Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet Turck trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage in seinen Kernmärkten Maschinenbau und Automobilindustrie einen konsolidierten Gesamtumsatz, der mit rund 640 Mio. Euro nahezu auf Vorjahresniveau liegt. Das entspricht im Vergleich zum Ergebnis des Jahres 2018 von 660 Mio. Euro einem leichten Rückgang von rund drei Prozent. „Nachdem Turck die letzten beiden Jahre jeweils mit einem zweistelligen Wachstum abschließen konnte, werden wir unsere gesteckten Ziele für 2019 nicht ganz erreichen können“, sagte Turck-Geschäftsführer Christian Wolf anlässlich der Jahrespressekonferenz in Mülheim an der Ruhr.
Klassiker verlieren, RFID boomt
Doch es ist nicht alles schlecht: Während das Unternehmen in einigen Bereichen wie der Fluidsensorik, der Interfacetechnik und der Feldbustechnik Rückgänge über 5 % hinnehmen musste, entwickelte sich der Bereich RFID mit 23 % Plus äußerst positiv. Das nächste Jahr sieht Wolf recht positiv. Er kalkuliert mit einer Steigerung des konsolidierten Gruppenumsatzes um bis zu 5 % auf 670 Mio. Euro, wobei er große Hoffnung in die Prozessindustrie setzt.
Optimierung der Lieferkette
Vor allem zwei Dinge stehen auf Wolfs Agenda für 2020: die weitere Umsetzung der Unternehmensstrategie 2020+ sowie die Optimierung der globalen Supply Chain. „Wir haben auch in diesem Jahr wieder viel in den Wechsel vom Komponentenanbieter hin zum Lösungsanbieter investiert“, erklärt Wolf. So deckt Turck in einigen Bereichen mittlerweile die komplette Kette vom Sensor bis in die Cloud ab.
Bereits im Sommer kündigte Turck Veränderungen im Bereich Produktion an. Mit einem neuen Produktionsstandort in Polen bedient Turck ab 2020 direkt den europäischen Markt und die Erweiterung der Produktion im chinesischen Tianjin soll die Wettbewerbsfähigkeit in Asien steigern. „Vor allem wollen wir durch die neuen Produktionsstandorte den transkontinentalen Warenverkehr innerhalb der Turck-Gruppe reduzieren und die Liefergeschwindigkeit in den einzelnen Märkten deutlich erhöhen“, ergänzt Wolf.
Gröbner neuer Geschäftsführer
Für die Umsetzung der Produktionsoptimierung hat sich Turck ab 1. Dezember 2019 mit Michael Gröbner weitere Expertise ins Haus geholt. Als Geschäftsführer der Werner Turck GmbH & Co. KG übernimmt der 44-Jährige gleichzeitig auch die Geschäftsführung für das Ressort Produktion und Entwicklung in der Turck Holding GmbH. Gröbner verfügt über langjährige Produktions- und Managementerfahrung in internationalen Unternehmen, zuletzt als Geschäftsführer der Norgren GmbH.
Einstieg in Radartechnologie
Wolf gab außerdem einen weiteren Schritt auf Turcks Weg zur „Digital Automation Company“ bekannt: Das Unternehmen beteiligt sich mit einem Minderheitsanteil am Duisburger Spezialisten für Radarmesstechnik und Industrieautomation Asinco. Damit sichert sich Turck nicht nur die F&E-Kompetenz zu messenden Radarsensoren, sondern auch das Know-how im Softwarebereich, das vor allem für künftige Projekte im Bereich Smart Sensors relevant ist. Neben der flexiblen Entwicklungsressource profitiert Turck von den tiefgreifenden Kenntnissen der Asinco-Mitarbeiter in Regelungs- und Steuerungstechnik, Künstlicher Intelligenz und Firmware. Asinco wiederum profitiert von Turcks Hardware- und Branchen-Know-how sowie dem globalen Produktions-, Marketing- und Vertriebsnetzwerk.
