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Fernwartung in der Lebensmittelproduktion – ein Cyberrisiko?

Expertentipp
Voraussetzungen für eine sichere Fernwartung in der Lebensmittelproduktion

Voraussetzungen für eine sichere Fernwartung in der Lebensmittelproduktion
Joachim Hörnle ist Vertriebsmanager bei Worldline Bild: Worldline

Die Produktion ist das Herzstück jedes Lebensmittelunternehmens – und ein fragiles Konstrukt, das rund um die Uhr funktionieren muss, um wirtschaftlich zu sein. Eine echte Herausforderung: Denn eine Produktionslinie kann aus bis zu 100 einzelnen Maschinen von 10 bis 20 verschiedenen Herstellern bestehen. Jedes dieser Geräte benötigt im Schnitt allein vier bis sechs geplante Wartungen pro Jahr für Updates oder Checks, um sicher und effizient zu laufen. Wie kann das realisiert werden, ohne dass Dritte die Daten ausspionieren?

Die Entwicklung von Fernwartungslösungen seit Ende der 90er Jahre hat viele Erleichterung gebracht. Insbesondere mit der Integration von OT (Operational Technology), IT (Information Technology) und IoT (Internet of Things) hat dieser Bereich enorme Entwicklungssprünge gemacht. Die Zustandsüberwachung zur Fehlererkennung und -analyse wird ebenso möglich wie die Wartung oder der Datenaustausch in industriellen Ökosystemen. Dies bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich.

Unterschiedliche Zugriffstechnologien

Zum einen müssen die Verantwortlichen alle Fernwartungslösungen ins Netzwerk integrieren und den Maschinenherstellern sicheren Zugriff gewähren. Im schlimmsten Fall bedeutet dass, für jede Maschine unterschiedliche Zugriffstechnologien mit oft spezifischen Konfigurationen zu verwalten und zu betreiben. Dies erhöht den Aufwand, schafft zusätzliche Risiken und senkt die Effizienz – eine komplexe Herausforderung für Service- und IT-Leiter.

Zum anderen müssen alle integrierten Systeme den strengen Hygiene- und Sicherheitsstandards der Lebensmittelindustrie entsprechen, um die Qualität und Sicherheit der Produkte zu gewährleisten. Die Dokumentation und Rückverfolgbarkeit aller durchgeführten Wartungsarbeiten ist daher entscheidend, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und transparente Produktionsprozesse zu gewährleisten.

Zahl der Cyberangriffe steigt stetig

Und schließlich steigt mit der fortschreitenden Digitalisierung im Produktionsumfeld auch das Sicherheitsrisiko. Laut einer Studie von Cybersecurity Ventures fand im Jahr 2023 alle 39 s ein Cyberangriff statt: Das entspricht über 2200 Attacken pro Tag. Zum Vergleich: Nach den Daten aus 2022 lag die Frequenz bei durchschnittlich 44 s. Auch die Lebensmittelindustrie wird immer häufiger zum Ziel von Angriffen. Denn obwohl auch die Lebensmittelversorgungskette zu den kritischen Infrastrukturen zählt und ein wichtiger Bestandteil der EU-Richtlinie NIS2 ist, wird die Cybersicherheit in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Branchen wie dem Gesundheitswesen oder der Energieversorgung oft vernachlässigt.

Doch wie können Unternehmen sich wirksam vor solchen Angriffen zu schützen? Die Dringlichkeit haben die Hersteller bereits begriffen. Das Thema Cybersecurity ist heute – zu Recht – Chefsache und ein Thema, das auf höchster Ebene eine zentrale Rolle in der strategischen Planung der Lebensmittelhersteller und ihrer Zulieferer spielt.

Herausforderungen bei der Fernwartung?

