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Wie Etiketten umweltfreundlicher und flexibler werden

Trends bei der Etikettierung von Getränkeverpackungen
Wie Etiketten umweltfreundlicher und flexibler werden

Das Etikettieren ist heute ein sehr komplexer und für Produkte mehr denn je ausschlaggebender Prozess. Getränkehersteller sorgen sich vor allem um die Materialkosten, da sie ihre Investitionen optimieren und zugleich die Markenerkennung steigern möchten. Artem Krukov, Labelling Business Development Director bei Sidel, spricht über die Trends bei der Etikettierung und erklärt, wie Etiketten umweltfreundlicher und flexibler werden

Herr Krukov, was sind die wichtigsten Herausforderungen für die Etikettierung in der Getränkeindustrie?

Wie die meisten Unternehmen der verarbeitenden Industrie wünschen sich auch Getränkehersteller mehr Effizienz und niedrigere Gesamtbetriebskosten für ihre Etikettiermaschinen. Außerdem wird Nachhaltigkeit zu einem immer bedeutenderen Faktor. Das Etikett ist eine der wichtigsten Schnittstellen für die Kommunikation mit den Verbrauchern. Als Reaktion auf die sich ständig ändernden Verbraucherpräferenzen ändern auch Unternehmen ihre Etiketten kontinuierlich.

Wie kann die Etikettierung nachhaltiger werden?

Unser Ziel ist es, Kunden bei der Senkung ihrer Kosten zu helfen, und zwar vom Rohmaterial bis zur Wartung. Durch die Reduzierung der Etikettenstärken und Flächengrößen können nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch die Klimabilanz der Etikettenproduktion und des Etikettierprozesses verbessert werden. Außerdem bemühen sich Etikettenhersteller darum, sicherzustellen, dass die Etiketten das PET-Recycling nicht beeinträchtigen. Ein weiterer wichtiger Trend ist die Umstellung von Schrumpf-Sleeves auf BOPP-Etiketten (Roll-Fed-Etiketten aus Kunststoff für die Rundumanbringung). Da Behälter mit Schrumpf-Sleeves schwer zu recyceln sind, dient der Wandel hin zu BOPP-Etiketten nicht nur einer einfacheren Wiederverwertbarkeit, sondern trägt auch dazu bei, dass Unternehmen ihren CO2-Fußbabdruck weiter verringern können.

Was meinen Sie damit?

Etiketten waren für lebensmitteltaugliches Recycling von PET schon immer problematisch, weil sie oder der verwendete Klebstoff den Recyclingprozess beeinträchtigt haben. Inzwischen gibt es mehrere Initiativen, die diese negativen Auswirkungen minimieren können – die Reduzierung der Etikettenfläche bzw. -größe, die Entwicklung abwaschbarer Klebstoffe und die Verminderung der Klebstoffanwendung.

Getränkehersteller konzentrieren sich stark auf die Klebstoffeigenschaften. Warum?

Diese Tendenz lässt sich in Form von zwei Trends beobachten. Erstens gibt es drei Gründe, weshalb Hersteller in aller Welt ihre Klebstoffmengen reduzieren möchten: Mehr Klebstoff bedeutet erstens höhere Kosten, zweitens wirkt sich weniger Klebstoff positiv auf die Sauberkeit und damit auch auf die Effizienz der Maschinen aus und drittens beeinträchtigt Klebstoff den Recyclingprozess. Natürlich wollen Hersteller bei der Berücksichtigung aller dieser Faktoren keine Abstriche bei der Produktqualität hinnehmen. Der zweite Trend lässt sich nur in einigen Ländern beobachten, wo Unternehmen die Klebstoffverteilung optimieren möchten, um die Etikettenanbringung fester und zuverlässiger zu gestalten.

Sidel hat eine Lösung entwickelt, die beide Anforderungen erfüllt, und zwar durch den Einsatz der BOPP-Lösung mithilfe einer lasergravierten Auftragsrolle für Klebstoff, einem Standardmerkmal unserer Roll-Fed-Maschinen. So können wir die Klebstoffverteilung besser steuern und die Wiederholbarkeit gewährleisten. Dadurch bleibt die optimale Qualität des Etiketts auch mit weniger Klebstoff erhalten. Gleichzeitig können wir nach wie vor eine höhere Klebstoffmenge verarbeiten, die dann aber effizienter über die gesamte Fläche des Klebstoffstreifens verteilt wird.

