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Schutzmaßnahmen für die Hände

A+A 2011 zeigt Lösungen für unterschiedlichste Einsatzzwecke
Schutzmaßnahmen für die Hände

Schutzmaßnahmen für die Hände
Schutzhandschuh-Innovationen bei der A+A
„Das hab’ ich fest im Griff“ ist eine Aussage, die heute vor allem im übertragenen Sinne gebraucht wird. Aber sie zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass einem die Dinge nicht entgleiten. Leider verlieren Menschen bei gefährlichen Arbeiten den Halt immer wieder und es passieren Unfälle. Verletzungen an der Hand gehören mit deutlich über 30 % zu den häufigsten, die bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) registriert werden.

Die Autorin: Kirsten Rein Textil-Fachjournalistin, Frankfurt am Main

Im übrigen Europa sieht es genauso aus. Um sich vor solchen Unfällen zu schützen, ist es wichtig, mit den richtigen Handschuhen zu arbeiten. Welcher Handschuh für welche Anforderungen der passende ist, sollte der Betriebsleiter oder der Sicherheitsbeauftragte eines Unternehmens zusammen mit den Beschäftigten herausfinden. Einen kompletten Marktüberblick über aktuelle Produkttrends und Handschutzlösungen für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke bietet vom 18. bis 21. Oktober die A+A 2011 in Düsseldorf, die mit etwa 1500 Ausstellern aus 60 Nationen und zuletzt mehr als 55.000 Fachbesuchern international führende Fachmesse für persönlichen Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
Die BGR 195 regelt als Vorschrift der Berufsgenossenschaften die Auswahl und Benutzung von Schutzhandschuhen. Gemäß dieser Vorschrift obliegt es dem Arbeitgeber, vor dem Einsatz eine Gefährdungsanalyse des Arbeitsplatzes durchzuführen. Sie muss Art und Umfang der Risiken, Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Risiken für den Arbeitnehmer beinhalten. Die eingesetzten Schutzhandschuhe müssen einerseits optimalen Schutz bieten, andererseits dürfen Tragekomfort, Tastgefühl und Greifvermögen nicht eingeschränkt sein. Der Arbeitgeber hat eine Betriebsanweisung zu erstellen, die u. a. die Ausführung der Handschuhe, Tragedauer, Einsatzmöglichkeiten, Art und Weise der Lagerung und Reinigung sowie Gebrauchseinschränkungen enthält. Zusätzlich muss er seine Mitarbeiter anhand der Betriebsanweisung mindestens einmal jährlich über die Charakteristika und den Umgang mit den Handschuhen unterweisen bzw. unterweisen lassen.
Der mechanische Handschutz
Ein Rundgang über die A+A 2011 wird wieder einmal eindrucksvoll bestätigen: Die Palette an Schutzhandschuhen ist enorm groß – vom Einmalhandschuh der Kategorie I für Labore bis zum Hitze- und Schnittschutz-Handschuh der Kategorie III bei Risiken, die bleibende gesundheitliche Schäden verursachen können. Es gibt Unternehmen wie Ansell Health Care Europe mit Sitz in Brüssel, die für praktisch alle Einsatzbereiche entsprechenden Handschutz herstellen. Andere wie Mapa in Zeven oder Comasec in Neuenkirchen sind breit aufgestellt, haben ihren Ursprung aber im Chemikalienschutz. August Penkert (Mülheim an der Ruhr) steht exemplarisch für Lederhandschuhe.
In der Metall- und Glasverarbeitung, im Transportwesen, Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilindustrie geht es insbesondere um wirksamen Schutz vor Schnitt-, Schürf- und Stichwunden bei gleichzeitig gutem Griff für Arbeiten mit trockenen, aber auch nassen Gegenständen. Der Schutz gegen mechanische Risiken ist durch die EN 388 geregelt. Er wird in Form von Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Weiterreißfestigkeit und Durchstichfestigkeit, die mit den Leistungsstufen 1 bis 4 (bzw. bis 5 für Schnittfestigkeit) angegeben. Je höher die Leistungsstufe, desto größer der Schutz vor den jeweiligen Gefährdungen.
Aus dem Hause W+R Seiz Gloves (Metzingen) kommt der Montagehandschuh Red Mamba mit schwarzer Innenhandbeschichtung. Besonderheiten dieses Fünffingerhandschuhs sind seine hohe Abriebfestigkeit (Leistungsstufe 4) und die gute Passform. Die Beschichtung gewährleistet hohe Griffsicherheit bei nassen und öligen Gegenständen.
