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So gelingt die Dekarbonisierung

Mehr Energieeffizienz und Versorgungssicherheit bei weniger CO2-Emissionen
So gelingt die Dekarbonisierung

Die Unternehmen der Chemieindustrie gehören zu den energieintensivsten überhaupt. Um Kosten zu sparen, ihre Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, stehen sie vor der enormen Aufgabe der Dekarbonisierung. Ein klarer Weg mit allen notwendigen Schritten führt sie schnell und sicher zum Ziel.

 

Der Dekarbonisierungsprozess beginnt am besten mit einem Workshop, in dem alle hierfür relevanten Personen ihr Know-how und ihre Prozesskenntnis einbringen. Zu den Teilnehmern sollten auf jeden Fall die Geschäftsführung, der technische Leiter, der Energiemanager und die Fachbereichsleiter gehören. Dadurch finden die später umgesetzten Maßnahmen eine breitere Unterstützung. Im Workshop selbst werden das Reporting definiert und Prioritäten sowie erste grobe Ziele gesetzt.

Um die größten Optimierungspotenziale erkennen zu können, braucht es Transparenz über die Verbräuche. Damit lassen sich auch Maßnahmen priorisieren und Erfolge messen. Unternehmen mit ISO-50001-Zertifizierung haben meist schon eine ausreichende Datenbasis und ein Energiemonitoring. Ist das nicht der Fall, empfiehlt sich die Einführung eines Energiemonitoringsystems. Wenn sich dieses flexibel und herstellerneutral in die bestehende Hard- und Software integriert, können vorhandene Messgeräte weiter genutzt und relevante Daten aus anderen Unternehmenssystemen automatisiert übernommen werden. Letzteres ist oft entscheidend, weil viele Verbräuche für sich allein wenig aussagekräftig sind, da sie von anderen Aspekten abhängen, etwa vom Produktionsvolumen. Deshalb gilt es, sinnvolle Kennziffern (KPIs bzw. EnPIs, Energy Performance Indicators) zu definieren und zu bilden. Für Chemieunternehmen kann das beispielsweise der Energieeinsatz pro Batch sein. Fließen die Daten z. B. aus MDE/BDE- oder ERP-Systemen automatisch in das Energiemanagementsystem, lassen sich die aktuellen Kennzahlen jederzeit abrufen.

Klimabilanz ziehen

Damit steht auch die Basis für die Erstellung der Klimabilanz als Beschreibung des Ist-Zustands. Mitilfe anerkannter Bilanzierungssysteme wie dem Greenhouse Gas Protocol werden hierfür alle Treibhausgasemissionen aus den verschiedenen Bereichen des Unternehmens aufgelistet und ggf. in CO2-Äquivalente umgerechnet. Das Ergebnis ist der aktuelle CO2-Fußabdruck des Unternehmens (Corporate Carbon Footprint), aus dem sich auch die CO2-Fußabdrücke einzelner Produkte und/oder Prozesse (Product Carbon Footprint) ableiten lassen.

Die Klimabilanz umfasst mindestens die vor Ort verursachten Emissionen (Scope 1) und die leitungsgebundenen indirekten Emissionen, vor allem aus der externen Energieerzeugung/-versorgung (Scope 2). Die Scope-1-Emissionen sind durch die Daten aus dem Energiemanagementsystem weitgehend abgedeckt. Daten zu den Scope-2-Emissionen erhalten Unternehmen in der Regel von ihrem Energieversorger. Damit liegen die unternehmensspezifischen Werte grundsätzlich vor. Für einen tieferen Einblick ist die oben beschriebene Detailaufnahme mit entsprechenden Untermessungen aufbauend auf ein belastbares Messkonzept notwendig.

Deutlich aufwendiger ist es bei Scope 3. Dazu gehören alle Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette verursacht werden, von den Rohmaterialien über die Nutzung bis zur Entsorgung des Endprodukts. Sie sind nicht nur schwieriger zu erfassen, sondern auch schwieriger zu beeinflussen. Deshalb müssen sie (noch) nicht zwingend in der Klimabilanz erfasst werden.

