Seit Januar 2015 gilt in Deutschland die neue VDI 2047 Blatt 2. Diese Richtlinie definiert die Anforderungen an Hygiene und Überwachung von offenen Kühlkreisläufen. Viele Kühlturmbetreiber bewegt seitdem die Frage, was diese Anforderungen im Einzelnen vorschreiben, wie sie in die Praxis umgesetzt und mit welchen technischen und betrieblichen Voraussetzungen die Anforderungen dauerhaft erfüllt werden.
Die Hauptverantwortung bei der Umsetzung der VDI-Richtlinie 2047 trägt der Betreiber von Verdunstungskühlanlagen. Das bedeutet, er muss sich die Kompetenz und die Mittel aneignen, um für den einwandfreien Betrieb der offenen Kühlkreisläufe zu sorgen. So müsse sichergestellt werden, dass von der Abluft mitgerissene Tröpfchen keine schädlichen Mikroorganismen wie etwa Legionellen, Bakterien, Algen, Protozoen oder Schimmelpilze enthalten. Ohne geeignete Maßnahmen zur Kontrolle von mikrobiellem Wachstum im Kühlwasser steigt das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung von Personal und dritten Personen im Umfeld der Kühlanlage. Der VDI verweist auf Hochrechnungen von 2011, denen zufolge in Deutschland jährlich 15 000 bis 30 000 Menschen eine Legionellenpneumonie entwickeln. Die Erkrankung wird aufgrund eines grippeähnlichen Verlaufs oft nicht als solche erkannt. Allerdings kann eine Infektion im Extremfall auch tödlich ausgehen, wie zuletzt die Ausbrüche 2010 in Ulm und 2013 in Warstein verdeutlicht haben. In beiden Fällen wurden Kühlsysteme als eine Infektionsquelle ausgemacht. Auch aus diesem Anlass spezifiziert die im Januar 2015 veröffentlichte VDI-Richtlinie 2047 Blatt 2 die Anforderungen an einen hygienegerechten Betrieb von Kühltürmen.
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Gefährdungs- und Risikobeurteilung
Nach VDI 2047-2 ist zunächst eine Gefährdungs- und Risikobeurteilung vorzunehmen. Dazu gehört eine vollständige Dokumentation des Systems, seines Betriebs einschließlich der eingesetzten Wirkstoffe und aller eventuellen Änderungen. Geregelt sind in der Norm die relevanten Grenzwerte hinsichtlich der Koloniezahlen von Pseudomonas aeruginosa und Legionella spp. Breiten Raum nehmen außerdem die Hygieneanforderungen an die Konstruktion und die verwendeten Materialien sowie implementierte Kontrollroutinen ein. Mängel, die festgestellt werden, müssen dokumentiert und entsprechende Maßnahmen definiert werden. Häufig werden unter anderem eine mangelhafte Absalzung bzw. Leitfähigkeitsüberwachung, Probleme bei der Zusatzwasseraufbereitung, der Konditionierung oder Mängel infolge von Produktionsumstellungen und Leckagen an Wärmeüberträgern festgestellt.
Ein umfassendes Bild vom Zustand des Kühlturms liefert ein Kühlturmaudit. Veolia empfiehlt dazu eine gründliche wirtschaftliche, technische und rechtliche Bestandsaufnahme des Gesamtsystems. Damit erhält der Betreiber qualifizierte Antworten auf Fragen nach der optimalen Qualität des Kühlturmzusatzwassers, der Wirkung der eingesetzten Dosierchemikalien, der Wirtschaftlichkeit des Systems und der Konformität mit der VDI 2047-2 und anderen relevanten Richtlinien. Zur Aus- und Weiterbildung des Betreiberpersonals eignen sich VDI-zertifizierte Schulungen.
Kühlwasser konditionieren
Letztlich stehen auch die Technik des Kühlturms und vor allem dessen Überwachung im Fokus. Eine verlässliche Steuerung und Überwachung bieten für diese Anwendung speziell konzipierte Systeme wie Aquavista BW. Es automatisiert, überwacht und steuert offene und geschlossene Kühlwasserkreisläufe. Aquavista kontrolliert alle relevanten Parameter in Kühlwasserkreisläufen, Kesselsystemen und Prozesswasserkreisläufen. Chemikalien werden entsprechend ermittelter Messwerte punktgenau dosiert und die gesamte Behandlung elektronisch dokumentiert. Aquavista macht es möglich, jederzeit vor Ort über das eingebaute Touchpanel oder aus der Ferne über alle gängigen Endgeräte wie Desktop, Tablett oder Smartphone die Konditionierung des Kühlwassers oder anderer Wassersysteme zu überprüfen. Der Betreiber erhält eine Meldung, wenn die Messwerte von den festgelegten Parametern abweichen, und kann die Dosierung schnell und einfach anpassen. Die notwendige Dokumentation nach VDI-Norm 2047 Blatt 2 zur Hygiene von Rückkühlanlagen wird mit dem Gerät erfüllt. Aquavista misst und dokumentiert Schlüsselparameter wie pH-Wert, Leitfähigkeit, Redox, Produktgehalt und Korrosionsrate und ermöglicht eine Datenvisualisierung zur Trendanalyse. Das System kann auf mehrere Kreisläufe erweitert werden. Vor allem die akkurate und messwertgesteuerte Dosierung der Chemikalien gewährleistet eine hohe Kühlwasserqualität und hält den Verbrauch von Zusätzen niedrig. Damit wird Beeinträchtigungen etwa durch Fouling, Ablagerungen, Korrosion oder mikrobiologisches Wachstum vorgebeugt. Außerdem werden die Lebensdauer des Systems erhöht und Servicekosten reduziert.
Biozide vermeiden
Die VDI 2047-2 schreibt vor, dass auf die „Verwendung von Bioziden, wann immer möglich, zu verzichten ist“. Um diese Herausforderung zu meistern und gleichzeitig eine einwandfreie Hygiene zu gewährleisten, bietet sich die Berkemol-LIK-Technik an. Dieser Vollmetallkatalysator nutzt Keimfragmente im Kühlwasser zur Produktion von Biotensiden, die Biofilme nachhaltig abbauen und deren Ansiedlung verhindern. Dieses Verfahren kommt ohne den Einsatz von Bioziden aus und hat sich in zahlreichen Anwendungen erfolgreich bewährt.
www.prozesstechnik-online.deSuchwort: c815veolia
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