Herr Knell, welche Synergieeffekte versprechen Sie sich durch die Übernahme von Biova?
Hohe Ableitfähigkeit, sehr gute Fließfähigkeit, niedrige Viskosität – und jetzt mit FDA-Zulassung: RAMPF Advanced Polymers hat sein leistungsstarkes...
Florian Knell: Im Sinne des Zusammenwirkens sehen wir in der neuen Konstellation eine gute Ergänzung unseres Portfolios im Bio-Bereich. Dabei steht der Kunde und nicht mögliche Synergien im Vordergrund. Vom erweiterten Bio-Angebot profitieren daher unsere Kunden in der Industrie und im Lebensmittelhandwerk, die der stark wachsenden Nachfrage der Konsumenten nach ökologischen Produkten gerecht werden wollen. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich in der gesamten Branche ein Umdenken durchsetzt, das zu nachhaltigeren Lösungen in der Lebensmittelproduktion führt. Hier sehen wir uns – auch aus der Unternehmenshistorie heraus – ein Stück weit als Innovationsmotor.
Raps verfügt selbst über sehr gute Beziehungen in die Anbauländer und hat über Jahrzehnte hinweg Beschaffungs- und Formulierungs-Know-how perfektioniert. Welche Lücke kann Biova in der Hinsicht schließen?
Knell: Dank unserer bald 100-jährigen Tradition sind wir auf dem Weltmarkt für Gewürze bestens vernetzt. Aktuell geht es uns weniger darum, Lücken zu schließen, als exotische Bio-Gewürze anzubieten, die durch ihre High-End-Qualität für ebenso anspruchsvolle Applikationen geeignet sind. Wenn Sie Trend-Ingredients und Neuentwicklungen anschauen, so sind es in der Regel sensorisch unvertraute Zutaten, die den Reiz kulinarischer Entdeckungen ausmachen und zum Probierkauf anregen. Demgegenüber steht allerdings das Misstrauen der Verbraucher in Bezug auf die Qualitätsstandards in fremden Ländern. Wir ermöglichen unseren Kunden einen Zugang zu sicheren Produkten, ganz gleich, ob aus konventionellem oder ökologischem Landbau, regionaler Erzeugung oder Überseeimport.
Welche Rollen spielen Bio-Gewürze und -zutaten heute in Ihrem Portfolio und wie schätzen Sie die Entwicklungsperspektiven ein?
Knell: Natürlich bieten wir auch heute schon Bio-Produkte in nennenswertem Umfang an, von Rohgewürzen und Kräutern über Marinaden hin zu Würzungen für Roh-, Koch- und Brühwurst und technologischen Zusatzstoffen. Mit Biova können wir unser Portfolio weiter differenzieren und in Nischenbereichen Akzente setzen, in denen exotische Geschmacksrichtungen in Bio-Qualität besonders gefragt sind. So gesehen sind die Megatrends Neo-Ökologie und Gesundheit, die das Zukunftsinstitut als fundamental einstuft, für Raps schon seit Jahren Leitwerte, an denen wir uns ausrichten. Es kommt immer auf ein Gespür für die Bedürfnisse der Konsumenten und die Marktchancen an.
Verraten Sie dazu auch Zahlen?
Knell: Der Online-Plattform Statista zufolge lag der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln in Deutschland 2019 bei 5,68 %. Dieser Wert dürfte aktuell bereits überschritten sein und wird durch das veränderte Konsumverhalten und -bewusstsein, das die Pandemie nochmals beschleunigt und verstärkt hat, weiter steigen.
Was tut sich bei der Sicherstellung der Qualität der Rohwaren?
Knell: Fairer Handel und die Einhaltung von Qualitätsstandards bedürfen auch im Digitalzeitalter immer noch persönlicher Kontrollen. Raphael Deckert, der Gründer von Biova, reiste von Beginn an direkt in die Ursprungsländer. Natürlich mit dem Ziel, außergewöhnliche Gewürze zu entdecken, vor allem aber auch, um sich selbst ein Bild von den Anbaubedingungen und den Nachhaltigkeitsstandards zu machen. Daraus sind über viele Jahre hinweg vertrauensvolle Vertragsbeziehungen gewachsen. Diese beruhen auf engen persönlichen Kontakten und das wird auch so bleiben.
Nachhaltigkeit wird heute oft als Gradmesser für eine transparente und verantwortungsvolle Unternehmenspolitik gesehen. Welche Nachhaltigkeitsfaktoren priorisieren Sie?
Knell: Nachhaltigkeit spielte bei Raps als Familienunternehmen bereits eine große Rolle, bevor das Thema zum Modebegriff wurde. Auch unsere Einkäufer reisen durch die ganze Welt, um vor Ort unterschiedlichste Nachhaltigkeitsfaktoren sicherzustellen. Aspekte einzeln zu betrachten, das funktioniert so nicht. Es ist immer ein Gleichklang von Ökonomie und Ökologie, der Hand in Hand greift.
Mit welchen Neuprodukten können Raps-Kunden jetzt rechnen?
Knell: Grundsätzlich wird das Produktportfolio von Biova perspektivisch auch über Raps angeboten, womit die Segmente exotische Gewürze und Bio-Erzeugnisse im High-End-Bereich einen größeren Stellenwert einnehmen werden. Auch das Metzgerhandwerk wird davon profitieren und den Kunden neue Geschmacksperspektiven aufzeigen können.
Werden durch die Übernahme künftig auch Bio-Gewürzmischungen für pflanzenbasierte Produkte und Fleischalternativen eine stärke Rolle bei Raps spielen?
Knell: Fleischersatzprodukte sind für uns vertrautes Terrain, nicht obwohl, sondern gerade weil wir uns mit der Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren so gut auskennen. In beiden Bereichen stecken wir viel Energie in die Forschung und Entwicklung. Die größere Vielfalt an exotischen Bio-Gewürzen wird sich mit Sicherheit auch im Plant-based-Sortiment widerspiegeln.
Durch die Konstellation gewinnt Biova Zugang zu neuen Absatzkanälen, vor allem im europäischen Ausland. Welche Ziele werden diesbezüglich verfolgt?
Knell: Das Biova-Portfolio wird sukzessive als Bio-Marke bei Raps integriert. Im Vertrieb planen wir mit einem Start im deutschsprachigen Markt zu Beginn des kommenden Jahres.
Biova bleibt ja als eigenständiges Tochterunternehmen innerhalb der Gruppe erhalten. Was ist der Grund für diese Struktur?
Knell: Das junge, dynamische Team rund um Raphael Deckert passt einfach gut zu Raps. Diesen unternehmerischen Geist möchten wir bewahren. Das gelingt durch die Beibehaltung der eigenständigen, dezentralen Entscheidungsstrukturen.
Bei einer Firmenhochzeit muss bekanntlich die Chemie stimmen. Was verbindet Sie persönlich mit dem Biova-Gründer Raphael Deckert?
Knell: Uns verbindet eine hohe Sympathie und Wertschätzung vom ersten Moment an – und, um es kurz zu machen, der Drang nach Erfolg. Wir beide schätzen Offenheit, Klarheit und Geradlinigkeit und packen gern neue Dinge an, mit dem Ziel, diese zügig umzusetzen.
Raps GmbH & Co. KG, Kulmbach
Das Interview führte für Sie: Claudia Heck
Freie Fachredakteurin