheitsmanagement. Denn aufgrund des geforderten hohen Sicherheitsniveaus mussten die Prüfeinrichtungen mit redundanten, analogen Drucksensoren ausgestattet werden. Neben digitalen Signalen sollte die Sicherheitssteuerung auch analoge verarbeiten können. Gleichzeitig galt es, die Anforderungen gemäß DIN EN 12266 (Prüfung von Industriearmaturen) zu erfüllen.
PSS 4000 erfüllt alle Anforderungen
„Wir haben einiges an Recherche betrieben, um eine leistungsfähige Lösung für die anstehende Aufgabe zu finden. Im Ergebnis erwies sich tatsächlich nur das Automatisierungssystem PSS 4000 von Pilz als geeignet, unseren Anforderungen gerecht zu werden“, sagt Ulrich Keil, Geschäftsführer von ATG. „Es errechnet nach DIN EN 12266 die variablen Grenzwerte, speichert diese ab und ermittelt damit, welcher Prüfdruck bei 90 % Maximalleistung anliegen muss.“
Eine zu prüfende Armatur wird zunächst per Kran in den Prüfstand gehoben und dort über ein Hydrauliksystem in eine entsprechende Aufnahmevorrichtung gespannt. Der Prüfling muss 15 s lang einem 10 % über dem regulären Betriebsdruck liegenden Prüfdruck standhalten. Der Bediener beobachtet das Verfahren durch die geschlossene, durchschlagsichere Polycarbonat-Scheibe. Türen, die sich öffnen lassen, sind mit Zuhaltungen versehen, die erst dann freigegeben werden, wenn der Druck auf ein definiertes Niveau abgesenkt wurde. Bei Betätigung der installierten Not-Halt-Taster schaltet zunächst der Prüfdruck, dann die Hydraulik ab; soweit es sich um Automatisierungsaufgaben im Bereich der Sicherheitstechnik handelt.
Im Anschluss an diese Prozedur steht eine Sichtprüfung unter Betriebsdruck an. Hier muss der Prüfer bei geöffneter Schutzumhausung quasi auf Tuchfühlung mit der Armatur gehen und diese auf sichtbare Leckagen untersuchen. Dabei ist eine sichere Überwachung des Grenzdrucks zu gewährleisten. Übersteigt der Druck den ermittelten Grenzwert, muss die Pumpe sofort abschalten. „Das Besondere am PSS 4000 ist, dass es fehlersichere Prüfgrenzen während des Prüfverlaufs rechnerisch ermitteln und dynamisch anpassen kann“, betont Keil. Als zentrale Überwachungseinheit ist eine Steuerung PSS universal PLC mit sicheren digitalen und analogen Eingangsmodulen für die redundanten Druckmesssensoren mit ihren analogen Signalen im Einsatz.
Das Automatisierungssystem PSS 4000 überzeugt damit, dass sämtliche Komponenten für ein optimales Zusammenspiel von Hardware- und Software, Netzwerkgeräten und dem Echtzeit-Ethernet ausgelegt sind. Weil Steuerungsfunktionen in die Peripherie verlagert werden, lassen sich mit dem System Projekte flexibel und leicht realisieren. Anstatt einer zentralen Steuerung steht ein modulares Anwenderprogramm in einem zentralen Projekt mit einfachem und einheitlichem Handling zur Verfügung. Konfiguration und Programmierung gehen mit der Software-Plattform PAS 4000 schnell und intuitiv von der Hand. Die Werkzeuge für Projektierung, Programmierung, Inbetriebnahme und Betrieb sind eng aufeinander abgestimmt.
Suchwort: cav0318pilz
Halle 9, Stand D17
PSS 4000: Vielfältig einsetzbar
Das Automatisierungssystem PSS 4000 ist vielfältig einsetzbar. Neben dem klassischen Maschinen- und Anlagenbau ist es in Seilbahnen, der Chemieindustrie und auch in Großprojekten wie der Automatisierung von Brücken- und Schleusenanlagen im Einsatz. Ebenso lassen sich aufwendige und komplexe Bühnentechnik oder Pipelines mit PSS 4000 sicher automatisieren. Bei der Wahl des Systems spielte häufig die einfache Installation, die flexible Programmierung mit unterschiedlichen Editoren und die Tatsache, dass die Software unabhängig der Hardware erstellt werden kann, eine ausschlaggebende Rolle. Zudem standen mögliche Anlagenerweiterungen und damit eine sehr hohe Flexibilität bei vielen Applikationen im Fokus.