Der optimierte Umgang mit Energie ist zu einem bestimmenden Wettbewerbsfaktor geworden. Vor diesem Hintergrund müssen die Unternehmen Konzepte für ein professionelles Energiemanagement entwickeln und umsetzen. Angesichts der unübersichtlichen Zahl von Lösungsansätzen ist das leichter gesagt als getan, denn das Risiko für den Einsparerfolg bleibt beim Unternehmen. Einen anderen Weg geht Postberg + Co. Druckluftcontrolling mit der Energie-Einspargarantie EnerGarant.
Bernd Jeskolka
Das Druckluftsystem der münsterländische Privatmolkerei Naarmann war über die Jahre „organisch“ gewachsen. Im Jahr 2007 beschloss man das System zu erfassen und zu analysieren. Ziel waren eine Verbesserung der Prozesssicherheit und Einsparungen beim Druckluftverbrauch. Schließlich ist die Produktion und Bereitstellung von Druckluft sehr teuer. Einsparungen in diesem Bereich spiegeln sich automatisch in fallenden Stromkosten wider.
Mit der messtechnisch gestützten Analyse des Druckluftsystems (Ist-Zustand) beauftragte Naarmann das Kasseler Unternehmen Postberg Druckluftcontrolling. Auf der Basis der erhobenen Daten wurde ein Optimierungskonzept erarbeitet, das Naarmann in Eigenregie umsetzte. Zur Überwachung des Erfolges der Optimierungs- maßnahmen nutzte man Messtechnik von Postberg.
Daneben bot Postberg gemeinsam mit seinem Partnerunternehmen INS InfraNetServ an, auf Basis des EnerGarant-Konzepts eine umfassende Revision der bei Naarmann im Einsatz befindlichen Drucklufttechnik vorzunehmen. Bei EnerGarant handelt es sich um eine Energie-Einspargarantie; die auf ihrer Basis durchgeführte Revision beinhaltet folgende Punkte:
- teilweise Erneuerung der Druckluftanlagen
- Verbesserung der Redundanz der Anlagen
- fortlaufende Überwachung der Druckluftqualität
Außerdem sollte in der Molkerei nach weiteren Einsparpotenzialen (Kälte, Wärme, Licht etc.) gesucht werden, die ebenfalls im Rahmen des EnerGarant-Konzepts umgesetzt werden könnten.
Gesamtverantwortlicher Vertragspartner für Naarmann war INS. Im Rahmen einer Energie-Einsparvereinbarung wurde Naarmann garantiert, dass die aus dem optimierten Druckluftsystem resultierenden Einsparungen die erforderlichen Investitionskosten decken. INS verpflichtete sich also zur finanziellen Deckung aller Maßnahmen, die in direktem Zusammenhang mit der Hebung von Energieeinsparpotenzialen stehen. Außerdem darf INS die eingesparten Gelder ausschließlich für die infrastrukturellen Verbesserungen der Drucklufttechnik (Druckluftqualität, Prozesssicherheit usw.) einsetzen. Für die zur Refinanzierung der Leistungen nicht benötigten Gelder wurde ein Verteilerschlüssel zwischen beiden Unternehmen vereinbart.
Leistungsverzeichnis erstellen
Unabhängig von der Energie-Einspargarantie kann Naarmann die Druckluftanlagen in voller Eigenverantwortung betreiben. Für die Umsetzung und nachhaltige Sicherung der Maßnahmen wurde ein Vertragszeitrahmen von 5 Jahren gewählt. Dieser Zeitrahmen bietet außerdem einen ausreichenden Amortisationsspielraum.
In der Projektphase wurde zunächst ein Leistungsverzeichnis erstellt. Es basiert auf der von Postberg durchgeführten Analyse und soll sicherstellen, dass für die Umsetzung der geplanten Optimierungen genügend Energieeinsparungen und somit Mittel zur Refinanzierung erwirtschaftet werden. Die im Leistungsverzeichnis aufgeführten Komponenten wurden im Auftrag des Kunden herstellerneutral ausgeschrieben und beschafft. Die Finanzierung der benötigten Komponenten erfolgte über INS und Comco Leasing, einem auf Leasing spezialisierten Unternehmen aus Neuss. Auf diese Weise muss Naarmann kein Kapital langfristig binden. Ferner kann die Privatmolkerei die aus der Leasingfinanzierung resultierende und zu bezahlende monatliche Leistungspauschale direkt steuerlich in Ansatz bringen.