Die Fernwartung von Maschinen und Anlagen bleibt aus verschiedenen Gründen ein verwundbarer Bereich. : In vielen Unternehmen wurden modembasierte Fernwartungslösungen durch internetbasierte Systeme abgelöst und kontinuierlich erweitert. Dies führt dazu, dass Lebensmittelhersteller teilweise verschiedene Generationen von Fernwartungslösungen parallel im Einsatz haben. Regelungen wie das IT-Sicherheitsgesetz, der EU Data Act, NIS-2, der europäische Cyber Resilience Act (CRA), die Kritis-Verordnung und internationale Standards wie IEC 62443 verändern das Sicherheitsbewusstsein. Bei großen Unternehmenskunden prüfen Industrieversicherer und Wirtschaftsprüfer die Fernwartungszugriffe von Zulieferern sehr genau und bewerten diese zunehmend kritisch. Dies führt oft zu zusätzlichen Anforderungen zur Risikominimierung wie Zwei-Faktor-Authentifizierung, umfassendes Audit-Logging oder abschaltbare Zugänge.

Auf die Sicherheitsbedürfnisse zugeschnittene Software

Wie finden die Lebensmittelhersteller unter diesen Voraussetzungen die notwendige Balance zwischen Sicherheit und effektiver Fernwartung? Eine Option sind spezialisierte Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen, die genau auf die Sicherheitsbedürfnisse und den Integrationsbedarf der Unternehmen zugeschnitten sind. Diese ganzheitlichen Sicherheitslösungen erfüllen die Anforderungen an eine sichere Konnektivität für die Fernwartung und andere Remote Services. So können heterogene Konnektivitätstechnologien wie z.B. VPNs nahtlos in eine leistungsfähige Fernwartungslösung integriert und die kritischen Sicherheits- und Betriebsanforderungen in diesem speziellen Bereich adressiert werden.

Doch was muss eine solche Lösung leisten können, um einen echten Mehrwert zu bieten? Folgenden Aspekte sind entscheidend:

  • Ganzheitliche Sicherheitsarchitektur: Die Basis bildet eine End-to-End-Sicherheitsarchitektur, die speziell auf den Schutz von OT-Infrastrukturen vor externen und internen Bedrohungen ausgelegt ist. Moderne Verschlüsselungstechniken, Multi-Faktor-Authentifizierung und kontinuierliche Bedrohungsüberwachung tragen zu einem umfassenden Schutz der Datenübertragung und Systemintegrität bei.
  • Effizienter Betrieb: Zentrale Sicherheits- und Netzwerkmanagementfunktionen optimieren den Betrieb und reduzieren den Bedarf an administrativem Personal. Eine Cloud-basierte Lösung bietet Flexibilität und Skalierbarkeit, sodass Unternehmen ihre Ressourcen effektiver nutzen und schnell auf veränderte Anforderungen reagieren können.
  • Herstellerunabhängige Integration: Geeignete SaaS-Lösungen zeichnen sich durch ihre Integrationsfähigkeit aus. Sie ermöglichen das Zusammenspiel mit einer Vielzahl von Produkten und Systemen unterschiedlicher Hersteller. Bestimmte SaaS-Lösungen können zudem heterogene Zugriffstechnologien in eine umfassende Fernwartungslösung integrieren und damit die beschriebenen Herausforderungen für Maschinen- und Anlagenbauer sowie deren Kunden lösen. Dies unterstützt nicht nur die Integration in bestehende industrielle Umgebungen, sondern schützt auch bestehende Investitionen.
  • Spezialisierung auf industrielle Fernwartung: Der Einsatz spezialisierter SaaS-Lösungen für die Fernwartung bietet den Vorteil, dass Fachpersonal Wartungs- und Diagnoseaufgaben auch in komplexen Umgebungen und bei einer Vielzahl von Maschinen und Anlagen effizient und sicher aus der Ferne durchführen kann. Dies verbessert die Reaktionszeiten bei Problemen, reduziert Vor-Ort-Einsätze und spart Kosten, was wiederum die Betriebseffizienz steigert.
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