Ukraine-Krieg, gerissene Lieferketten, drastisch gestiegene Rohstoff- und Energiepreise oder das verstärkte Interesse der Verbraucher an Fleischalternativen – die Rahmenbedingungen, unter der die Iffa 2022 stattfinden wird sind schwierig. Dennoch freut sich die internationale Fleischwirtschaft auf die persönlichen Kontakte unter dem Frankfurter Messeturm.
Nach den Worten von Wolfgang Marzin, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, ist die Iffa immer etwas ganz Besonderes: „Die Breite und Tiefe des Angebots ist weltweit einmalig. Außerdem folgt sie wie keine andere Messe in diesem Bereich dem Innovationsrhythmus der Branche.“ Hinzu kommt die hohe Internationalität. Immerhin kommen 63 % der in diesem Jahr erwarteten 900 Aussteller – 2019 waren es 1039 – aus dem Ausland.
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Im Schatten des Ukraine-Kriegs
Die Iffa findet vom 14. bis 19. Mai 2022 in Frankfurt am Main statt. Sie gehört zu den ersten Messen, die nach der Coronapandemie wieder als Präsenzveranstaltung über die Bühne gehen können. Die Freude und Erleichterung darüber werden jedoch von einem neuen Drama, das die Welt in Atem hält, getrübt: dem Krieg in der Ukraine.
Der Sanktionspolitik der Bundesregierung folgend hat die Messe Frankfurt das Besuchermarketing in Russland und Weißrussland gestoppt. Außerdem können sechs Firmen aus Russland und ein Unternehmen aus Weißrussland nicht in Frankfurt/M. ausstellen.
Auf die Frage wie viele Fachbesucher aus dem heutigen Krisengebiet zur Iffa 2019 anreisten, antwortet Marzin: „Von den damals 67 000 Fachbesuchern kamen 2900 aus Russland, 401 aus Weißrussland und 1500 aus der Ukraine. Wir bemühen uns derzeit das durch den Krieg verursachte Besucherminus durch eine verstärkte Besucherakquise in anderen Teilen der Welt auszugleichen.“
Wachstum im Anlagenbau
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes legte 2021 die deutsche Produktion von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen um 6 % zu. Sie erreichte damit einen Wert von knapp 15 Mrd. Euro. Damit befindet sich der Branchenumsatz des viertgrößten Maschinenbaufachzweigs fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019.
„Der Umsatz mit Prozesstechnik für die Fleisch- und Proteinindustrie ist gegen den Trend und trotz der schwierigen Bedingungen im ersten Corona-Jahr 2020 mit rund 1,2 Mrd. Euro stabil geblieben. 2021 lag das Wachstum unserer Branche voraussichtlich bei rund 6 %“, freut sich Klaus Schröter, Vorsitzender des Iffa-Beirats und Vorsitzender der VDMA-Fachabteilung Fleischverarbeitungsmaschinen. Auch für den Bereich Verpackungsmaschinen sieht er einen Zuwachs in gleicher Größenordnung.
Starke Inlandsnachfrage
Sowohl 2020 als auch 2021 konnten sich die Maschinenhersteller über eine anhaltend hohe Investitionstätigkeit im Inland freuen. 2020 investierten die Unternehmen 356 Mio. Euro allein in Verarbeitungsmaschinen (plus 2 %). Davon entfielen 73 Mio. Euro auf Importe.
Im Jahr 2021 sind die inländischen Verkäufe nach Schätzungen des VDMA um etwa 3 % über das Vorjahresniveau gestiegen. „Niedrige Zinsen, KFW-Fördermöglichkeiten für Prozess- und Verfahrensumstellungen, die zu Energie- und Ressourceneinsparungen führen, sowie Investitionen in Automatisierungslösungen und Kapazitätsaufbau haben starke Impulse gegeben“, kommentiert Schröter die Geschäftsentwicklung im Jahr 2021.
Störungen der Lieferketten
Kurzum: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Auftritt der Maschinen und Anlagenbauer auf der Iffa stimmen. Auf der anderen Seite bereiten ihnen Störungen der Liefer- und Logistikketten sowie deutliche Verteuerungen bei den Transport- und Energiekosten nachhaltig Sorgen.
„Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, aber die Lieferengpässe und Knappheiten an den Material- und Beschaffungsmärkten werden noch einige Monate lang die Produktion behindern. Hinzu kommen drastische Preissteigerungen bei Energie und Materialien, die wir an die Kunden weitergeben müssen“, betont Schröter.
Babyboomer gehen, Fachkräftemangel kommt
Der Fachkräftemangel ist ein weiteres Problem, mit dem der Maschinenbau zu kämpfen hat, der mit 1,1 Mio. Beschäftigten größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland ist. „Wir haben einen steigenden Personalbedarf und die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird größer. Zum einen sinkt die Zahl der Studierenden von Mint-Fächern, zum anderen werden in den nächsten Jahren viele Babyboomer in Rente gehen,“ betont Schröter.