Wie integriert Sidel nachhaltige Lösungen in die Etikettierung?

Nachhaltigkeit ist für Sidel ein wesentlicher Faktor und wir tun alles, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu mindern. Die Evodeco-Etikettierlösungen von Sidel minimieren über den neuen Melter und die Steuerung der Klebstoffverteilung sowohl den Strom- als auch den Klebstoffverbrauch. Der Roll-Fed-Etikettierer verfügt über einen integrierten Klebstoffbehälter, einen patentierten vertikalen Melter und eine kontrollierte Erhitzung. Der Klebstoff wird nach Bedarf geschmolzen und immer temperaturgenau und in kleineren Mengen verteilt, was die Qualität der Etikettenanbringung verbessert. Dieses Verfahren reduziert nicht nur den Klebstoffverbrauch, sondern vermeidet auch einen Qualitätsverlust des Klebstoffs sowie Leimfäden und Leimspritzer für eine verbesserte Gesamtqualität und mehr Nachhaltigkeit. Die Lösung bietet einen um 40 % niedrigeren Stromverbrauch und kommt ohne Zahnräder und Getriebe aus, weshalb kein Schmierbedarf besteht.

Zum Thema Gewichtsreduzierung: Wie hat die Umstellung auf leichtere Flaschen die Etikettierung beeinflusst?

Das Verpackungsdesign hat kritische Auswirkungen auf die Effizienz der gesamten Lieferkette. In den vergangenen 30 Jahren haben wir das Gewicht einer 1,5-l-PET-Flasche mehr als halbiert und zugleich die Produktionsgeschwindigkeit um das Zweieinhalbfache gesteigert. Das hat zu erheblichen Einsparungen in Bezug auf Rohmaterial sowie zu Gewinnen in puncto Produktivität geführt. Deshalb dreht sich nun alles um das sogenannte „Rightweighting“, also die Gewichtsoptimierung. Es geht darum, sicherzustellen, dass die Verpackung minimiert wird, dabei aber ihre technische Leistung und ihre Attraktivität für den Verbraucher behält.

Wie wird das umgesetzt?

Manche Hersteller setzen Stickstoff ein, um die Widerstandskraft und Stabilität der Flasche zu verbessern. Sidel hat seine Etikettiermaschinen so konzipiert, dass sie die zusätzlichen Anforderungen bei leichten Flaschen mit oder auch ohne Stickstoff erfüllen. Die fortschrittlichste Lösung für die Verarbeitung leichterer Flaschen ist die Super Combi, eine effiziente Komplettlösung mit dem Etikettierer zwischen der Blasmaschine und der Abfüllanlage. Mit diesem Layout werden die Etiketten an den leeren Flaschen angebracht, die ihrerseits am Hals transportiert werden. Dadurch reduziert sich das Risiko für Kratzer, während sich die Gesamtqualität der Flaschen verbessert.

Ein weiterer zentraler Faktor bei der Etikettierung ist die Flexibilität – und diese bezieht sich auf die Produktpersonalisierung. Worum geht es dabei und was sind die Auswirkungen für Etiketten?

Etiketten sind Schlüsselkomponenten im Marketingmix jeder Marke. Sie ermöglichen den Herstellern die Differenzierung ihrer Produkte und liefern den Verbrauchern die benötigen und zunehmend auch erwarteten Informationen. Die wachsende Vielfalt an Getränketypen und Flaschenformaten hat die Etikettierung zu einer immer größeren Herausforderung gemacht. Mehr denn je ist Flexibilität ein Vorteil für Getränkehersteller. Als Prioritäten gelten heute schnelle Produkt- und Formatwechsel, eine einfache Bedienung und optimierte Prozesse, die dieselbe Maschine für verschiedene Etikettentypen verwenden und dabei eine gleichbleibende Anlagenverfügbarkeit sicherstellen.