Um die Griffsicherheit zu verbessern, hat die Profas (Schutzhandschuhspezialist der Uvex Savety Group), eine neue Beschichtungstechnologie entwickelt, die beim Profi Ergo XG 20 A für mechanische Risiken sowie beim Rubiflex S XG 35 B und XG 27 B für chemische Risiken zum Einsatz kommt. Die verbesserte Griffsicherheit wird durch einen Mehrschichtenaufbau auf Basis eines komfortablen Baumwollliners erreicht. Die Nitrilbeschichtung wird mit einer dichten, mit Mikrokanälen durchzogenen Spezialbeschichtung kombiniert. Diese Mikrokanäle nehmen die Flüssigkeit auf und sorgen so für einen sicheren, trockenen Griff. „Ziel der Technologie ist, unter Beibehaltung der bestehenden Produktvorteile eine Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz durch außergewöhnliche Griffeigenschaften bei Öl und Nässe zu bieten“, so Geschäftsführer Franz Keller.
Chemikalienschutzhandschuhe
Diese Handschuhe bieten Schutz vor Spritzern oder beim Eintauchen der Hände in Chemikalien und Flüssigkeiten so wie es in Branchen wie Chemie, Pharmazie, Wartung, Automotive oder Bauwesen nötig ist. Die EN 374 beschreibt den Schutz gegen chemische und bakteriologische Risiken. Bei Chemikalienschutzhandschuhe wird zwischen vollwertigen und einfachen Handschuhen unterschieden. Ein vollwertiger Chemikalienhandschuh muss bei mindestens drei Prüfchemikalien ein Permeationslevel von 2 aufweisen. Permeation heißt die molekulare Durchdringung, Penetration die makroskopische Durchdringung – also ein Riss oder ein Loch. Einfacher Chemikalienschutz bedeutet, dass Handschuhe wasserdicht sind und einen geringen Schutz gegen chemische Gefahren bieten. Außerdem wird noch die Quellung geregelt.
Für die Auswahl von Chemikalienschutzhandschuhen gibt es für Unternehmen und Betriebe beispielsweise Unterstützung vom IFA, dem Institut für Arbeitssicherheit der DGUV, aber auch viele Handschuhhersteller bieten Hilfe dabei an. Über die Farbcode-Tabelle kann bei A+A-Aussteller Mapa eingesehen werden, welches Material verarbeitet ist, wo seine Stärken und Anwendungsbereiche liegen. Bei Ansell dienen eine Chemikalientabelle sowie eine Tabelle mit den Angaben der Durchbruchzeiten pro Produkt gemäß EN374 für einen hohen und spezifischen Chemikalienschutz als Entscheidungshilfe. Die Such- und Auswahlkriterien basieren auf den Schutz- und Leistungsanforderungen der Einsatzbereiche.
Die Profas hat im vergangenen Jahr eine Online-Chemikalienbank für Schutzhandschuhe im Umgang mit Gefahrenstoffen, das Glove Expert System, eingeführt. Mit dieser Serviceleistung können Nutzer sich individuelle Permeationslisten erstellen und eine Zuordnung von Gefahrenstoffen und Schutzhandschuhen vornehmen.
A+A-Aussteller Comasec vereint bei seinen zwei jüngsten Produkten höchsten Tragekomfort mit effektivem Schutz vor Chemikalien. Für Anwendungen etwa in der Chemie-, Fahrzeug-, Druck- oder Erdölbranche eignet sich der robuste Comfort Z51G auf Nitril-Basis. Dieser Handschuh der Kategorie CE III für irreversible Risiken sorgt zudem über seine bis zum Ellenbogen reichende Stulpe für noch mehr Schutz. Das Schwesterprodukt Comfort G26G bietet dem Träger besondere Flexibilität sowie Fingerbeweglichkeit und eignet sich für die Lebensmittelverarbeitung, agrochemische, chemische Industrie und Automobilbranche.
Ein anderes Beispiel für Chemikalien-Schutzhandschuhe ist die Nitrilhandschuhserie Sol-Vex von Ansell. Sie erzielt optimale Ergebnisse in trockenen und nassen Arbeitsbereichen, in denen hoher Chemikalienschutz entscheidend ist und hohe Abriebfestigkeit verlangt wird. Das Innenfutter aus Baumwollvelours bietet in Verbindung mit der Flexibilität und Beweglichkeit des Nitrilkautschuks einen außergewöhnlichen Tragekomfort.
Handschuhe für den Produktschutz
Handschuhe zum Produktschutz sind abgestimmt auf Arbeitsbereiche wie Labors und Reinräume im Pharmazie- und Elektroniksektor, Lebensmittelverarbeitung und Servicemärkte. Da gibt es dünne, leichte Versionen, aber auch Modelle, die gleichzeitig noch von anderen Risiken schützen wie der Aerostar von Comasec. Dieser Handschuh mit Strickbund wird in den Größen 5.5 bis 9/10 angeboten, er ist nahtlos gestrickt und sehr abriebbeständig. Er eignet sich für Arbeiten, die hohes Feingefühl erfordern, zur Qualitätskontrolle und für die elektronische Industrie.