„Im Zeichen von Industrie 4.0 wandelt sich Turck vom Produkt- zum Systemanbieter, sodass IT- und Software-Know-how zunehmend zu einer Schlüsselressource wird“, kommentiert Wolf das Engagement.
Asinco wurde 2012 von Prof. Dr.-Ing. Mohieddine Jelali gegründet, gemeinsam mit Dr.-Ing. Dirk Zander aufgebaut und beschäftigt heute mehr als 30 Mitarbeiter. Das Unternehmen konzipiert und vermarktet nicht nur marktführende Regelungssysteme für Walzwerke, sondern hat auch eine Radarmesstechnologie auf Basis von 120 GHz zur Positionserkennung sowie zur Abstand- und Füllstandmessung entwickelt.
Kompakte Interfacetechnik
Eines der Produkte, von denen sich Turck im Bereich Prozesstechnik für 2020 einiges erhofft, ist der kompakte Ex-Trenner IMXK. Mit der einkanaligen IMXK-Reihe für Schaltkästen mit geringer Tiefe erweitert Turck sein Interface-Portfolio. Mit nur 77 mm Tiefe ist die IMXK-Reihe 35 % kürzer als klassische Interfacegeräte neuester Bauart. Als zugehörige Betriebsmittel sind die IMXK zum Anschluss von eigensicheren Feldgeräten bis in Zone 0 geeignet. Die IMXK selbst können in Ex-geeigneten Gehäusen in der Zone 2 montiert werden. Darüber hinaus sind alle Varianten in funktional sicheren Kreisen bis SIL2 einsetzbar. Zum Start sind vier Varianten verfügbar: Trennschaltverstärker für digitale Eingangssignale (IMXK12-DI), Ventilsteuerbausteine für digitale Ausgangssignale (IMXK12-DO) sowie Messumformer-Speisetrenner für analoge Eingangssignale (IMXK12-AI) und Trenner für analoge Ausganssignale (IMXK12-AO).
Zur Kompensation von Spannungsschwankungen und zum Betrieb mit 12-V-Bordnetzspannung werden die Geräte mit 10…30 V(DC) versorgt. Der weite Einsatztemperaturbereich von -25 bis +70 °C erlaubt den Einsatz auch in der Nähe von Maschinen und Motoren, wo häufig höhere Temperaturen herrschen.
Strömungssensor mit IO-Link
Ebenfalls für die Prozesstechnik konzipiert wurde der Strömungssensor FS+. Der robuste Sensor verfügt über ein widerstandsfähiges Edelstahlgehäuse samt einteiliger, transluzenter Frontkappe und wird wie ein Smartphone über abnutzungsfreie Touchpads bedient. Zusätzlich zur Strömung kann der FS+ dauerhaft die Medientemperatur messen. Dabei ist es unerheblich, wie der Fühler in der Rohrleitung ausgerichtet ist. Auf dem zweifarbigen 11-Segment-LED-Band lassen sich wahlweise Strömungs- oder Temperaturwerte darstellen. Optimale Lesbarkeit garantiert die Möglichkeit, Sensorgehäuse und Display auch nach der Montage frei um 340° zu drehen.
Zur schnellen Inbetriebnahme bietet der FS+ eine automatische Erkennung von PNP/NPN-Signalen. Zudem können Anwender per Quick-Teach in nur wenigen Sekunden einen Schaltpunkt setzen. Dank der Delta-Flow-Überwachung werden sämtliche Teach-Funktionen erst bei konstanter Strömung freigeschaltet und somit potenzielle Fehlerquellen beseitigt. Beständige Werkstoffe und das durchgängige Dichtkonzept des Sensors ermöglichen die Schutzarten IP6K6K, IP6K7 und IP6K9K. Damit kann der FS+ in rauen Umgebungen verwendet werden und zum Beispiel Kühlkreisläufe oder Reinigungsvorgänge zuverlässig überwachen.
Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim a. d. Ruhr
Dr. Bernd Rademacher
Redakteur