Parallel zu den notwendigen Baumaßnahmen erstellte Postberg gemeinsam mit den technischen Mitarbeitern von Naarmann eine Prioritätenliste für die schrittweise Beseitigung von Leckagen. Außerdem wurde fixiert, welche zusätzlichen Optimierungsmaßnahmen in das Konzept mit eingebunden werden sollten. Das hierdurch erzielbare Einsparpotenzial wurde mit etwa 25 % des möglichen Gesamteinsparpotenzials veranschlagt.
Der Warmwasserbedarf ist in Molkereibetrieben sehr hoch. Um auch hier die Energiekosten zu senken, wurden an drei Kompressoren Anlagen zur Wärmerückgewinnung installiert. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtenergieeinsparpotenzial. Simulationsrechnungen zeigten Einsparpotenziale in Hinblick auf das zur Aufheizung verwendete Schweröl. Gleichzeitig ermöglichten die Berechnungen eine genauere Steuerung der Wärmemengen innerhalb der drei angeschlossenen Kompressoren über eingebaute automatisch gesteuerte Ventile. Die Druckluftanlage der Privatmolkerei Naarmann befindet sich heute in einem technisch vollständig erneuerten Zustand. Kompressoren wurden ausgetauscht, Teile der Verrohrung erneuert und eine kompressorübergreifende Steuerung installiert. Die von Postberg installierte Messtechnik bietet die Grundlage für eine systematische und fortlaufende Beseitigung von Leckagen. Außerdem sichert sie die Qualität der bereitgestellten Druckluft. Wichtig: Die eingesparten Strom- und Ölmengen decken die vom Kunden zu leistende monatliche Leistungspauschale ab.
Die stetig fortschreitende Beseitigung von Leckagen wird in Zukunft in der Gesamtbilanz zu Einsparüberschüssen führen. Auf der anderen Seite ist zu befürchten, dass die Kostensteigerung auf dem Energiesektor die geplanten Einspareffekte neutralisieren wird. Unabhängig davon bietet die Energie-Einspargarantie EnerGarant Naarmann verschiedene Vorteile: Sie sichert eine risikofreie und umfassende Hebung von Energieeinsparpotenzialen. Naarmann profitiert zudem von der fortlaufenden und kostenneutralen Begleitung seiner Drucklufterzeugung durch ein Team von externen Unternehmen, die das Ziel verfolgen, ein umfassendes Energiemanagement in der Molkerei aufzubauen – und dies ohne Investitionsrisiko, aber bei uneingeschränkter Autonomie bei der Nutzung der Anlagen.
Online-Info www.dei.de/0910433
Vier Maßnahmen
Um die vorausgesagten Einsparpotenziale zu erreichen musste die Privatmolkerei Naarmann im Wesentlichen vier Maßnahmen umsetzen. Zunächst wurde ein Regelloch mithilfe eines kleineren, passenden Kompressors beseitigt. Dadurch wurde die Basis für einen Leerlauf kleiner 1 % gelegt. Anschließend wurde eine bedarfsabhängige Steuerung installiert und in Betrieb genommen. Diese wählt anhand des Druckabfall-Gradienten die passende Kompressorkombination für die optimale Anpassung an den aktuellen Druckluftbedarf aus. Ein spezieller Algorithmus sorgt dafür, dass alle Kompressoren in einem energetisch effizienten Betriebspunkt laufen. Gleichzeitig kann der Druck in 0,1-bar-Schritten gesenkt werden. Hier lag ein weiteres Optimierungspotenzial.
Die dritte Maßnahme beinhaltete die Installation einer Wärmerückgewinnung an drei von vier Kompressoren. Diese wurde in die vorhandene Wärmeversorgung der Molkerei in der Art integriert, dass ganzjährig 100 % der Kompressorabwärme genutzt werden kann. So wird die Abwärme der Kompressoren, die kostenlos zur Verfügung steht, vollständig nutzbar.
Als vierte und wiederkehrende Maßnahme umfasst die fortlaufende Ortung und Beseitigung von Leckagen. Bisher konnten weit über 60 Leckagen gefunden und beseitigt werden.
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