Klimaziele benennen

Mit der Klimabilanz liegt der Ausgangspunkt für die Entwicklung individueller Dekarbonisierungsziele vor. Neben den finalen Zielen, also in welchem Jahr das Unternehmen klimaneutral bzw. klimapositiv sein möchte, ist es empfehlenswert, auch Zwischenziele festzulegen. Zum Beispiel eine Reduktion der CO2-Emissionen um 50 % bis 2030. So lässt sich im Verlauf überprüfen, ob die Entwicklung passt oder ob nachjustiert werden muss. Auch ist es deutlich einfacher, angedachte Maßnahmen zu priorisieren und in den Kontext zu setzen.

Eine Maßnahmen-Roadmap sorgt dafür, dass die Ziele auch erreicht werden. Sie umfasst drei große Schritte:

  • Reduktion
    Im ersten Schritt gilt es, den Energieverbrauch zu reduzieren. Hierfür sind oft technische Maßnahmen nötig wie die Umrüstung von Maschinen oder der Einsatz einer effizienteren Technologie. Doch auch Prozess- und Verhaltensänderungen an der richtigen Stelle können zu hohen Einsparungen führen. Auch die Sensibilisierung der Mitarbeitenden kann große Effekte haben.
  • Substitution
    Je mehr Reduktionsmaßnahmen ein Unternehmen durchgeführt hat, desto aufwendiger ist es, den Energieverbrauch weiter zu senken. Deshalb geht es im zweiten Schritt darum, den verbleibenden Bedarf kohlenstofffrei zu decken. Das geht am einfachsten durch den Bezug von Grünstrom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen (EE-Anlagen).
    Für manche Unternehmen lohnt es sich, erneuerbare Energie selbst vor Ort zu erzeugen, etwa mit einer Photovoltaik- oder Biomasseanlage. Eine interessante Alternative zum Kauf und Eigenbetrieb einer solchen Anlage im Stromsektor kann ein PPA (Power Purchase Agreement) sein. In diesem langfristigen Stromliefervertrag wird geregelt, welche Strommenge ein Betreiber einer EE-Anlage zu welchen Konditionen an ein Unternehmen liefert. Dieses sichert sich so Grünstrom sowie langjährige Preis- und Versorgungssicherheit ohne eigene Investitionen und ohne Aufwand für Betriebsführung und Instandhaltung.
    Im Bereich der Wärme lässt sich die CO2-Bilanz durch einen sogenannten Fuel Switch verbessern, also den Wechsel zu klimafreundlicheren Primärenergieträgern wie Biomasse, geeignete Produktionsreststoffe, Wasserstoff oder Biomethan. Auch der Einsatz einer Wärmepumpe zur Nutzung von Abwärme ist eine effiziente Möglichkeit zur Dekarbonisierung, wenn sie mit erneuerbarem Strom betrieben wird.
  • Kompensation
    Sind alle technisch und ökonomisch sinnvollen Maßnahmen ausgeschöpft, bleibt in der Regel eine Restmenge an CO2-Emissionen übrig. Um rechnerisch trotzdem klimaneutral zu werden, können diese Emissionen über Zertifikate kompensiert werden. In die Klimabilanz dürfen Kompensationsmaßnahmen zwar nicht einfließen, doch sie lassen sich in der Kommunikation nutzen, um das Klimaschutzengagement des Unternehmens zu zeigen.
    Ein Kompensationszertifikat bescheinigt, dass eine spezifische Menge an CO2-Emissionen durch ein Klimaschutzprojekt eingespart wird. Spezialisierte Dienstleister wählen nach den Vorgaben des Unternehmens und nach Verfügbarkeit ein konkretes Kompensationsprojekt aus, kümmern sich um die Beschaffung und Entwertung der Zertifikate. Die Entwertung stellt sicher, dass das eingesparte CO2 bilanziell an den Käufer übergeht und nicht mehr zum Verkauf steht.

Der richtige Zeitpunkt

Für alle Unternehmen, die sich noch nicht auf den Dekarbonisierungsweg gemacht haben, ist jetzt der ideale Zeitpunkt. Denn Energieeffizienzmaßnahmen helfen sofort, die Energiekosten zu reduzieren. Zudem werden derzeit viele Maßnahmen gefördert. Von der gesellschaftlichen Verantwortung zum Klimaschutz und der aktuell mehr denn je notwendigen und wichtigen Versorgungssicherheit ganz zu schweigen.

MVV Enamic GmbH, Mannheim


Autor: Jan Mehlberg

Regionalleiter Nord

Business-Kunden,

MVV Enamic

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