Herr Grau, die Prozessautomation ist bei Bürkert heute eines der strategischen Geschäftsfelder. Welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen in diesem Bereich und was haben Sie bereits erreicht?
Hohe Ableitfähigkeit, sehr gute Fließfähigkeit, niedrige Viskosität – und jetzt mit FDA-Zulassung: RAMPF Advanced Polymers hat sein leistungsstarkes...
Grau: Unser Ziel ist es, dem Kunden genau das Automationskonzept anbieten zu können, das seine Anforderungen optimal erfüllt. Hierzu haben wir uns im Bereich der Prozessautomation auf drei Konzepte gleichermaßen spezialisiert und sie an die Anforderungen im hygienischen Umfeld angepasst: Die klassische zentrale Automatisierung basiert auf unseren Ventilinseln, die in Schaltschränken mit hoher Funktionsdichte montiert werden. Für viele Anwendungen interessant ist aber auch die prozessnahe Automatisierung. Hier werden die Ventilinseln zunächst in Hygienic-Design-Edelstahlschränken und diese dann in unmittelbarer Nähe zum Prozess montiert. Hinzu kommt als Drittes die dezentrale Automatisierung auf Basis unserer Steuerkopfbaureihe, die sich direkt sowohl auf unsere Ventilantriebe als auch auf sämtliche Fremdfabrikate adaptieren lassen. Alle drei Ansätze haben sich bereits in der Praxis bewährt; wir konnten durch diese Strukturierung schon viele unterschiedliche Projekte „aus einer Hand“ realisieren. Der Kunde profitiert dabei davon, dass er für unterschiedliche Lösungsansätze den gleichen Ansprechpartner hat.
Wo liegen Ihre derzeitigen Entwicklungsschwerpunkte, welche Neuerungen gibt es aktuell?
Grau: Speziell im Bereich der Automatisierung haben wir die Produktgruppe der Ventilinseln um zwei Neuentwicklungen erweitert. Mit dem Typ 8647 bieten wir eine Ventilinsel für sichere und vollständige Integration in das dezentrale Siemens-Peripheriesystem
Simatic ET 200SP, basierend auf der bewährten Pilotventiltechnik. Mit dem Typ 8652 haben wir jetzt eine weitere komplett neu entwickelte Ventilinsel auf den Markt gebracht. Ihr I/O-System unterstützt die Protokolle Profibus DP und Industrial Ethernet wie Profinet I/O, Ethernet IP, Modbus TCP oder Ethercat. Beide Ventilinseln sind dabei mit diversen Diagnosefunktionen und den wichtigsten pneumatischen und elektrischen Prozesssicherheitsmerkmalen fit für die Zukunft.
Auf der Anuga Foodtec stellt Bürkert also gleich zwei Ventilinseln vor. Wodurch zeichnen sich diese gegenüber den Vorgängermodellen aus?
Grau: Ein wesentlicher Vorteil der Ventilinsel 8652 ist die kleinere Baugröße, vor allem die geringere Höhe. Dadurch können wir im Vergleich zum Vorgängermodell – der bewährte Typ 8640 – bei gleichen Abmessungen eine größere Anzahl an Ventilfunktionen, höhere Durchflussleistungen und eine Fehlerdiagnose integrieren. Die zweite neue Ventilinsel, die Airline SP, Typ 8647, ist vollständig in das dezentrale Peripheriesystem Simatic ET 200SP integriert.
Dies ermöglicht eine schnelle Inbetriebnahme, eine einfache Überwachung und Diagnose. Anhand der Schaltspielzahl kann die Anlage z. B. vorbeugend und verschleißoptimiert gewartet werden, um Stillstandzeiten zu minimieren.
Für die schnelle und sichere Automation fluidischer Prozesse in der Lebensmittelindustrie stellen Sie auf der Anuga Foodtec standardisierte, hygienegerechte Schaltschranklösungen vor. Welche Vorteile bietet diese Entwicklung?
Grau: Das Konzept bietet dem Kunden ein vordefiniertes, umfangreiches Standardprogramm – praktisch aus dem Katalog. Hierbei haben wir drei unterschiedlich große Hygienic-Design-Schaltschränke mit unseren Ventilinseln kombiniert. Letztere lassen sich mittels Edelstahlplatte direkt in den Schaltschrankboden einbauen. Die
Materialien und Abdichtungen sind hierbei so gewählt, dass die Schränke direkt in den Produktionsprozess integriert werden können.
Was sind die besonderen Merkmale dieser Lösung?
Grau: Die Standardisierung liefert unseren Kunden die Basis für
individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Die komplette anwendungsspezifische Lösung steht dann mit vergleichsweise kurzer
Lieferzeit und kalkulierbaren Kosten zur Verfügung.
Wie passt sich diese Systemlösung an die unterschiedlichen
Gegebenheiten und Anforderungen in der Lebensmittel- und
Getränkeproduktion an?
Grau: Die Hygienic-Design-Schaltschränke (Typ 8614) gibt es in drei Standard-Baugrößen, die durch die Kundenanforderung und der damit verbundenen Bestückung mit Komponenten festgelegt wird. Hierbei spielen die Anzahl der Ventilfunktionen, die Notwendigkeit eines zusätzlichen Filterreglers usw. eine Rolle. Die komplette Systemlösung kommt anschlussfertig, geprüft und mit allen erforderlichen Zulassungen und Zertifikaten aus einer Hand.
Mit dem Element-Konzept für die dezentrale Automation bietet Bürkert einen kompletten Baukasten mit Prozessventilen und
Ansteuerungen für die Automation im hygienischen Umfeld.
Was sind die Besonderheiten?
Grau: Die Element-Steuerköpfe bieten dem Anwender durch ihre Konstruktion und die verwendeten hochwertigen Kunststoff- und Edelstahlmaterialien ein Plus an Zuverlässigkeit.
Sie übernehmen als Zentralelement alle pneumatischen Stell-,
Feedback- und Diagnosefunktionen sowie die Buskommunikation für die Prozessventile. Auch häufige Reinigungszyklen, teilweise bei sehr hohen Temperaturen oder mit aggressiven Medien, sind dabei kein Problem.
Welche Strategien verfolgen Sie was die Prozesssicherheit, Anlagenverfügbarkeit und Einbindung in Industrie-4.0-Konzepte
anbelangt?
Grau: Wir orientieren uns hier an den Wünschen unserer Kunden, analysieren den Markt und investieren kontinuierlich in zukunftssichere Produkte und Systemlösungen, die die Digitalisierung weiter vortreiben. Das alles mit dem Ziel, bestehende Prozessanlagen zu optimieren, damit sich Stillstandzeiten reduzieren, z. B. durch vorbeugende Wartung, damit Prozesssicherheit und Effizienz steigen und am Ende des Prozesses schlussendlich eine höchstmögliche Produktqualität erreicht werden kann. Dabei unterstützen wir unsere Kunden nicht nur mit zuverlässigen und zukunftsorientierten Produkten, sondern wollen auch bei Beratung und Service hohe Maßstäbe erfüllen.
Suchwort: dei0318bürkert
Halle 10.2, Stand C90
„Unser Ziel ist es, dem Kunden genau
das Automatisierungskonzept anbieten zu können, das seine Anforderungen optimal erfüllt.“
Das Interview führte für Sie: Günter Eckhardt
Chefredakteur