Ein gutes Leistungsprofil bietet auch der Mapa Sensitron 515 aus flexiblem Naturlatex. Er zeichnet sich durch guten Produktschutz, hohen Tragekomfort und gutes Tastempfinden aus. Dank der ergonomischen Passform ermüdet die Hand kaum. Der Schutzhandschuh ist flüssigkeitsdicht und bietet Schutz vor Chemikalienspritzern. Die Haupteinsatzgebiete liegen in der Chipmontage, CD-Produktion, Montage medizinischer Geräte und Produktion von Medikamenten von Pharmazeutika und der Herstellung medizinischer Geräte.
Gesundheitsgefährdende Stoffe in Handschuhen
Immer mal wieder ist zu hören, Handschuhe enthielten gesundheitsschädliche Stoffe, die Allergien verursachten. Die European Chemical Agency (ECHA), Agentur der Europäischen Union, deren Aufgabe es ist, die Lebensqualität durch die Gewährleistung der sichereren Anwendung chemischer Stoffe und Innovationen zu fördern, sorgt über die REACH-Liste dafür, dass die gesamte Industrie in Europa verantwortungsvoller mit den Risiken umgeht, die Chemikalien für Gesundheit und Umwelt bedeuten können. Die neuen Prüfkriterien des Öko-Tex-Zertifikats schließen alle textilrelevanten Substanzen der ECHA-Kandidatenliste mit besonders besorgniserregenden Stoffen ein – inklusive der im Dezember 2010 im Rahmen der REACH-Gesetzgebung ergänzten Chemikalien. Außerdem wird auf jedem Öko-Tex-Zertifikat bestätigt, dass die zertifizierten Artikel die geltenden Anforderungen des Anhangs XVII der REACH-Verordnung bezüglich beschränkter Substanzen wie Azo-Farbstoffen oder Nickel erfüllen.
Um Allergien und Krankheit durch Chemikalien und allergieauslösende Stoffe zu vermeiden, werden Handschuhe aus Materialien angeboten, die bestmöglich schützen, angenehm zu tragen sind und keine solche Stoffe aufweisen. Alle Produkte von Ansell beispielsweise erfüllen vollständig die gesetzlichen Anforderungen der Verordnung 1907/2006/EG zur Registrierung, Bewertung Zulassung und Beschränkung von Chemikalien (REACH-Verordnung).
Die Profas hat alle trikotierten Schutzhandschuhe der Serien Profi, Contact, Rubipor, Helix, Protector, Rubiflex, Rubiflex S, Profatrol und Profagrip nach den Prüfkriterien der Produktklasse II des Öko-Tex Standard 100 zertifizieren lassen.
Oder die Produktreihe „Puretough P“ von Comasec: „Sie verfügt über eine PU-Beschichtung auf Wasser- und nicht auf Lösemittelbasis“, sagt Dr. Michael Bungert von Comasec. Die Handschuhe dieser Produktreihe sind frei von DMF, Formaldehyd, Silikon, Phthalaten (Weichmachern) und Azofarbstoff. Sie werden in der EU hergestellt und sind je nach Modell sogar mit Schnittschutzlevel 5, Abrieb- und Reißfestigkeit 4 (Puretough P5000) bei höchster Fingerbeweglichkeit erhältlich.
Seiz (Metzingen) verzichtet bei der PVC-Benoppung seiner Strickhandschuhe für Industrie, Handel und Logistikunternehmen auf den gesundheitsgefährdenden Weichmacher DEHP, der auf in der REACH-Liste aufgeführt ist. Diese Schutzhandschuhe sind ebenfalls mit dem Öko-Tex-100-Standard zertifiziert.
Möglichst hoher Tragekomfort und Schutz
Meist bedeutet hoher Schutz eingeschränkter Tragekomfort. Das gilt besonders für beschichtete Handschuhe, wenn mit Flüssigkeiten und/oder Chemikalien gearbeitet wird, aber auch bei Handschuhen gegen mechanische Risiken. In der Praxis muss darauf geachtet werden, dass Handschutzlösungen nicht zu dick, unflexibel oder nicht feinfühlig genug zu tragen sind.
Laut BGR 195 beeinflussen aber auch die Handschuhgröße und die Fähigkeit, den an den Händen entstandenen Schweiß aufzunehmen und abzuführen, den Tragekomfort. Je komfortabler Handschuhe sind, desto lieber werden sie getragen, und nur so können mögliche Unfälle auch wirklich vermieden werden. Denn zum menschlichen Schicksal einer womöglich ernsthaften und irreversiblen Verletzung, kommen die Ausfallstunden oder -tage im Betrieb, die sehr teuer werden können.
Informationen zur A+A 2011, zu Ausstellern und ihren Produkten (z. B. im Bereich Handschutz) sind online abrufbar unter:
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