Bei der Produktpersonalisierung geht es um die schnelle Produktion kleinerer Produktchargen mit einem eigenen Etikett. Die größte Herausforderung ist daher der enge zeitliche Rahmen für die Gestaltung der spezifischen Grafiken und Etiketten. Die Personalisierung des Etiketts ist ein schwieriger Prozess, da viele verschiedene Elemente betroffen sind. Der Wechsel beginnt in der Regel mit dem Marketing und geht dann durch die Design- und Produktionsphasen bis hin zu Lagerung und Transport. Ein standardmäßiger Etikettenwechsel kann leicht länger als vier Monate dauern.

Wie wirkt sich der Online-Handel auf die Etikettierung aus?

Der Aufstieg des Online-Shoppings hat die Herausforderung mit sich gebracht, gleichbleibend hochwertige, einmalige und robuste Verpackungs- und Etikettenlösungen zu liefern. Dies hat neue Chancen für personalisierte Verpackungslösungen eröffnet, die das Produkt während des Transports schützen – indem die Verpackung optimiert wurde, damit sichergestellt ist, dass sie dem Verbraucher ein nahtloses Markenerlebnis bietet. Aus diesem Grund beraten wir unsere Kunden nun auch in Bezug auf das Verpackungsdesign. Wir gestalten nicht nur die Flasche selbst, sondern auch das Etikett oder die Sekundärverpackung usw. Unsere Verpackungsexperten unterstützen Kunden dabei, die beste Option für ihre jeweilige Markenidentität zu finden, die den Verbrauchervorlieben am meisten entspricht.

Wie reagiert Sidel auf diese Herausforderung?

Wir bauen vor allem auf Flexibilität. Mit unserer Evodeco-Etikettierlösungen können Hersteller unterschiedliche SKUs (Stock Keeping Units) liefern. Mit Evodeco können entweder mehrere Etikettieranwendungen auf einer Multi-Technologie-Maschine oder eine einzige Etikettieranwendung auf einer spezifischen Maschine verarbeitet werden, um die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen, die Stellfläche zu reduzieren und die Gesamtbetriebskosten niedrig zu halten.

Also können Hersteller nun eine Maschine für unterschiedliche Etiketten verwenden?

Genau. So erhalten Unternehmen die Flexibilität, die sie brauchen, und können die meisten Produkttypen auf nur einer Maschine fertigen. Durch ein modulares Design und diverse Technologien können Hersteller von zahlreichen Methoden für das Anbringen von Etiketten in einer einzigen kompakten Maschine profitieren.

Welche Etikettierlösung von Sidel ist technisch am fortschrittlichsten?

Die derzeit flexibelste Etikettierlösung von Sidel, die Evodeco Multi, integriert das Baukastenprinzip in die Etikettierung. Dieser Etikettierer hat ein standardisiertes Karussell, das mit bis zu vier verschiedenen Etikettiertechnologien ausgestattet werden kann, und zwar Heißleim, Kaltleim, Roll-Fed-Etikettierung und selbstklebende Etiketten. Darüber hinaus vereinfachen und beschleunigen Plug-&-Play-Anschlüsse den Wechsel zwischen den Etikettiermodulen und bieten Herstellern bei der Etikettierung freie Wahl und absolute Flexibilität. Wenn der Etikettierer in die Sidel Super Combi integriert ist, kann er bis zu 90 000 Flaschen pro Stunde verarbeiten.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Pandemie auf die Etikettierbranche ausgewirkt?

Während der Pandemie haben viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen ihre täglichen Ausgaben reduziert. Das hat zu einer Stagnation bei bestimmten Premiumprodukten im Getränkesektor geführt, weshalb die Hersteller die Verpackungskosten senken mussten. Beispielsweise haben Getränkehersteller der zweiten Stufe großes Interesse an einer Umstellung von Schrumpf-Sleeves auf BOPP-Etiketten gezeigt, um Kosten zu sparen. Aus diesem Grund sind in letzter Zeit viele preisgünstige Getränke auf dem Markt aufgetaucht.

Sidel International AG, Octeville-Sur-Mer, Frankreich


Das Interview führte für Sie: Heng Liu

Freier Journalist

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