Der Anteil der Beschäftigten im Maschinenbau, die älter als 50 Jahre sind, liegt übrigens bei 23 %. Will heißen: Die Sicherung der Fachkräfte ist neben Digitalisierung und Dekarbonisierung die größte Herausforderung der nächsten Jahre. Und vielleicht – so hofft Schröter – weckt die Iffa das Interesse junger Menschen an einer Ausbildung im Maschinenbau oder an einem ingenieurtechnischen Studium.
Von Prozesstechnik bis Zutaten
Die ausstellenden Unternehmen aus über 40 Ländern präsentieren ihre Entwicklungen aus den letzten drei Jahren. Das Spektrum reicht von Prozesstechnik für die Verarbeitung und Verpackung von Fleisch und alternativen Proteinprodukten über Ingredienzien und Zutaten für moderne Lebensmittel bis hin zu Neuheiten für den Verkauf.
Bespielt wird eine Bruttoausstellungsfläche von 116 000 m2, die sich auf die Messehallen 8, 9, 11 und 12 des Frankfurter Messegeländes verteilt.
Die Fachbesucher kommen aus der Lebensmittelindustrie, dem Fleischerhandwerk, dem Handel, der Gastronomie oder der Zulieferindustrie. „Wir sind bereit, die Akteure der deutschen und internationalen Fleisch- und Proteinwirtschaft zur IFFA zu begrüßen“ betont Marzin.
Pflanzlicher Fleischersatz und alternative Proteine
Zum ersten Mal in ihrer über 70-jährigen Tradition erweitert die IFFA ihre Produktnomenklatur und präsentiert Technologien und Lösungen für pflanzlichen Fleischersatz und alternative Proteine. Mindestens 200 der ca. 900 Aussteller bieten Produkte für die Herstellung von Fleischalternativen an. Sie sind über die gesamte Ausstellungsfläche verteilt und können über den „Iffa Contactor“, dem Tool zur Aussteller- und Produktsuche der Messe, gefunden werden. Darüber hinaus gibt es im Rahmenprogramm weiterführende Informationen rund um das zukunftsweisende Thema.
Neue Partner der Iffa
Neue Partner der Messe, wie der Verband für alternative Proteinquellen Balpro e. V., das Good Food Institute Europe sowie die Ernährungsorganisation ProVeg, bringen ihr Know-How und ihre Netzwerke ein.
„Als internationaler B2B-Treffpunkt für die Fleischwirtschaft und die alternative Proteinindustrie hat die Iffa das Potenzial, vielfältige, internationale Innovatoren zusammenzubringen und unter ihnen einen produktiven Austausch zu fördern. Insbesondere weil für tierische Produkte, kultiviertes Fleisch und Fleischalternativen weitgehend dieselben Verarbeitungstechnologien in Bezug
auf Produktion und Verpackung eingesetzt werden, erhoffen wir uns hiervon spannende Impulse für die Industrie und freuen uns sehr auf die Teilnahme“, betont Godo Röben, Vorstand des Verbands für alternative Proteinquellen Balpro e. V.
Facettenreiches Eventprogramm
Innovationen sehen, an Vorträgen und Diskussionen teilnehmen, Inspiration für neue Produkte und Lösungen bekommen – all das bietet das Iffa-Eventprogramm. An allen sechs Messetagen bietet das Iffa-Forum die Bühne für Expertentalks und Produktvorstellungen. Täglich wird ein Top-Thema im Mittelpunkt stehen. Es geht um Automatisierung, Digitalisierung, Food Safety, Nachhaltigkeit, Food Trends und Individualisierung im Handwerk.
Bratwürste aus der Iffa Factory
Täglich live werden in der IFFA Factory, Nachbildung einer echten Produktionslinie, vegane und traditionelle Bratwürste hergestellt. Experten erklären die Verarbeitungsmethoden und geben Auskunft über Rezepte, Zutaten und Verfahren.
Außerdem erwarten die Fachbesucher „Discovery Tours“ (geführte Rundgänge), die sich mit einem konkreten Thema beschäftigen. Folgende Themen stehen zur Auswahl: Verpackungstrends, Prozessinnovationen, Fleischalternativen (präsentiert vom Good Food Institute Europe), Zutaten und Trends im Fleischerhandwerk (präsentiert vom DFV).
Internationalen Produktwettbewerbe, DFV-Leistungswettbewerbe für die Jugend und die Sonderschau „Handwerkskunst – Kunst im Handwerk“ runden das Rahmenprogramm der Iffa ab.
Digitale Reichweitenverlängerung
Erstmals wird die Iffa durch ein digitales Angebot ergänzt. Besuchern bietet die „Iffa Digital Extension“ die Möglichkeit, ihren Messebesuch noch individueller zu gestalten oder an der Messe teilzunehmen, wenn eine Anreise nicht möglich ist.
Die digitale Plattform bietet vor, während und nach der Messe einige spannende Optionen. So kann man sich per Matchmaking mit Geschäftspartnern vernetzen und vorab Termine ausmachen. Ausführliche Produktinformationen und Austellerprofile (Text, Bild und Video) geben einen guten Eindruck vom Produktangebot des jeweiligen Unternehmens. Chatfunktionen oder Videogespräche erleichtern den direkten Austausch.
Weiter Informationen rund um die Iffa finden Sie unter www.iffa.com.
Autor:
Lukas Lehmann
Redakteur dei, V.i.S.d.P.